Corona im Abwasser: Die Toilette als Forschungsassistent
München - Unser Abwasser verrät viel über uns: Welche Medikamente wir nehmen beispielsweise, aber auch Krankheiten lassen sich im Stuhl nachweisen: Corona gehört dazu.
Schon im März 2021 hatte die EU-Kommission deshalb die Mitgliedsländer darum gebeten, Forschungsprojekte anzustoßen. Es sollten Frühwarnsysteme entwickelt werden, mit denen die Corona-Ausbreitung genauer beobachtet werden kann.
Entwicklung der Zahlen schon deutlich früher möglich
Auch eine Forschungsgruppe aus München, vom Tropeninstitut der Ludwig-Maximilians-Universität, konnte im vergangenen Jahr nachweisen, dass sich Abwasser sehr gut zum Corona-Monitoring eignet. Mehr noch: Wie sich die Zahlen entwickeln, zeichnet sich schon drei Wochen vorher ab, als es mit denen über die per Test nachgewiesenen Infektionen möglich ist.
Noch läuft das Uni-Projekt
Stadträte der SPD hatten deshalb gefordert, dass die Zusammenarbeit der LMU und der Stadtentwässerung mehr wird als nur ein Forschungsprojekt: eben ein wirkliches Frühwarnsystem.
Das Gesundheitsreferat hat sich zu diesem Vorschlag nun am Freitag geäußert. Da das Projekt der Uni noch laufe, habe man derzeit ein Monitoring-System. Erst kürzlich hätten die Forscher die Omikron-Variante in Abwasserproben von Anfang Dezember 2021 nachweisen können (AZ berichtete). Damals war sie über PCR in München noch nicht häufig nachgewiesen.
Inzwischen ist Omikron in München auf dem Vormarsch: In den vergangenen zwei Wochen wurden dem Gesundheitsamt, Stand Freitag, 2.574 Omikron-Verdachtsfälle gemeldet, im selben Zeitraum waren es 1.346 Delta-Verdachtsfälle.
Am 23. Dezember hatte die Stadt diese Zahlen zum ersten Mal ausgewiesen. Damals waren es für die zwei Wochen davor noch 262 Omikron-Verdachtsfälle und 3.068 Delta-Verdachtsfälle gewesen.
Abwasserdaten sollen auch künftig genutzt werden
Künftig will die Stadt, so das Gesundheitsreferat, generell vermehrt auf Abwasserdaten zugreifen: In der Entwicklung ist derzeit ein Projekt, das mithilfe von Abwasserproben die Ausbreitung von weiteren Infektionskrankheiten in der Stadt besser vorhersagen kann. Die LMU habe dazu Fördergelder vom Bund beantragt.