Corona-"Katastrophe" in München: OB Reiter kontert Lauterbach

München - Die Corona-Zahlen steigen weiter, in München bewegt sich die Sieben-Tages-Inzidenz aktuell knapp unter 1.500. Die Gesundheitssituation in der Stadt ist angespannt, etliche Krankenhäuser arbeiten bereits am Anschlag.
Lauterbach: "Selbstgemachte Katastrophe" in München
Die Gesundheit der Stadt München sei durch die Klinikbelastung und die schweren Corona-Fälle gefährdet, schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zuletzt auf Twitter. Er sprach von einer "selbstgemachten Katastrophe" – möglicherweise auch ein indirekter Vorwurf, weil wenige Tage zuvor das Oktoberfest zu Ende gegangen war. Lauterbach zufolge wäre aufgrund der Situation in München eine Maskenpflicht im Innenraum angebracht.
Wenige Tage später setzte er erneut einen Beitrag auf Twitter ab – diesmal mit direktem Bezug auf die Wiesn: "Aber das Oktoberfest erinnert uns: schreien und rufen im Innenraum maximiert Aerosolübertragung von Corona. Im Winter wird das ein großes Problem werden. Ich rechne fest damit, dass wir an der Maskenpflicht im Innenraum nicht vorbei kommen."
Reiter wollte eigentlich 1G-Regel auf dem Oktoberfest
Aufgrund der getätigten Aussagen sah sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch wohl dazu veranlasst, ein Statement zu veröffentlichen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er gerne Zugangsbeschränkungen mit der 1G-Regel beim Oktoberfest durchgesetzt. Dann hätten nur frisch Getestete aufs Festgelände gedurft.

"Herr Lauterbach hat auf meine explizite Nachfrage im April, ob es Zugangsbeschränkungen geben könnte, geantwortet, dass es dazu keine rechtlichen Möglichkeiten gibt und auch für Herbst keine zu erwarten sind", wird Reiter in der Mitteilung zitiert. Der OB wirft Bund und Freistaat vor, nicht den Mut gehabt zu haben, Voraussetzungen für solche Zugangsbeschränkungen zu schaffen.
"Zudem hat der Bundesgesundheitsminister mehrmals deutlich gemacht, dass er keinen harten belastbaren Grund sehe, die Wiesn abzusagen. Insofern wundern mich seine aktuellen Äußerungen schon", heißt es im Reiter-Statement weiter. Lauterbach hatte unter anderem zuletzt mehrfach kritisiert, dass es keine Tests vor den Bierzelten gegeben habe.
OB verspricht Unterstützung für die Kliniken
Bereits im Vorfeld habe Reiter laut eigener Aussage gesagt, dass man davon ausgehen muss, dass die Infektionszahlen nach der Wiesn deutlich steigen werden. Jetzt ist die Situation so ernst, wie schon lange nicht mehr: "Wir diskutieren seit Tagen über mögliche kurzfristige Lösungen – für alle Kliniken, die die Notfallversorgung gewährleisten müssen und werden hier als Kommune unterstützen soweit dies möglich ist."
Von einer "Wiesn-Welle" möchte der OB allerdings nicht sprechen. Denn nicht nur in München und Bayern sei die Situation derzeit angespannt, sondern in ganz Deutschland. "Was es deshalb dringend braucht, sind bundesweite strukturelle Veränderungen des Gesundheits- und Kliniksystems. Und das erwarte ich mir vom Bundesgesundheitsminister!"
Bayern ist derzeit das Bundesland mit der zweithöchsten Inzidenz in Deutschland, auch fern von München und Oktoberfest sind die Inzidenzen im Freistaat deutlich gestiegen. In und um München hatte sich allerdings im zeitlichen Umfeld des Volksfests ein besonders starker Anstieg gezeigt. Aktuell hat München die vierthöchste Inzidenz in Bayern. Am Tag vor Beginn des Oktoberfestes lag es auf Platz 74 unter den 96 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten.