DAV-Unfallstatistik: Blockade am Berg

Unfallstatistik des Alpenvereins: Die Zahl der Bergtoten sinkt, dafür müssen immer mehr gerettet werden, weil sie sich schlicht übernehmen
Myriam Siegert |
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Bergretter im Einsatz: Die Anzahl der Bergungen erschöpfter Sportler ist 2012 gestiegen.
dpa Bergretter im Einsatz: Die Anzahl der Bergungen erschöpfter Sportler ist 2012 gestiegen.

Unfallstatistik des Alpenvereins: Die Zahl der Bergtoten sinkt, dafür müssen immer mehr gerettet werden, weil sie sich schlicht übernehmen

München - Am Wochenende raus in die Berge, zum Wandern, Klettern oder sogar für eine hochalpine Tour – Bergsport ist in und immer mehr Menschen wandern und kraxeln in der Freizeit auf einen Gipfel. Dass so ein Ausflug leider nicht ganz ohne Risiko ist, dokumentiert der Deutsche Alpenverein (DAV) in seiner alljährlichen Unfallstatistik. Seit 1952 werden darin die Unfall- und Einsatzmeldungen der Mitglieder dokumentiert und aufgeschlüsselt. Die Jahrzehnte haben gezeigt, dass diese Daten allgemein gültige Trends wiederspiegeln. Für das Jahr 2012 hat der DAV gute und weniger gute Neuigkeiten.

Zuerst die gute: Mit nur 28 Toten ist die Zahl der „tödlich verunfallten“ Bergsteiger 2012 so niedrig wie noch nie in der Geschichte der Statistik – also seit 60 Jahren. Zum Vergleich: 1952 kamen 43 DAV-Mitglieder am Berg um, bei einer Gesamtmitgliederzahl von etwa 100.000. Inzwischen hat der Alpenverein über eine Million Mitglieder.

„Hauptursache dafür ist das Wetter“, sagt der DAV-Sicherheitsforscher Florian Hellberg. Je schlechter, desto weniger Bergsportler sind unterwegs. 2012 endete die Skitourensaison früh und die Sommersaison wurde von einem Wintereinbruch im Oktober zeitig beendet.

Vor allem an Klettersteigen häufen sich die Einsätze

Jetzt die weniger gute Nachricht: Die Zahl der Rettungseinsätze für nicht verletzte Bergsteiger ist gestiegen.

Der Grund: Viele übernehmen sich, schätzen ihre Kräfte und Kondition falsch ein, nehmen zu viel und zu schwere Ausrüstung mit, oder unterschätzen Schwierigkeitsgrad und Dauer der Tour. Diese Bergsportler hängen dann fest. „Blockierung“ nennen das die Fachmänner, wenn es nicht mehr vor, noch zurück geht, oft aus Erschöpfung.

Besonders häufig passiert das an Klettersteigen. Der Sport ist gerade besonders in Mode. So mancher verschätzt sich, dann muss die Bergrettung eingreifen. Deshalb gibt’s beim Klettersteiggehen auch die höchsten Unfallzahlen.

Seit 2006 hat sich die Zahl der Notfallmeldungen verdoppelt, seit 2002 sogar verdreifacht. 37 Prozent der Klettersteig-Unfälle sind Einsätze wegen Blockierungen. Am gesamten Unfallgeschehen machten die Blockierungen 2012 volle 20 Prozent aus.

„Jede Rettung unverletzter Sportler ist erfreulich“, sagt Stefan Winter, der beim DAV das Ressort Breitenbergsport leitet. „Andererseits zeigt sich daran auch die sinkende Schwelle, einen Notruf abzusetzen.“ Dabei wären diese Einsätze oft zu verhindern. Im Gebirge sei eigenverantwortliches Handeln statt Vollkaskomentalität gefragt, so Winter. Eine ehrliche Selbsteinschätzung und die entsprechende Touren-Wahl sei deshalb besonders wichtig. Manche Sportler wiegen sich auch wegen ihrer professionellen Ausrüstung zu sehr in Sicherheit.

„Das Problem wird uns in Zukunft noch weiter beschäftigen“, prophezeit Winter.

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