Circus Krone: Ärger um Löwen auf der Wiesn

München - Wie soll er also ausschauen, der "Sommer in der Stadt" – und vor allem: der Sommer auf der Theresienwiese? Im Stadtrat, der das Thema heute im Wirtschaftsausschuss diskutiert, bahnt sich dazu ein heftiger Streit an.
Wie die AZ am Wochenende berichtet hat, will Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), weil die Wiesn coronabedingt ausfällt, sein Zwischennutzungskonzept für die Theresienwiese absegnen lassen. Ein buntes Kostenlos-Programm für die Münchner mit Palmengarten, Liegestühlen, Bühnenprogrammen, Sport und fünf Schausteller-Standln.
Und: mit einem Platz, an dem der Circus Krone sein Löwengehege aufstellen kann, um "kommentierte Raubtierproben" zu zeigen. "Das ist ein Münchner Traditionsunternehmen", hatte Baumgärtner auf AZ-Nachfrage gesagt, "ich möchte da auf keine Diskussion um Wildtiere eingehen. Es kann nicht sein, dass Leute, die Verbote lieber haben als Angebote, darüber entscheiden, was andere sehen dürfen." Die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Ludwigs-/Isarvorstadt haben schon Protest angemeldet.
BA-Fraktionssprecher Arne Brach fordert Wildtierverbot im Zirkus
"Der Wirtschaftsreferent versteht seinen Job scheinbar falsch", wettert BA-Fraktionssprecher Arne Brach, der seit Jahren ein Wildtierverbot im Zirkus fordert, weil Raubtiere dort nicht artgemäß gehalten werden könnten. "Baumgärtner ist nicht Alleinherrscher darüber, was auf der Theresienwiese passiert." Die "Absage an eine Debatte über Wildtiere" sei "Lobbyarbeit in Reinstform. Selbstverständlich gibt es diese Debatte, und sie wird auch jetzt geführt, und nicht, wenn Herr Baumgärtner Lust darauf hat!"
Gegenwind bekommt der Wirtschaftsreferent auch von der SPD im Rathaus: "Die Löwen sind für uns ein absolutes No-Go", sagt Fraktionschefin Anne Hübner, deren Genossen Baumgärtners Plänen ansonsten aufgeschlossen gegenübersteht.
"Wer Löwen sehen will, kann in den Tierpark gehen"
Die FDP und die Fraktion Freie Wähler-ÖDP wollen ebenfalls keine Raubtiere unter der Bavaria sehen. "Wir finden das aus Sicherheitsgründen nicht angemessen", sagt Freie-Wähler-Stadtrat Hans-Peter Mehling auf AZ-Nachfrage. Gabriele Neff (FDP) findet: "Wer Löwen sehen will, kann in den Tierpark gehen, der braucht ohnehin Einnahmen." Aus Mehlings Sicht könne Krone aber Artisten oder Clowns unter der Bavaria auftreten lassen.
Was den Grünen im Viertel ebenfalls aufstößt, ist die Vorauswahl der erlaubten Standl, die das Wirtschaftsreferat getroffen hat: eine Wurstbraterei, ein Eis- und Süßwarenstand, ein Kaffee-, Feinkost- und Souvenirstand. Der jeweilige Standinhaber soll laut Baumgärtners Vorschlag alle zwei Wochen wechseln – wer wann wo steht, darüber sollen die Schaustellerverbände selbst entscheiden. "Eine Essensbude mit Bratwurst – solche Stände sind nicht zeitgemäß", moniert Arne Brach. Gefragt seien Bio-Foodtrucks, die auch für Vegetarier etwas bieten. "Wenn aber Schausteller sagen dürfen, was verkauft wird, sehen wir eher schwarz für alle, die auf Fleisch oder tierische Produkte verzichten wollen."
Und noch einen Plan will der Wirtschaftsreferent heute auf den Tisch legen: den zur Frage, welche Wiesn-Schausteller im Sommer auf welchen dezentralen Plätzen stehen dürfen. An der Vorlage werde noch intensiv und bis kurz vor Sitzungsbeginn gearbeitet, hieß es. Man darf gespannt sein.
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