Das große Kiosk-Sterben in Münchens U-Bahn-Stationen
München - Morgens schnell einen Kaffee und eine Packung Zigaretten auf dem Weg zur Arbeit kaufen: Einst war das in den Sperrengeschossen der U-Bahnhöfe ganz normal. Doch inzwischen ist es eine Möglichkeit mit Seltenheitswert geworden.
Ein Rundgang der AZ durch Münchens U-Bahn-Stationen zeigt: Hier kann man verrammelte Verkaufstresen fotografieren und viele graue Rollläden - aber eine Verkäuferin strahlt einem kaum noch irgendwo entgegen.
Einige kleine Überbleibsel zeugen noch von dem, was hier einst verkauft worden ist. Auf einem Tresen eines geschlossenen Kiosks liegen alte Magazine, die Werbeschilder sind eingestaubt und rosten vor sich hin.

Fahrkartenkauf inzwischen vor allem online
Der klassische Kiosk mit Zeitungen, Tabakwaren und Kleinigkeiten zum Einkaufen hat in den Sperrengeschossen offenbar ausgedient. Auf 100 U-Bahnhöfe kommen nur noch 31 Kioske. Betreiber, mit denen die AZ spricht, klagen über zu hohe Kosten. Das Geschäft läuft nicht so gut, die Pacht ist hoch, sagen sie, die Lage sei in der Corona-Krise noch schlechter geworden.
Für die Verkaufsflächen in den U-Bahnhöfen sind die Stadtwerke München (SWM) verantwortlich, die sich auf AZ-Anfrage zum Kiosk-Sterben äußern. Der klassische Kiosk sei in den letzten Jahren immer seltener geworden, weil sich das Kaufverhalten der Kunden geändert habe. Fahrkarten werden zunehmend online gekauft.
Gesunkene Fahrgastzahlen, Alkoholverbot im Sperrengeschoss
Und: Früher trank man im Sperrengeschoss auch mal ein Helles nach Feierabend. Das inzwischen recht konsequente Alkoholverbot in den U-Bahnhöfen hat dem Geschäft offenbar nicht gutgetan.
Die SWM verweisen auch auf die Pandemie und die gesunkenen Fahrgastzahlen. Pandemiebedingt habe es auch Härtefälle gegeben, wo Pachtsenkungen vonseiten der SWM gewährt wurden. "Grundsätzlich sehen wir Pachtsenkungen aber nicht als Mittel gegen den Leerstand", betonen die Stadtwerke.

Offiziell stehen aktuell 30 Verkaufsflächen leer, die im Baustellen-Bahnhof Sendlinger Tor nicht mitgezählt. Immerhin gibt es hier ein bisserl Licht am Ende des Tunnels. Zwölf bis 14 neue Läden soll es dort geben, und hier dürften die Stadtwerke auch Pächter finden. Anders als in den vielen Geister-Sperrengeschossen mit verrammelten Verkaufsflächen.
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