Detektive für Münchner Wertstoffinseln? Den Müllsündern auf der Spur
München - Hunderte Tonnen Sperrmüll stellen die Münchner im Jahr an den Wertstoffinseln ab, wo sie eigentlich bloß Plastik und Glas in die Container schmeißen dürften. Damit das in ihrer Stadt nicht passiert, beauftragt Ebersberg Detektive, um "Müllsünder” aufzuspüren. Verdeckt, möglichst unauffällig beobachten sie die Wertstoffinseln. Wenn jemand dort seinen Sperrmüll ablagert, machen sie Videos und Fotos vom Fahrzeug samt Nummernschild, um das als Beweismaterial bei der Stadt vorzulegen. Der Bußgeldbescheid kommt dann per Post, wie beim Blitzer.
Kristina Frank will Müllüberwachung in München
Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), die auch für die Abfallwirtschaftsbetriebe verantwortlich ist, hätte gerne auch in München eine Detektei zur Müllüberwachung beauftragt.
An 20 bis 30 Wertstoffinseln, wo besonders viel Sperrmüll anfällt, wollte Frank einen Pilotversuch starten. Doch nur CSU und Freie Wähler waren dafür. Die Mehrheit im Stadtrat lehnte dies am Donnerstag ab und hatte andere Vorschläge.

"Waste Watcher" statt Mülldetektive für München?
"Auch uns liegt die Sauberkeit am Herzen", sagte SPD-Stadträtin Kathrin Abele. "Aber uns gefällt der Ansatz nicht, den Menschen hinterherzuspionieren.” Auch Sybille Stöhr von den Grünen ist dagegen, dass Detektive die Münchner beobachten. Der Aufwand, alle 950 Wertstoffinseln in der Stadt zu bewachen, ist aus ihrer Sicht viel zu groß. Ihr wäre es lieber, wenn die Stadt stattdessen prüft, ob sie mehr kostenlose Sperrmüllabholungen organisieren könnte.
Außerdem sollte die Münchner Verwaltung einen Blick nach Hamburg werfen, findet Stöhr: Seit 2018 sind dort sogenannte "Waste Watcher" unterwegs. Das sind Mitarbeiter der Stadtreinigung, die die Bürger ansprechen, wenn sie Müll falsch entsorgen. Sie dürfen sogar Bußgelder eintreiben. Alleine im ersten Halbjahr 2021 haben sie rund eine Viertelmillion Euro eingenommen.
Maria-Eich-Straße in Pasing als "Müllhotspot"
In München könnte diese Aufgabe der Kommunale Außendienst übernehmen, schlug Nicola Holtmann (ÖDP) vor. Momentan sollen die Sicherheitsleute für Ordnung rund um den Hauptbahnhof sorgen. Die vermüllten Wertstoffinseln befinden sich allerdings eher am Stadtrand. Die Firma Remondis, die in München viele Container entleert, hat vor einiger Zeit die Maria-Eich-Straße in Pasing als "Müllhotspot" ausgemacht.
Andreas Babor von der CSU beobachtet zudem, dass viele Bewohner aus Grünwald auf dem Weg in die Stadt ihren Sperrmüll illegal abstellen.
Auch von Augsburg könnte München lernen, findet Holtmann von der ÖDP. Dort gibt es eine gelbe Tonne. Pro Jahr und Einwohner sammelt die Müllabfuhr laut ÖDP rund 30,8 Tonnen Verpackungsmüll. In München ist es nicht einmal ein Fünftel davon. Noch eine Idee aus Augsburg könnte sich München abschauen: Dort gibt es nicht nur Container für Plastik und Glas, sondern auch für Elektroschrott.
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