Dicke Luft im Rathaus: Böllern an Silvester in München bleibt erlaubt

Der Stadtrat hatte gefordert, dass Feuerwerk an sensiblen Orten in der Stadt verboten wird. Doch das Kreisverwaltungsreferat lehnt den Vorschlag ab.
Emily Engels
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
31  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Feuerwerk rund um die Frauenkirche: Diese Bilder wird es nicht mehr geben - seit vergangenem Jahr herrscht ein Verbot in Teilen der Altstadt. (Archivbild)
Feuerwerk rund um die Frauenkirche: Diese Bilder wird es nicht mehr geben - seit vergangenem Jahr herrscht ein Verbot in Teilen der Altstadt. (Archivbild) © imago/imagebroker

München - Eigentlich sollen Silvester-Raketen und Böller einem alten Brauchtum nach böse Geister und alles Schlechte vertreiben. "In vielen Fällen sind sie es aber selbst, die Unheil über uns bringen", sagt ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff wütend. Anlass für das Thema war ein Antrag der SPD-Volt gewesen.

Feuerwerk-Sperrzone aus rechtlichen Gründen abgelehnt

Die Fraktion hatte gefordert, rund um den Tierpark eine Feuerwerk-Sperrzone einzurichten. Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) lehnt das jedoch aus rechtlichen Gründen ab. Um ein Feuerwerksverbot rund um den Tierpark - und an anderen sensiblen Orten in der Stadt - durchsetzen zu können, müssten sich die Gesetze auf Bundesebene ändern. Der Stadt fehlen schlichtweg die rechtlichen Möglichkeiten, um ein solches Verbot zu erlassen. Deshalb fordert Stadtrat und Rechtsanwalt Christian Vorländer (SPD) nun auch: "Wir müssen die Handlungsrechte der Kommunen stärken."

Rund um den Tierpark soll in der Silvesternacht nicht geböllert werden. Rechtlich umsetzen kann die Stadt das Verbot allerdings nicht.
Rund um den Tierpark soll in der Silvesternacht nicht geböllert werden. Rechtlich umsetzen kann die Stadt das Verbot allerdings nicht. © Tierpark Hellabrunn/Marc Müller

Er begrüßt einen Änderungsantrag der CSU-Fraktion, der dem Vorschlag seiner SPD-Fraktion ähnelt. So hat die CSU am Dienstag gefordert, dass OB Dieter Reiter (SPD) sich auf Bundes- und Landesebene für entsprechende gesetzliche Regelungen einsetzen soll. Der Stadtrat hat für den Antrag gestimmt. Stadträtin Evelyne Menges (CSU) sagt: "Für die Zukunft brauchen die Kommunen die Möglichkeit, im Umfeld von Tierparks und Naturschutzgebieten das Feuerwerk einzuschränken. Für die Tiere bedeutet die Silvesternacht jedes Jahr puren Stress und die Natur leidet unter dem Müll, der durch Böller und Raketen entsteht."

Das sieht die ÖDP-Fraktion genauso. Die Notaufnahmen in Krankenhäusern seien in der Silvesternacht voller Verletzter, Haus- und Wildtiere geraten in Panik, immer wieder kommt es zu Bränden, Landschaftsschutzgebiete würden verwüstet, ganze Straßenzüge vermüllt. Ruff schimpft auch: "Silvester-Raketen und Böller verursachen in einer Nacht zwei Prozent des Feinstaubs, der das ganze Jahr über freigesetzt wird."

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Kein stadtweites Böllerverbot in München

Deshalb hatte seine Fraktion ein stadtweites Böllerverbot gefordert. Dieses wurde freilich ebenso abgelehnt. Immerhin wird das 2019 erstmals beschlossene Böller- und Feuerwerksverbot in Teilen der Innenstadt beziehungsweise innerhalb des Mittleren Ringes wohl auch in diesem Jahr wieder gelten. Doch kommen zusätzliche Corona-Regeln hinzu? Dazu konnte sich das KVR auf AZ-Nachfrage bisher noch nicht äußern. Es sei aber möglich, dass bundes- oder landesweite Regelungen getroffen werden, die für die Stadtverwaltung dann ebenfalls verpflichtend wären.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
31 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Falco am 18.11.2020 11:49 Uhr / Bewertung:

    Ziemlich durchsichtig das Ganze... Die, die letztes Jahr und auch davor schon sich durch das 1 x im Jahr stattfindende Silvester Feuerwerk gestört fühlen, fordern nun erneut dessen Abschaffung.
    Sie nutzen die Gunst der Stunde und vereinnahmen auch das Corona Thema für sich und ihre Verbotsforderungen. Weil ja laufend Finger oder Hand amputierte in den Kliniken auftauchen würden. Wohlgemerkt durch legales Silvester Feuerwerk aus dem Supermarkt...

    Ich durchschaue das. Mir ist nicht der Zusammenhang zwischen Intensiv oder Innerer Medizin (Corona) mit Unfall- bzw. Notfallchirurgie klar. Sie vergessen auch, dass die Mehrzahl der Fälle, die an Silvester behandelt werden müssen, durch Alkohol, häusliche Gewalt und Unfälle ohne Feuerwerk entstehen.
    Da auch praktisch keine Arztpraxis an Silvester offen hat, landen z. B. auch an Erkältung leidende Personen im Krankenhaus.

    Für mich eine rein konstruierte Forderung, um eigene Interessen durchsetzen zu können.

  • Tierfreund01 am 19.11.2020 17:35 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Falco

    Was für ein Blödsinn, keiner braucht es. Ich darf ausser arbeiten nichts mehr. Alle Vereine sind geschlossen, da darf ich mich mit keinem mehr treffen um Indoorsport zu betreiben.
    Aber ihrer Meinung nach sollten die alkoholisierten draussen stehen dürfen in Gruppen um ihr Feuerwer los zu lassen und gemeinschaftlich weiter zu saufen und wer sollte dann ihrer Meinung nach das ganze Treiben kontrollieren. Die Polizei?? Die eigenveratwortlichkeit des Menschen funktioniert ja nüchtern schon nicht wie sollte es dann erst im angesoffenen Zustand funktionieren??
    Verbieten und gut isses.
    Sollte es nicht verboten werden brauchen sich die Veratwortlichen Politiker aber dann auch nicht wundern wenn die Zahlen wieder nach oben schnellen danach.
    Und die die jetzt am lautesten schreien es muss stattfinden sind dann die die beim nächsten Lockdown ebenfalls wieder am lautesten schreien.

  • Falco am 21.11.2020 10:11 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Tierfreund01

    Danke für Ihren wertschätzenden Kommentar.
    Es tut mir leid, dass Ihre persönlichen Silvester Erlebnisse derart negativ ausgefallen sind. Ich kann Ihnen versichern, dass es abseits davon auch noch zivilisierte Silvester Feiern gibt.
    Und in einer toleranten Gesellschaft können beide "Seiten" nebeneinander leben.
    Man muss auch gönnen können...
    Und ja, ich halte es absolut für möglich, privates Silvester Feuerwerk Corona konform abzubrennen. Zum einen findet das im Freien statt (Pluspunkt) und zum anderen kennen wir doch alle mittlerweile die Hygiene Regeln.
    Die Vernünftigen (und ein paar davon gibt es sicher noch), zünden ihr Feuerwerk übrigens nicht alkoholisiert, sondern mit klarem Kopf.
    Hauen Sie bitte nicht auf die vielen Vernünftigen drauf, nur weil ein paar wenige sich nicht benehmen können.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.