Die große Tunnel-Debatte im AZ-Café

Schon am zweiten Tag im AZ-Café wurde es unterirdisch. Nein, nicht in Sachen Niveau. Am Samstagnachmittag ging’s um das Thema Tunnel.
Die Architekten Petra Lejeune und Herrmann Grub stellten ihr Projekt zur Wiedervereinigung des Englischen Garten vor. Sie wollen den Park untertunneln und den Ring dort unterirdisch führen. „Wir möchten die große Wunde heilen, die in den 60ern durch eines der schönsten Gartendenkmäler der Welt geschlagen wurde“, sagt Herrmann Grub.
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Michael Lotterschmidt will etwas anderes:einmal tagsüber das Fenster aufmachen können. Lotterschmidt wohnt an der Landshuter Allee und wünscht sich für diese ebenfalls einen Tunnel. „Für die rund 2000 Anwohner ist das eine notwendige Korrektur“, sagt er. Deshalb hat Lotterschmidt gemeinsam mit Gleichgesinnten die Bürgerinitiative Pro Tunnel gegründet.
Täglich donnern 140.000 Fahrzeuge vor seiner Haustür vorbei. „Wir sind sehr froh über das Feinstaub-Urteil, jetzt muss die Stadt wenigstens in dieser Hinsicht reagieren“, sagt er. Sonst sieht es für den Tunnel aber schlecht aus.
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Ganz anders beim Englischer-Garten-Projekt: „Wir haben es noch nie erlebt, dass ein Projekt auf so große Begeisterung gestoßen ist“, sagt Architektin Petra Lejeune. 10 000 Unterschriften hat sie gesammelt, die Allianz Umweltstiftung hat die Machbarkeitsstudie finanziert. Sie liegt vor, das Architekturbüro Grub-Lejeune hat die Studie der Stadt geschenkt. Im Baureferat wird sie geprüft.
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Von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gibt’s bereits eine Zusage, dass der Freistaat etwas zuschießen will. Grund: Der Isarring ist ein Stau-Abschnitt, und in solchen Fällen muss der Freistaat laut Straßenbaugesetz bei der Beseitigung von Verkehrsproblemen mithelfen. Außerdem gibt’s von der Allianz Umweltstiftung eine Finanzierungszusage von einer Million.
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Die Gesamtkosten werden auf 70 Millionen beziffert. Zahlreiche Münchner Firmen sind bereit, zu spenden. Problem: So lange es keinen Stadtratsbeschluss gibt, dass die Stadt München den Rest finanziert, wenn der Freistaat im Boot„Hier beißt sich die Katze in den Schwanz“, sagt Petra Lejeune. Im Frühjahr allerdings soll es eine Stadtratsvorlage geben.
Zwei Tunnel, zwei unterschiedliche Probleme: „Man kann beide Projekte nicht vergleichen und auch nicht gegeneinander ausspielen“, sagt Lotterschmidt. „Ich will hier nicht Anwohner gegen EIchhörnchen aufrechnen.“
Auch Grub betont: „Ich habe vollstes Verständnis für ihr Anliegen.“ Werner Lederer-Piloty, der Vorsitzende des Bezirksausschusses: „Am Ende wird das Projekt im Stadtrat an Fakten gemessen werden.“ Und da sei der Englische-Garten-Tunnel weiter.
Michael Lotterschmidt will aber weiter für seinen Tunnel kämpfen. „Wissen Sie“, sagt er am Ende zu Grub und Lejeune: „Unser Tunnel ist Alltag. Euer Tunnel ist Weihnachten.“