Das große Kiosk-Sterben in Münchens U-Bahn-Stationen

In weniger als einem Drittel der U-Bahnhöfe gibt es noch ein Standl. Und nichts deutet darauf hin, dass die Kioske hier bald eine Renaissance erfahren. Ein Streifzug - und was die Stadtwerke sagen.
Andre Spannl |
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Licht an, aber Rollläden zu: Im U-Bahnhof Dülferstraße kauft niemand mehr gekühlte Getränke, Kaffee oder Zeitungen.
Andre Spannl 7 Licht an, aber Rollläden zu: Im U-Bahnhof Dülferstraße kauft niemand mehr gekühlte Getränke, Kaffee oder Zeitungen.
Tabak und Getränke verspricht das Schild. Gibt es am Candidplatz aber nicht mehr.
Andre Spannl 7 Tabak und Getränke verspricht das Schild. Gibt es am Candidplatz aber nicht mehr.
Ein Bauzaun soll im U-Bahnhof Hasenbergl vor Vandalismus schützen.
Andre Spannl 7 Ein Bauzaun soll im U-Bahnhof Hasenbergl vor Vandalismus schützen.
Tische, an denen keiner steht: traurige Realität am Bahnhof Josephsburg.
Andre Spannl 7 Tische, an denen keiner steht: traurige Realität am Bahnhof Josephsburg.
Warum sollte die Passantin am Josephsplatz hier noch stehenbleiben?
Andre Spannl 7 Warum sollte die Passantin am Josephsplatz hier noch stehenbleiben?
Auch am Max-Weber-Platz sind die Schotten schon lange dicht.
Andre Spannl 7 Auch am Max-Weber-Platz sind die Schotten schon lange dicht.
Wer Cola kaufen will, muss an der Messestadt Ost an die Oberfläche.
Andre Spannl 7 Wer Cola kaufen will, muss an der Messestadt Ost an die Oberfläche.

München - Morgens schnell einen Kaffee und eine Packung Zigaretten auf dem Weg zur Arbeit kaufen: Einst war das in den Sperrengeschossen der U-Bahnhöfe ganz normal. Doch inzwischen ist es eine Möglichkeit mit Seltenheitswert geworden.

Ein Rundgang der AZ durch Münchens U-Bahn-Stationen zeigt: Hier kann man verrammelte Verkaufstresen fotografieren und viele graue Rollläden - aber eine Verkäuferin strahlt einem kaum noch irgendwo entgegen.

Einige kleine Überbleibsel zeugen noch von dem, was hier einst verkauft worden ist. Auf einem Tresen eines geschlossenen Kiosks liegen alte Magazine, die Werbeschilder sind eingestaubt und rosten vor sich hin.

Ein Bauzaun soll im U-Bahnhof Hasenbergl vor Vandalismus schützen.
Ein Bauzaun soll im U-Bahnhof Hasenbergl vor Vandalismus schützen. © Andre Spannl

Fahrkartenkauf inzwischen vor allem online

Der klassische Kiosk mit Zeitungen, Tabakwaren und Kleinigkeiten zum Einkaufen hat in den Sperrengeschossen offenbar ausgedient. Auf 100 U-Bahnhöfe kommen nur noch 31 Kioske. Betreiber, mit denen die AZ spricht, klagen über zu hohe Kosten. Das Geschäft läuft nicht so gut, die Pacht ist hoch, sagen sie, die Lage sei in der Corona-Krise noch schlechter geworden.

Für die Verkaufsflächen in den U-Bahnhöfen sind die Stadtwerke München (SWM) verantwortlich, die sich auf AZ-Anfrage zum Kiosk-Sterben äußern. Der klassische Kiosk sei in den letzten Jahren immer seltener geworden, weil sich das Kaufverhalten der Kunden geändert habe. Fahrkarten werden zunehmend online gekauft.

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Gesunkene Fahrgastzahlen, Alkoholverbot im Sperrengeschoss

Und: Früher trank man im Sperrengeschoss auch mal ein Helles nach Feierabend. Das inzwischen recht konsequente Alkoholverbot in den U-Bahnhöfen hat dem Geschäft offenbar nicht gutgetan.

Die SWM verweisen auch auf die Pandemie und die gesunkenen Fahrgastzahlen. Pandemiebedingt habe es auch Härtefälle gegeben, wo Pachtsenkungen vonseiten der SWM gewährt wurden. "Grundsätzlich sehen wir Pachtsenkungen aber nicht als Mittel gegen den Leerstand", betonen die Stadtwerke.

Auch am Max-Weber-Platz sind die Schotten schon lange dicht.
Auch am Max-Weber-Platz sind die Schotten schon lange dicht. © Andre Spannl

Offiziell stehen aktuell 30 Verkaufsflächen leer, die im Baustellen-Bahnhof Sendlinger Tor nicht mitgezählt. Immerhin gibt es hier ein bisserl Licht am Ende des Tunnels. Zwölf bis 14 neue Läden soll es dort geben, und hier dürften die Stadtwerke auch Pächter finden. Anders als in den vielen Geister-Sperrengeschossen mit verrammelten Verkaufsflächen.

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16 Kommentare
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  • Leserin am 04.10.2021 18:03 Uhr / Bewertung:

    Die Zeiten ändern sich. Wo keine Zigaretten, kein Alkohol, keine Zeitungen und keine Fahtkarten mehr verkauft werden, gibt es auch kein Geschäft mehr für Kioske, ausser an sehr hoch frequentierten Stellen. Damit kann man das Verschwinden der Kioske bedauern, oder als Veränderung akzeptieren. Was ich nicht verstehe, warum die leer stehenden Kioske dann nicht zurückgebaut werden. Ich hoffe es glaubt niemand, dass es da einmal eine Trendwende gibt.

  • Hundekrawatte am 04.10.2021 17:48 Uhr / Bewertung:

    Das passiert eben in Unternehmen, in denen der Vorsitzende des Verwaltungsrats oder der Aufsichtsratsvorsitzende außer Spesen abzurechnen absolut nichts macht.

  • Karljörg am 04.10.2021 17:41 Uhr / Bewertung:

    ...und man muss ja nicht unbedingt im Unter- oder in den Sperren Geschossen Bier trinken.

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