Die Bettler-Banden sind zurück in München

Mütter mit Kindern, verkrüppelte Menschen und alte Frauen sollen vor allem reichen Touristen das Geld aus der Tasche ziehen.
München – Morgens kurz nach acht Uhr stoppt ein weißer Lieferwagen am Bahnhofsvorplatz. Die Hecktüren gehen auf und ein Dutzend zerlumpte Gestalten klettern von der Ladefläche.
Die Gruppe weiß genau, was zu tun ist. Eine Frau mit einem neugeborenen Baby lässt sich im Schatten der Arkaden direkt vor dem Asia-Supermarkt in der Bayerstraße nieder. Im linken Arm hält sie ihr kleines Mädchen, mit rechts hält sie einen leeren Kaffeebecher hoch.
Bis zu 100 Euro und mehr - doch nicht für die Bettler
Es ist heiß und hektisch rund um den Hauptbahnhof. Menschen hetzen vorbei, ein paar von ihnen werfen der Mutter einen mitleidigen Blick zu. Eine arabische Familie stoppt. Der Vater drückt seinem Sohn ein paar Münzen in die Hand, die wenig später im Becher der Bettlerin klimpern.
Von dem Geld wird sie allerdings nicht all zu lange etwas haben. Regelmäßig kommt jemand vorbei. Dann verschwinden Mutter und Kind zusammen mit einem jungen Mann kurz in einem Hauseingang und machen Kassensturz. „Bis zu 100 Euro und mehr kann ein Bettler am Tag verdienen“, schätzen Streifenpolizisten aus der Ludwigsvorstadt.
Das Vorgehen ist genau geplant
Die Bettlerbanden haben sich ihre Bezirke genau aufgeteilt. Vor der Hypo-Vereinsbank an der Kreuzung Schillerstraße sitzen täglich zwei alte Frauen. Ein paar Meter weiter ein Mann mit amputiertem Unterschenkel und vorne vor dem Mathäser-Kino kauert ein Senior am Boden. Seine beiden Beinstümpfe hat er mit Lumpen umwickelt. Immer wieder rappelt er sich auf, schleppt sich über den Gehsteig, möglichst nah an Passanten heran, immer in der Hoffnung, dass einer von ihnen stehenbleibt und etwas Geld herausrückt.
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„Die Zahl der Bettler hat in den vergangenen Tagen wieder deutlich zugenommen“, bestätigt KVR-Sprecher Florian Schmelmer. Auch bei der Polizei beobachten Streifenbeamte, dass die Banden aus Osteuropa wieder in der City unterwegs sind. Die Stadt ist voller Touristen. Die Besucher aus arabischen Staaten sind dabei besonders großzügig.
Die Münchner sind genervt
Die Münchner geben dagegen kaum mehr etwas. Nicht weil sie herzlos wären, nein. Ganz im Gegenteil. Die meisten wissen, dass die Bettler kaum etwas von dem geschnorrten Geld behalten dürfen. „Ich unterstütz doch nicht die Mafia“, sagt eine Verkäuferin. „Doch leidtun mir die Menschen schon.“
Viele Ladenbesitzer sind dagegen reichlich genervt. Die Bettler vergraulen ihnen die Kunden. „Die sitzen vor meiner Tür und kein Kunde kommt mehr herein“, beklagt ein Friseur. Wenn er einen Bettler verscheucht, sitzt am nächsten Morgen ein anderer da.
Im August 2014 verbannte das KVR nach einem Beschluss des Stadtrats die Bettel-Banden aus der Altstadt und der Bahnhofsgegend. Jetzt sind sie wieder zurück.