"Das geht doch nicht": Ausgedünnter Bustakt sorgt für Unmut in München
München - Der 52er Bus fährt vom Sendlinger-Tor bis zur Endhaltestelle Tierpark. Er ist das einzige Verkehrsmittel, das Untergiesing quert. "Deshalb entsprechend wichtig und beliebt", sagt Roland Peter, der im Viertel wohnt. Doch im Oktober hat die MVG den Takt für den Bus von der Innenstadt bis zur Alemannenstraße in Thalkirchen halbiert. "Personalmangel. Abfahrtzeit auf 20-Minuten-Takt umgestellt" informierte die MVG die Fahrgäste auf ihren Anzeigetafeln. Neue Fahrpläne wurden gedruckt. Mit ausgedünntem Takt.
Der Soziologe Roland Peter ärgert sich: "Das geht doch nicht. Die Au und Untergiesing sind enorm einwohnerstarke Bezirke. Jetzt sind die Busse super voll. Diese Enge ist in Grippe- und Coronazeiten der Gesundheit nicht gerade förderlich! Was denken sich die Verantwortlichen dabei?" Er hat an Bushaltestellen erlebt, wie andere Bürger motzten, "das ist unglaublich!"
Buslinie 52 in München: Zum Viktualienmarkt fährt der Untergiesinger nun mit dem Rad
Der MVG hat er über ein Online-Kontaktformular seine schriftliche Beschwerde geschickt. Das war nicht einfach: "Ich fand im Netz kein richtiges Beschwerdeformular. Ich vermisse eine Stelle für Verbesserungsvorschläge", so der Mann.
Diesen Winter ist er nicht mehr gerne vom Candidplatz oder von der Bushaltestelle Ludmillastraße an den Viktualienmarkt gefahren. "Es ist chaotisch. Der Fahrplan stimmt nicht mehr. Die Anzeigetafeln zeigen nichts oder mal willkürliche 28 Minuten an, bis mein Bus kommen soll. Das ist mir viel zu lang", beklagt Peter. Er fährt jetzt mit dem Rad, obwohl es zapfig kalt ist. Der Münchner kommt zu dem Schluss: "Das Busfahren ist mir vergangen, obwohl ich mit dem Deutschlandticket ein Anrecht darauf habe."
Bürger in Untergiesing: "Auf den 52er Bus angewiesen"
"Aus Solln oder Bogenhausen hört man nichts von solchen Taktausdünnungen", sagt Peter. Dazu meint Anais Schuster-Brandis (Grüne), die neue BA-Chefin von Untergiesing-Harlaching: "Es brodelt. Wir ärgern uns auch als BA. Mit den Vierteln hat die Taktausdünnung aber nichts zu tun. Wir fordern vehement den alten Takt. Untergiesinger, die nicht nah an der U-Bahn wohnen, sind auf den 52er Bus angewiesen."
Viele Leute wirken resigniert: "Die Leute an der Bushaltestelle winken ab und gehen weiter, wenn der 52er Bus mal wieder nicht an der Tafel steht. Wenn ich Busfahrer frage, verstehen oder wissen sie nichts. Das ist mein subjektiver Eindruck", sagt Peter. Den ausgedünnten Fahrplan mit den Abfahrts-Uhrzeiten: 13, 33 und 53 hat Peter fotografiert. Von der MVG möchte er wissen: "Wann kommt bitte unser Zehner-Takt zurück?"
Auf AZ-Anfrage teilt die MVG mit: "Wir arbeiten mit hoher Priorität daran, den 10-Minuten-Takt wieder anzubieten." Ein MVG-Sprecher bestätigt, dass die 52er Linie wegen "akuten Personalmangels" vorübergehend ausgedünnt sei. Auf der MVG-Webseite gebe es ein lila Banner für den Kundendialog: für Lob und Kritik. Bizarr: Roland Peter hat gestern festgestellt: Der 52er Bus fährt manchmal wie früher. Seine Vermutung: "Vielleicht haben sich genug beschwert."
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