Daunenjacke des Opfers soll Täter überführen

Als Katrin Michalk am Freitagabend ihrem Mörder begegnet, trägt sie eine Daunenjacke. Warum sie jetzt zum Schlüssel in dem Mordfall werden könnte.
von  Ralph Hub

München - Die Klinge hat die Daunenjacke zerfetzt. Der Stoff hat sich voll gesaugt mit dem Blut des Opfers. Doch auch der Mörder von Katrin Michalk muss beim Kampf Spuren hinterlassen haben: Speichel, Schweiß, Blut – mikroskopisch kleine Spuren auf der Jacke der Toten, die ihn bald überführen könnten.

Katrin Michalk hat sich verzweifelt gewehrt, als ihr der Täter am vergangenen Freitagabend in der Obersendlinger Halskestraße auflauerte. Auf dem Heimweg war sie noch allein, wie nun veröffentlichte Bilder von Überwachungskameras belegen (s. unten).

An der Haustür hat ihr Mörder 18 Mal auf die Verlagsangestellte (31) eingestochen, bis die Klinge schließlich abbrach (AZ berichtete). „Ein Mord, bei dem große Aggression mit im Spiel war“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission.

Lesen Sie hier: Das Protokoll der Mordnacht

Katrin Michalk hat um ihr Leben gekämpft. Sie hat versucht, das Messer mit der Hand abzuwehren. Das beweisen die tiefen Schnittverletzungen, die man bei der Obduktion an Händen und Armen der Leiche fand.

Bei einem so heftigen Kampf muss auch der Angreifer Spuren von sich oder seiner Kleidung hinterlassen haben: Fasern, winzige Schweißpartikel oder sogar Blut – möglicherweise, weil er sich beim Angriff versehentlich an der eigenen Waffe verletzt hat.

Jeder Mörder hinterlässt am Tatort Spuren – eine Binsenweisheit für jeden Kriminaler. Die Kunst besteht darin, die mikroskopisch kleinen Hinterlassenschaften zu finden, sie sicherzustellen und im Laufe der Ermittlungen einem Verdächtigen zuordnen. Die Daunenjacke des Opfers könnte damit der Schlüssel bei der Klärung des Mordfalls werden.

Im Labor der Gerichtsmedizin hat man sie an den Nähten aufgetrennt. Vorder- und Rückseite sind sorgfältig wie bei einem Stadtplan in kleine Quadrate aufgeteilt. Jedes von ihnen hat eine Kantenlänge von exakt einem Zentimeter. Über 1500 Quadrate sind es. „Jedes einzelne muss mit Wattestäbchen abgerieben und dann analysiert werden“, sagt Markus Kraus.

Maximal 72 Proben können täglich im Labor der Gerichtsmedizin ausgewertet werden. Rund drei Wochen wird die Arbeit voraussichtlich dauern. Ziel ist es, DNA des Mörders zu finden und einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen, der den Täter zweifelsfrei überführt.

 

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