Die Europawahl in München: CSU wird Nummer 1 – Grüne stürzen ab

München - Der Höhenflug der Grünen ist gestoppt", lautet die Europa-Wahlanalyse von Manuel Pretzl, dem Chef der CSU im Stadtrat. Tatsächlich liegen die Grünen zum ersten Mal seit der Bundestagswahl 2017 nicht mehr auf Platz eins in München, sondern seine Partei. Die CSU kommt auf 27,1, die Grünen auf 23,7 Prozent. "Die Menschen haben erkannt, dass man Politik nicht mit lustigen Sprüchen macht, sondern mit Leistung", sagt Pretzl. Wahlen müsse man freilich alle einzeln betrachten. Allerdings: "Das ist ein deutlicher Fingerzeig Richtung Kommunalwahl." Die steht 2026 an. Pretzl hofft nun, dass die CSU auch da die Grünen überholt.
Für die Münchner CSU-Kandidatin Tina Pickert reichte es trotzdem nicht. Sie stand auf Platz acht der Liste, sechs CSUler ziehen ins Parlament ein. Die Stimmung im Wahlkampf sei so gut gewesen, dass sie sogar glaubte, die CSU würde ein noch besseres Ergebnis holen, sagt sie. "Am Thema Europa will ich auf jeden Fall dran bleiben - und perspektivisch in fünf Jahren noch einmal kandidieren."
So reagiert der grüne Bürgermeister auf die Wahlschlappe
"Für uns ist das Ergebnis natürlich eine Enttäuschung", sagt der grüne Bürgermeister Dominik Krause. Seine Analyse: "Wir als Grüne haben als einzige Partei ehrlich gesagt, dass der Frieden und unser Wohlstand gefährdet sind und dass es Veränderungen braucht." In Krisenzeiten seien den Menschen jedoch womöglich die scheinbar einfachen Lösungen lieber.
Aber die Grünen müssten nun auch selbstkritisch sein, findet Krause. Zum Beispiel sei es ein Problem, dass die Grünen bei jungen Wählern so schlecht abschnitten. Auch, dass es keinen eigenen Münchner Kandidaten gab, könnte es seiner Ansicht schwerer gemacht haben.
"Das Ausmaß der Anfeindungen war hoch"
Der Wahlkampf sei für die Grünen einer der schwersten überhaupt gewesen, sagt Krause. Das Ausmaß der Anfeindungen sei sogar höher gewesen als bei der Landtagswahl. Doch es gebe auch Positives zu vermelden: Die AfD schnitt in München mit 6,7 Prozent wesentlich schlechter ab als im bundesweiten Durchschnitt. Sorgen, dass die Grünen nun auch bei der Kommunalwahl auf Platz 2 hinter der CSU rutschen könnten, mache er sich nicht: "Die Europawahl hatte thematisch keinen Zusammenhang zur Kommunalpolitik. Deshalb kann man nichts Konkretes ableiten. Es verfestigt sich aber, dass es ein Duell zwischen Grünen und CSU bleibt."
Tatsächlich liegt die SPD wieder mit 12 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz. "Die SPD kann als Kanzlerpartei nicht zufrieden sein", sagt der Münchner SPD-Chef Christian Köning. Er weist darauf hin: Die SPD kann sich über einen kleinen Zuwachs von 0,5 Prozentpunkten freuen. "Das führe ich zurück auf einen engagierten Wahlkampf."
Als "wenig überraschend" bezeichnet OB Dieter Reiter (SPD) das Ergebnis: "Der Kanzlerwahlkampf scheint nicht geholfen zu haben, die Kandidaten haben offenbar ebenfalls keinen frischen Wind gebracht und die Themen der SPD trafen wohl auch bei vielen Wählern nicht den Nerv." Die Reaktion von SPD-Fraktionschefin Anne Hübner auf der Social-Media-Plattform X klingt pessimistischer: "Scheiß Ergebnis für die SPD. Und sonst auch."