Der AZ-Stadtspaziergänger: Kunst auf Schritt und Tritt
München - München im Lockdown. Museen, Pinakotheken - alles dicht. Ausstellungen - fallen aus. Das ist wirklich schlimm. Öde. Trist. Langweilig. Gibt es denn so gar keinen Zugang zur Kunst in diesen Tagen?
Doch. Die ganze Stadt ist ja ein großes Museum, überall, fast an jeder Ecke sehen wir Kunst. Da man an diesen Straßen oder an diesen Plätzen aber jeden Tag nur zur Arbeit oder zum Einkaufen vorbeihetzt, hat man einen ganz anderen Fokus. Darum hier ein paar Anregungen:
Wunderschöne Kunstwerke in der ganzen Stadt
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die schöne Charlie-Rivel- Figur vorm Circus Krone seit längerem schon eine Maske trägt? Oder haben Sie sich einmal den wunderbar ausgearbeiteten Wels oder das Wildschwein vor dem Jagdmuseum mal ganz genau angeschaut?

Oder unsere bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige, die mit steinerner Miene auf wunderbaren Pferden sitzend, ihr Zepter hoch in den Himmel strecken? Oder mit dem ausgestreckten Arm und Zeigefinger eine imaginäre Richtung vorgeben? Kennen Sie eigentlich all die Herrscherpersönlichkeiten?
Oder den erfrischenden Pumucklbrunnen im Luitpoldpark? Oder das Helmut-Fischer-Denkmal am Café an der Münchner Freiheit: Wie gut der Gesichtsausdruck getroffen ist und wie verschmitzt der ewige Stenz uns anschaut?

Donald Trump in Windeln und der unvergessene Sigi Sommer
Das süße Rotkäppchen mit dem bösen Wolf, ganz oben auf dem Wolfsbrunnen? Die Julia am Spielzeugmuseum. Keiner Frau wurde wahrscheinlich derart oft an den Busen gefasst, wie ihr. Natürlich auch der unvergessene Sigi Sommer, oder auch Trump in Windeln an einer Wand in Thalkirchen. Oder oder oder...

Trennen wir diese Denkmäler einmal von ihrer historischen, politischen und kulturhistorischen Bedeutung und schauen wir nur einmal, wie schön sie zum Teil gearbeitet sind - ihre Gesichter, die Körperhaltung, ihre Klamotten. Einfach eine tolle Kunst im öffentlichen Raum, jederzeit zu besichtigen, auch in einer Zeit, in der Museen geschlossen sind.
Nur, aber das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung, bei einem Kunstwerk sehe ich ein bisschen rot. Das riesige Gestell am Effnerplatz mit dem Namen "Mae West". Hätte man da nicht einen München-Bezug schaffen können? So riesig ist es und hat eigentlich nichts mit der Stadt zu tun. Fast so, als würde man, mitten in Hollywood, einen großen Kran ohne Ausleger aufbauen und ihn Karl Valentin nennen, weil der ja so schlaksig war. Sicherlich würden sich da die Amerikaner auch wundern. Wie gesagt, nur meine Meinung.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller