Das Ende der Ringe: Alle Infos zur Tarifreform beim MVV

Zum 15. Dezember schafft der Münchner Verkehrsverbund (MVV) sein berüchtigtes Ticketsystem ab. Die AZ gibt einen Überblick, was sich ändert.
von  Hüseyin Ince
Das bei wenigen beliebte Ringe-System fällt weg. Stattdessen wird es Zonen geben.
Das bei wenigen beliebte Ringe-System fällt weg. Stattdessen wird es Zonen geben. © Peter Kneffel/dpa/MVV/AZ

München – Etwa 20 Jahre lang galt der allen Münchnern zwar bekannte, aber ungeliebte Netzplan mit 16 Ringen. Er wird ab Mitte Dezember Geschichte sein – außer für Jahresabonnenten mit übertragbaren Karten. Sie müssen sich noch bis Ende des Jahres gedulden. Das ist die schlechte Nachricht.

Und jetzt die gute: Dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) zufolge werden die allermeisten Fahrgäste von der Reform profitieren. Im Schnitt werden alle Karten sieben Prozent günstiger. Das reißt laut MVV ein Loch in die Einnahmen des Betriebs: Rund 70 Millionen Euro fehlen dem MVV dann jährlich, die der Freistaat und die Stadt München gemeinsam mit den Landkreisen des Verbundes zunächst begleichen wollen.

"Langfristig hoffen wir auf steigende Einnahmen", sagte MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch, der die Änderungen im November noch einmal im Detail präsentierte, "schließlich ist der neue Tarifplan preislich attraktiver und sollte zu mehr MVV-Kunden führen."

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Die AZ zeigt Ihnen die Gewinner, Verlierer und wichtigsten Neuerungen der Tarifreform.

MVV-Tarifreform: Das sind die Gewinner

Innenstadt-Bewohner, die nur ein Ticket für die Ringe 1 und 2 hatten, profitieren (anders als ursprünglich angedacht) erheblich. Wer diese Karte hat, zahlt ab 15. Dezember sogar etwas weniger als bisher (nämlich: 55,20 Euro), darf dafür aber bis an den Rand der neuen M-Zone fahren. Das bedeutet: bis an die Grenze des alten Ringes Nummer vier, zu den Haltestellen Feldmoching im Norden oder Deisenhofen im Süden.

Eine andere Option gibt es ab 15. Dezember gar nicht mehr. Am meisten profitieren davon Kunden, die schon immer die Ringe eins bis vier brauchten. Zum Vergleich: Eine Monatskarte für die heutige Innenraumzone kostet 79,10 Euro. Die Ersparnis ab 15. Dezember beträgt also: 30 Prozent (55,20 Euro).

MVV-Tarifreform: Das sind die Verlierer

Am meisten draufzahlen werden MVV-Fahrgäste, die aus der künftigen Zone 1 anreisen und innerhalb der alten Ringe vier oder drei aussteigen müssen – also die restlichen Innenraumringe Richtung Zentrum gar nicht bräuchten. Sie sind ab Mitte Dezember gezwungen, die komplette M-Zone mitzukaufen.

Ein Preisbeispiel: Wer aus Puchheim (künftig an der Grenze zwischen Zone 1 und 2, heute zwischen Ring fünf und sechs) jeden Tag mit der S-Bahn bis Laim (heute zwischen Ring zwei und drei) in die Arbeit pendelt, zahlt im Moment 66,60 Euro für eine Monatskarte. Ab 15. Dezember werden 33 Prozent mehr fällig: 88,90 Euro (siehe Tabelle unten, Punkt M+1).

MVV-Geschäftsführer Rosenbusch erklärt die Gründe: "Wir wollen die Menschen aus umliegenden Zonen dazu ermuntern, mit der Bahn oder mit dem Bus bis zur Stadtmitte zu fahren, statt mit dem eigenen Auto." Das sei schließlich mit dem künftigen Tarifsystem möglich und mit dem momentanen nicht. Und wer das regelmäßig tue, für den lohne sich der Aufpreis relativ schnell, "weil man sich ja die Fahrtkosten für das Auto spart", sagte Rosenbusch am Mittwoch.

MVG- oder MVV-Abonnenten bekommen eine Chipkarte

Wer ein Dauerabo bei der MVG oder beim MVV besitzt, bekommt irgendwann in den Wochen rund um den Jahreswechsel eine Chipkarte zugesandt, die dann ganzjährig gültig ist. Sie ersetzt die vielen Fahrkarten für die einzelnen Monate des Jahres. "Papier wird zu Plastik", bezeichnet das Rosenbusch.

Wer die Karte verliert, kann sie dann über einen Online-Account sperren lassen und eine neue Karte bestellen. Innerhalb von 24 Stunden werde die alte Jahres-Chipkarte gesperrt, ähnlich wie bei Bankkarten.

Vorsicht: Für heutige Dauerabonnenten tritt die Tarifreform erst zum Jahreswechsel in Kraft. Wer also zum Beispiel ein Jahres- oder Monatsabo für die Ringe eins und zwei hat und ab 15. Dezember (offizieller Start der reformierten Tarife) in der neuen M-Zone bis zum Rand des heutigen Ringes vier fährt, hat ab dem dritten Ring keine gültige Fahrkarte mehr.

Seniorenticket: Isarcard 60 wird zu Isarcard 65

Die heutige Isarcard 60, die ab 9 Uhr gültig ist, wird künftig zur Isarcard 65. Das bedeutet, wie schon zu vermuten, dass man ab 15. Dezember nur noch ab 65 Jahren diese vergünstigte Karte kaufen darf, statt ab 60.

"Dafür fällt aber die 9-Uhr-Grenze", sagte Rosenbusch am Mittwoch, "die Isarcard 65 ist dann ganztägig gültig." Die Isarcard 65 kostet für die künftige M-Zone 46,40 Euro. Die Isarcard 60 für den Innenraum ist derzeit noch für 48,10 Euro erhältlich. "Wird sie als Monatskarte kurz vor dem 15. Dezember gekauft, ist sie natürlich den ganzen Monat gültig, trotz Tarifreform", sagte Rosenbusch.

Für Senioren, die sozialvergünstigte Tickets brauchen, wird es die Isarcard S geben. Kostenpunkt für die M-Zone: 30 Euro monatlich.

Tabelle: So berechnen sich die neuen Tarife im MVV

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Die Tabelle zeigt Preise für Fahrgäste, die die M-Zone nutzen oder die M-Zone plus weitere Umlandzonen. (klicken zum Vergrößern)

INFO: Wer seine jetzigen Fahrtkosten mit dem MVV im Vergleich zu den künftigen ausrechnen lassen möchte, kann das unter tarifcheck.mvv-muenchen.de tun.

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