Corona-Sonderfonds: Millionen für Alt und Jung in München
München - Siebeneinhalb Millionen Euro sind viel Geld - vor allem, wenn die Kasse eigentlich leer ist und der Stadtkämmerer mehrfach zum Sparen aufgefordert hat. Dennoch will die grün-rote Koalition nun diese Summe in die Hand nehmen und vor allem in soziale Projekte stecken.
"Bestimmte Dinge müssen einfach getan werden, trotz knapper Kassen", sagte am Montag die Vorsitzende der SPD/Volt-Fraktion Anne Hübner zu den Plänen. "Es geht darum, das soziale Miteinander wieder zu stärken." Vor allem junge Menschen und Senioren sollen von dem Geld profitieren - also die Gruppen, bei denen die psychosozialen Belastungen in der Coronapandemie mit am stärksten sind. "Die Corona-Folgen dürfen nicht zu einer sozialen Krise werden", sagt Christian Köning, finanzpolitischer Sprecher der SPD.
SPD will soziale Projekte in München stärken
Unter anderem plant die SPD/Volt-Fraktion, das Projekt "Wohnen im Viertel", bei dem Pflegebedürftige in ihrer eigenen Wohnung von einem nahegelegenen Stützpunkt aus versorgt werden, mit 550.000 Euro zu unterstützen. Von dem Geld soll an 14 Standorten jeweils eine halbe Sozialpädagogen-Stelle bezahlt werden. Auch sollen in fünf weiteren Alten- und Servicezentren Streetworker gezielt in die Münchner Viertel gehen, um dort denen zu helfen, die Hilfe benötigen, diese aber nicht von selbst suchen. Ebenfalls finanziert werden soll das "Pontis"– Lotsenprojekt im Hasenbergl. Hier werden vor allem Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt. Köning: "Wir haben in München an sich ein starkes soziales Netz, das müssen wir jetzt aber wappnen für die kommenden Jahre."
Aber auch Kinder und Jugendliche sollen von dem Sonderfonds profitieren: Das Ferienangebot "Mini-München" etwa, das mit dem Geld auch 2022 und 2023 stattfinden soll - 720.000 Euro veranschlagt die SPD dafür. Ausbauen will Grün-Rot auch die Schuldnerberatung. Viele junge Menschen und Soloselbständige haben sich - durch wegfallende Nebenjobs oder ein faktisches Berufsverbot - während der Pandemie verschuldet, was zu langen Wartezeiten bei den Beratungsstellen führt. Dort soll nun mehr Personal eingesetzt werden.

Corona-Sonderfonds: Auch Sport und Kultur sollen profitieren
In den Kulturbereich sollen 1,5 Millionen Euro fließen, hier sind die Pläne aber noch nicht konkret. 500.000 Euro sollen an Sportvereine gehen, damit diese zusätzliche Angebote (etwa Schwimmkurse) anbieten können.
CSU kritisiert Pläne
Der grüne Koalitionspartner sei mit den Plänen einverstanden, betonte Hübner am Montag, auch der Kämmerer habe Zustimmung signalisiert. "Wir wissen aber auch, dass unser Handlungsspielraum enorm eingeschränkt ist. Insgesamt bräuchten wir sicherlich ein Vielfaches der Summe", so Hübner.
Aus der Stadtratsopposition kommt Kritik: Alexandra Gaßmann, CSU-Stadträtin und sozialpolitische Sprecherin, sagt der AZ: "Die Vorschläge sind sicher gut gemeint, aber nicht konkret genug. Die Familien brauchen in dieser Krise unbürokratische soziale Angebote. Das Geld muss schnell bei den Menschen ankommen. Wir hatten deshalb beantragt, allen Kindern und Jugendlichen in den Ferien freien Eintritt zu städtischen Einrichtungen zu ermöglichen. Das hat Grün-Rot abgelehnt. Stattdessen rühmt man sich jetzt mit Projekten, die schon Konsens im Stadtrat und teilweise beschlossen sind, wie z.B. die Förderung von Mini München." Der Sonderfonds soll am Mittwoch im Stadtrat beschlossen werden.
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