Debatte um Ludwigstraße in München: Wie wird eine Straße zur Feiermeile?

Die Ludwigstraße soll für Autos gesperrt werden. Viele zweifeln aber, ob sich die Menschen dorthin verlagern - wenn es nichts außer Asphalt gibt. Auf der Türkenstraße gilt nun Glasflaschenverbot.
von  Christina Hertel
19.03 Uhr: Die Sonne steht schon schräg auf der leeren Ludwigstraße.
19.03 Uhr: Die Sonne steht schon schräg auf der leeren Ludwigstraße. © Max Ott /d-design.de

München - Die Ludwigstraße soll an den Wochenenden für Autos gesperrt werden, damit sich dort Feiernde und Flanierende, Spaziergänger und Radfahrer ausbreiten können. Es sollte ein "Sommer des Lebens" werden, wie es Stadtrat Lars Mentrup von der SPD ausdrückte, der die Idee dazu hatte.

Am liebsten hätte er schon an diesem Wochenende Autofahrer ausgesperrt. Doch ganz so schnell wird es nicht gehen, wie am Mittwoch in der Stadtratssitzung deutlich wurde. Überzeugt sind von seinem Vorschlag lange nicht alle.

Ludwigstraße als Feiermeile? Es gibt Zweifel

Zwar stimmte eine Mehrheit dafür, doch daran, ob die Ludwigstraße tatsächlich der richtige Ort für eine Feiermeile ist, gab es Zweifel. "An der Ludwigstraße gibt es keine Kneipen, keine Gastronomie, keine Sitzgelegenheiten", sagte Stadtrat Thomas Lechner, der als Parteiloser mit der Linken eine Fraktion bildet. Dass auf der Türkenstraße am vergangenen Wochenende so viel los war und dass die Polizei einschritt, lag aus seiner Sicht eher daran, dass sich dort vor den Kneipen und Cafés ein Überlauf bildete.

Lechner schlug vor, Freiflächen in der Nähe des Gärtnerplatzes oder dem Wedekindplatz zu schaffen, wo sich ohnehin viele aufhalten. Auch das Museumsquartier mit seinen großen Wiesen eigne sich aus seiner Sicht besser. Auch da befinden sich Kneipen und Bars.

Sogar Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) zeigte sich skeptisch: "Es stellt sich die Frage, ob eine nackte Betonfläche tatsächlich den gewünschten Effekt erzielt", sagt er. SPD-Stadtrat Mentrup ist da optimistischer: "Vielleicht kommen Wanderbäume, vielleicht Projektionen, vielleicht stellt jemand seinen Liegestuhl auf."

FDP und CSU gegen Ludwigstraße als Feiermeile

Doch, ob wirklich jemand seine Partydeko aus dem Schrank und die Palettenmöbel aus dem Keller holt, wenn er sie jeden Sonntag wieder einpacken muss? Auch Marie Burneleit von der Satirepartei "Die Partei" äußerte daran Zweifel.

Trotzdem stimmte sie am Ende dafür - anders als FDP und CSU, die eine zu große Belastung für die Anwohner fürchtete. Die "Feiermeile" werde Menschen aus dem Umland anziehen, die Anwohner am Ende mit noch mehr Schmutz und Lärm belastet, sagte Thomas Schmid (CSU). Lieber sollte die Stadt Angebote in Parks oder dem Olympiastadion machen.

Gleich am nächsten Wochenende können die Münchner jedoch wohl ohnehin noch nicht auf der Ludwigstraße umherspazieren, machte KVR-Chef Böhle klar. Denn vorher gibt es noch eine Menge zu tun: Zum Beispiel müssten Sperrelemente und Halteverbotsschilder aufgestellt werden, so Böhle.

Nächtliches Glasflaschen-Verbot auf der Türkenstraße erlassen

Doch damit dieses Wochenende nicht wieder große Scherbenhaufen auf den Straßen im Univiertel liegen, erlässt die Stadt ab sofort im Nordteil der Türkenstraße ein Verbot von Glasbehältern - und zwar täglich ab 20 Uhr bis sechs Uhr morgens am nächsten Tag. Falls notwendig, könne das nächtliche Verbot ausgeweitet werden, kündigte Böhle an.

Verstöße gelten laut der Stadt als Ordnungswidrigkeiten und können mit einer Geldbuße bis zu tausend Euro geahndet werden. Ausgenommen sind Freischankflächen der Gastro, ebenso Personen, die Glasbehältnisse von oder zu ihrer Wohnung oder Betriebsstätte transportieren.

Außerdem sollen mehr Müllcontainer aufgestellt werden. Das Alkoholverbot auf dem Gärtnerplatz und dem Wedekindplatz wiederum will der Stadtrat aber aufheben. Entscheiden muss das aber Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Stab für außergewöhnliche Ereignisse.

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