"Devise heißt abspecken": Neues Konzerthaus in München soll kleiner werden

Das neue Konzerthaus in München soll deutlich kleiner werden. Kunstminister Markus Blume möchte statt eines Milliarden- gerne ein Millionen-Projekt.
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Das mit einer "Denkpause" belegte Konzerthaus im Werksviertel.
Das mit einer "Denkpause" belegte Konzerthaus im Werksviertel. © Kunstministerium

München - Im Ringen um ein neues Konzerthaus in München will Bayern Kunstminister Markus Blume das Vorhaben deutlich abspecken. "Ich möchte, dass aus einem Milliarden- ein Millionen-Projekt wird", sagte der CSU-Politiker der "Süddeutschen Zeitung". "Wir brauchen eine andere Größenordnung."

Der Minister sagte zu der kleineren Dimension: "Wir richten den Blick vom 'Konzerthaus' wieder stärker auf den 'Konzertsaal'." Die letzte Kostenschätzung belaufe sich auf rund 1,3 Milliarden Euro, sagte Blume. "Für mich ist klar: In diesen Zeiten von Krieg, von Umbruch, von Unsicherheit ist unser Bekenntnis nur einzulösen, wenn wir das Projekt so aufsetzen, dass wir es auch verwirklichen können." Er betonte: "Deshalb heißt die Devise für mich: abspecken."

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Kostenexplosion für neues Konzerthaus in München

Der Freistaat plant das Konzerthaus, das vor allem Spielstätte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BRSO) werden soll. Angesichts der geschätzten Kostensteigerungen hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dem Vorhaben aber eine Denkpause verordnet, gleichwohl liefen die Planungen weiter.

Söders Bedenken hatten in Politik und Gesellschaft teils Zuspruch, aber auch viel Kritik bekommen. Auch Star-Dirigent Sir Simon Rattle, der neue Chef des Symphonieorchesters, und die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, hatten mehrfach die Umsetzung des Projekts gefordert.

Sir Simon Rattle.
Sir Simon Rattle. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

BR wirbt weiterhin für große Konzerthaus-Lösung

Der Bayerische Rundfunk wirbt nach Blumes Aussage weiter für eine große Lösung. Auch wenn die Zeiten schwierig seien, müsse sichergestellt sein, "dass die ursprüngliche Idee des Konzerthauses erhalten bleibt", betonte BR-Kulturprogrammdirektor Björn Wilhelm. "Ein moderner, generationenübergreifender und nachhaltiger Ort der Begegnung und Musikvermittlung, der die technischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts voll ausnutzt. Ein Ort, der eben mehr ist als eine reine Spielstätte, sondern allen Menschen in Bayern zugutekommt."

Blume: "Entscheidend ist nicht Beton, sondern was innen passiert"

Blume kündigte nun nach der Denkpause eine "Dialogphase" an: "Wir werden uns deshalb mit allen Beteiligten über die Konzerthauspläne beugen und auf das Wesentliche konzentrieren." Es sei immer darum gegangen, einen Konzertsaal für die Münchner Weltklasse-Klangkörper zu bauen, insbesondere für das Symphonieorchester. "Entscheidend ist nicht Beton, sondern was innen passiert. Das ist unser Anspruch."

Zum Zeitplan meinte der Minister: "Wir sollten uns relativ schnell auf Eckpunkte verständigen und sie dann in konkrete Planungsüberlegungen übersetzen. Das alles wird auf jeden Fall noch in dieser Legislaturperiode passieren."

Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume (CSU).
Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume (CSU). © Uwe Lein/dpa

Diesen Aspekt begrüßte BR-Kulturprogrammdirektor Wilhelm: "Wir freuen uns darauf, dass die Planungen nun schnell und konkret angegangen werden und werden uns mit Elan und Zuversicht einbringen", sagte er.

Im neuen Koalitionsvertrag haben CSU und Freie Wähler vereinbart, zum Konzertsaal zu stehen, aber die Planungen zu "redimensionieren". Wenn man weiter der ganz großen Sache nachhänge, komme man nie zum Ziel, sagte Blume in dem Interview. "Ich werbe deshalb für eine Lösung, die in absehbarer Zeit auch umsetzbar ist."

Blume sagte, man könne ein solches Projekt wie den Konzertsaal mit allen möglichen Wünschen aufladen. "Aber dann bleibt es ein Milliardenprojekt und muss von Legislatur zu Legislatur weiter verschoben werden in der Hoffnung auf bessere Zeiten."

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2 Kommentare
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  • Chroniker am 12.11.2023 17:42 Uhr / Bewertung:

    Es kann unter diesen Bedingungen nur auf eine "Isarphilharmonie 2.0" hinauslaufen. München hätte dann mit dem Herkulessaal drei mittelmäßige Kontertsäle. Das kann niemand wollen, nur damit die BR-Symphoniker für 50 Abende im Jahr einen eigenen Saal haben. Deshalb wäre es jetzt endlich Zeit für eine gemeinsame große Lösung von Stadt und Freistaat, nämlich der gemeinsamen Sanierung der alten Philharmonie am Gasteig (mit möglichst weiterhin über 2000 Plätzen) - natürlich mit geteiltem Erstbelegungsrecht von Philharmonikern und BR. Im Werksviertel kann man für den BR ein Musikzentrum bauen, das nach dem Abriss des Studiobaus zum Beispiel für Jazz, Volksmusik oder Kinderkonzerte noch dringend benötigt werden wird. Und man hat ja noch Herkulessaal und Isarphilharmonie für Abende, in denen kleiner besetzte Werke erklingen.

  • Witwe Bolte am 12.11.2023 12:25 Uhr / Bewertung:

    Hoffentlich bekommt der neue Konzertsaal nicht diesen hässlichen gläsernen Sargdeckel als Dach, sondern was Hübsches, das keine negativen Assoziationen weckt.
    Das Glas heizt sich im Sommer auf und man kommt sich vor wie in einem Terrarium.

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