Der Stadt fehlen 1000 Erzieher
München - Es könnte so schön sein: eine hübsch eingerichtete Kita, neue Räume, glückliche Kinder, zufriedene Eltern. Doch die Realität bei der Diakonie Hasenbergl sieht anders aus: „Wir haben die Häuser, können aber nicht so viele Kinder dort aufnehmen, wie eigentlich möglich wäre“, sagt Beate Donislreiter. Ihr fehlen schlichtweg die Erzieher.
Gut zehn Stellen kann die Bereichsleiterin nicht besetzen. In anderen Einrichtungen sieht es nicht besser aus: Allein die städtischen Kitas suchen händeringend nach 245 Erziehern.
Dort, wo die Personaldecke besonders eng ist, müssen städtische Kitas sogar die Öffnungszeiten verkürzen, entweder abends oder in der Früh.
Gut 400 Einrichtungen hat die Stadt, dazu kommen 850 von freien Trägern. Wie die Personalsituation dort aussieht, kann die Stadt nur vermuten. Das Bildungsreferat geht davon aus, dass die Lage ähnlich angespannt ist.
Wer typische Stellenangebote durchschaut, sieht schnell, dass das stimmt. Viele Kitas werben um Personal, mit Zusatzangeboten wie Betriebsrente oder Fortbildungsmöglichkeiten.
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So auch die Diakonie. Nur: Das Personal ist einfach nicht vorhanden: „Wir suchen überall“, sagt Donislreiter. Viele Erzieherinnen werden im Ausland angeworben. Aber selbst das kompensiert den Mangel nur bis zu einem gewissen Teil. Die Sprachkenntnisse der Bewerber reichen oft nicht aus.
Viele Kita-Gruppen können deshalb nicht eingerichtet werden. In einem Diakonie-Haus muss die Einrichtungsleitung auf zwei Gruppen verzichten – 24 Kinder weniger, die betreut werden können. „Die Eltern sind unzufrieden“, sagt Donislreiter – und kann doch nichts dagegen tun, außer weiterzusuchen.
Das Problem wird sich verstärken: Bis 2020 sollen in München 8500 weitere Krippen- und 6200 Kindergartenplätze geschaffen werden. Das heißt: Es braucht 368 neue Erzieher. Berechnet man mit ein, dass im Betreuungsbereich das Personal oft wechselt, sind es künftig sogar 1000 Pädagogen, die jedes Jahr gesucht werden – je zur Hälfte von der Stadt und von den freien Trägern.
Schon jetzt versucht das Bildungsreferat, die Situation zu entschärfen. Ein Krisenstab soll helfen. „Wie auf einen Personalengpass reagiert wird, muss immer individuell für jeden Standort entschieden werden“, sagt die Sprecherin Ursula Oberhuber. Eine Lösung kann sein, dass Kitas, die nahe aneinanderliegen, zusammenarbeiten; an Fenstertagen etwa.
Außerdem hat die Stadt einen Pool an 130 Studenten oder Erziehern im Ruhestand, die bei Bedarf auf Minijob-Basis einspringen können.
Klar ist aber: Eine langfristige Lösung ist das nicht.
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