Der Luise-Kiesselbach-Tunnel wird eröffnet
Sechs Jahre lang hat der Bau gedauert, jetzt ist der Luise-Kiesselbach-Tunnel endlich fertig. Am Samstag steigt ein großes Bürgerfest.
Sendling - Die CSU hat gestern zu einem Pressegespräch eingeladen. Bürgermeister Josef Schmid und der stellvertretende Bezirkschef Georg Eisenreich hatten dabei eigentlich nur eine einzige Botschaft. Diese lautete: Egal, wer sich am Samstag über die Eröffnung des Luise-Kiesselbach-Tunnels freut – wir freuen uns auf jeden Fall am meisten.
So ganz unrecht hat die CSU damit wahrscheinlich nicht. Die Tunnel-Debatten beschäftigen schließlich schon Generationen von Lokalpolitikern – und nicht immer waren sich die Parteien darüber einig, ob es sich wirklich lohnt, Millionen und Abermillionen in das Tieferlegen von Straßen zu investieren.
Dass es nicht der stets tunnelkritische Christian Ude (SPD) sein wird, der am Samstag das rote Band durchtrennt, darüber freut sich die CSU jedenfalls. „Immer dagegen sein und sich am Ende dann als Macher hinstellen“, sagt Eisenreich, das hätte ihnen schon gestunken. So wird Oberbürgermeister Dieter Reiter die feierliche Eröffnung vornehmen – auch ein Sozialdemokrat, aber immerhin einer, mit dem man über Tunnel reden kann.
Im Koalitionsvertrag zwischen den Rathaus-Fraktionen von CSU und SPD ist festgehalten, dass mit dem Luise-Kiesselbach-Tunnel noch lange nicht Schluss ist. An der Landshuter Allee soll ein weiterer gebaut werden, an der Tegernseer Landstraße und am Englischen Garten.
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Über die Notwendigkeit aller drei Projekte herrscht an der Stadtspitze eigentlich Einigkeit. Der Stadtrat will im Herbst nur noch festlegen, wo der Handlungsbedarf am dringendsten ist.
Einen weiteren Bürgerentscheid wird es also nicht brauchen. 1996 hatten sich die Münchner mit äußerst knapper Mehrheit für den Bau der drei Riesen-Röhren am Mittleren Ring ausgesprochen: Petueltunnel, Richard-Strauss-Tunnel – mit dem Luise-Kiesselbach-Tunnel ist der Bürger-Auftrag nun erst einmal erfüllt.
Abgeschlossen ist die Debatte aber wie gesagt nicht. Am Samstag findet anlässlich der Tunnel-Eröffnung ein großes Bürgerfest statt (siehe Interview und Kasten unten). Bürgermeister Schmid sagt, er werde „die Freude konservieren“, die dort sicherlich auch die anderen Parteien zeigen werden. Zu gegebener Zeit will er dann an die Tunnel-Euphorie erinnern.
Rund 400 Millionen Euro hat der Bau des 2,8 Kilometer langen Luise-Kiesselbach-Tunnels gekostet. Doch trotz der enormen Ausgaben ist für Schmid und seine CSU klar: „Es muss jetzt weitergehen.“
An der Landshuter Allee sei ein Stück Stadtreparatur dringend geboten. Der Englische Garten sei erst dann wirklich der größte Stadtpark der Welt, wenn er nicht von einer mehrspurigen Stadt-Autobahn zerschnitten wird. Und natürlich hätten auch die Giesinger ein Anspruch darauf, vom Verkehr entlastet zu werden.
Die Tunnel-Diskussion, schätzt Schmid jedenfalls, wird München auch in den kommenden 20 Jahren sicher noch nicht loslassen.
Tunnel-Eröffnung: Das Programm beim Bürgerfest am Samstag
10.30 Uhr: Die Swinging Gentlemen machen den musikalischen Auftakt.
11 Uhr: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) durchschneidet das rote Band. Danach sausen er, Baureferentin Rosemarie Hingerl und weitere Politprominenz auf Oldtimern durch den Tunnel.
12.45 Uhr: Die Böllerschützen vertreiben die letzten bösen Geister aus dem Bauwerk, der Tunnel wird gesegnet.
13.45 Uhr: Jetzt dürfen auch alle Besucher den Tunnel erkunden.
14 Uhr: Auf der Bühne wechseln sich verschiedene Künstler ab. Reggae, Rock und Loungemusik: Bis 21 Uhr wird die Tunnel-Eröffnung gefeiert. Die Getränke spendiert die Stadt, wer Hunger hat, muss für Kässpatzn, Pasta und Schweinswürstel zwei Euro ausgeben. Ein besonderes Highlight des Bürgerfests ist der Tunnel-Biergarten, denn eine Maß unter Tage, das ist selbst in der Bierstadt München außergewöhnlich. Für Kinder ist zudem eine Carrera-Bahn aufgebaut, ein Papierkünstler verblüfft mit seinen Falt-Tricks.
21 Uhr: Ende des Bürgerfests .
Montag, 4 Uhr: Der Luise-Kiesselbach-Tunnel wird für den Verkehr freigegeben. Jetzt kann jeder durchfahren.