Hagel in München: Weshalb der Norden öfter verschont bleibt
München - Manch einer in der Stadt hat sich die letzten Tage recht die Augen reiben müssen. Während es in Schwabing - nach schönstem Sonnenschein am Morgen - nachmittags gerade mal ein bisserl genieselt hat, kamen in Sendling Hagelkörner herunter und bedeckten die Straßen winterweiß.
In Giesing sind sie sogar mehr als murmelgroß auf die Autodächer geprasselt, dass man Sorge um Lack und Windschutzscheiben haben musste. Und das nicht im April, in dem man ja Wettereskapaden gewöhnt ist. Sondern Anfang Mai. Ist das noch normal? Und wie ist das zu erklären?
Die AZ hat beim Diplom-Meteorologen Guido Wolz nachgefragt, dem Wetterexperten des Deutschen Wetterdienstes für München.

AZ: Herr Wolz, warum hagelt es gerade in München?
GUIDO WOLZ: Das ist völlig normal für diese Jahreszeit. Im Moment herrschen geringe Luftdruckgegensätze. In der Höhe ist wenig Windbewegung, darum ziehen die Gewitterzellen kaum vom Fleck. Das ist seit drei Tagen schon so. Hagel entsteht, wenn warme Luft aufsteigt, kondensiert und durch die starken Temperaturunterschiede in den Wolken gefriert. Wenn dann starke Aufwinde herrschen, werden die Eiskristalle herumgewirbelt und reichern sich immer mehr mit Eis an, bis sie so schwer sind, dass sie auf den Boden herunterfallen.
Warum ist in den südlichen Stadtteilen zum Teil viel Hagel gefallen, in der nördlichen Stadt aber nicht?
Es waren sehr kleine, unscheinbare Gewitterzellen, die beispielsweise am Dienstag auf München zugesteuert sind. Oft ziehen sie aus dem Südwesten über den Ammer- und Starnberger See heran, nehmen dort nochmal Wasser auf und treffen dann auf die südlichen und östlichen Stadtteile. Hier gewittert es deshalb generell häufiger als im nördlichen München.
Wie wird das Wetter in München in den nächsten Tagen?
Es bleibt noch eine Weile bei labil geschichteten Luftmassen im südlichen Alpenvorland, also bei günstigen Bedingungen für vereinzelte Schauer und Gewitter. Bis Sonntag sind in München unwetterartige Starkregenfälle nicht ausgeschlossen. Die eine oder andere Zelle kann auch wieder zu Hagel führen. Vor allem in der zweiten Tageshälfte. Aber ab Sonntag kriegen wir bis Mitte nächster Woche einen frühsommerlichen Touch mit 20, vielleicht 25 Grad und mehr. Es wird sich häufiger die Sonne zeigen.
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