Statt Oktoberfest in München: Urlaub dahoam auf der Theresienwiese
München - Und plötzlich geht's ganz schnell mit dem "Urlaub dahoam" auf der Theresienwiese. Am Dienstag will der Wirtschaftsausschuss des Stadtrats absegnen, wie die Münchner – wenn schon die Wiesn coronabedingt ausfällt – den Sommer unter der Bavaria feiern dürfen.
Eine Menge Ideen waren ja aus den Bezirksausschüssen, von Schaustellern, Veranstaltern und auch von privaten Firmen eingetrudelt. Manches geht nicht, wie Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) findet. Aber vieles geht eben schon, und zwar schon ab Ende nächster Woche und teilweise bis Ende Oktober oder sogar nächstes Frühjahr.
Was er laut der Vorlage seiner Verwaltung, die der AZ schon vorliegt, erlauben will...
- Green City darf auf 1.000 Quadratmetern einen temporären Palmengarten auf Sand aufstellen, mit sechs bis acht riesigen Palmen (vielleicht werden es auch noch 13 Stück) und 30 Liegestühlen. Wenn alles gut läuft, wird schon nächsten Freitagvormittag aufgebaut, die Palmen liefert die Stadtgärtnerei, den Sand karrt das Baureferat an. Dann dürfen die Münchner dort rund um die Uhr kostenlos relaxen, Essen und Trinken selber mitbringen und den Sommer genießen.

- Die Schausteller dürfen fünf Standl auf dem Gelände verteilen (alle zwei Wochen soll der Anbieter wechseln): eine Wurstbraterei, einen Eis- und Süßwarenstand, einen Kaffee-, Feinkost- und Souvenirstand. "Wer dort steht, das suchen die Schaustellerverbände aus", sagt Clemens Baumgärtner zur AZ, "aus der Aussuchthematik entfernen wir uns in diesem Fall." Alkohol ausschenken wird dabei nicht erlaubt. "Wir wollen dort keine Betrunkenen haben", sagt der Wirtschaftsreferent, "weil das Gelände für alle da sein soll, auch für Kinder, die dort spielen sollen."
- Und weil auch beim Circus Krone mit seinen 200 Angestellten gerade ein erzwungener Coronastillstand herrscht, schlägt Baumgärtner vor, zu erlauben, dass das Löwengehege aufgestellt wird, damit dort "kommentierte Raubtierproben" gezeigt werden können. "Das ist ein Münchner Traditionsbetrieb", so begründet das der Wirtschaftsreferent, "ich möchte da auf keine Diskussion um Wildtiere eingehen. Es kann nicht sein, dass Leute, die Verbote lieber haben als Angebote, darüber entscheiden, was andere sehen dürfen."

- Liegestühle vor einer Leinwand soll es auch geben – für das kostenlose #Kreativzamm-Festival, das ab 16. Juli (und bis 23. August) Konzerte, Kabarett, Kino und allerlei mehr bieten will. l Außerdem eine Art Bühne für kostenlose Konzerte, Performances, Workshops oder Live-Dialoge mit lokalen Künstlern ("Kunst im Quadrat").
- Auch fünf grüne Inseln mit Pflanzgefäßen wie in der Fußgängerzone samt Stühlen dazu befürwortet das Wirtschaftsreferat. Und entlang des Bavariarings zwei jeweils 30 Meter lange abgestufte Sitzgelegenheiten, wie sie gerade als Glyptotheke am Königsplatz aufgebaut sind.
- Für Kinder und erwachsene Sportler kommt wohl ein Tennisplatz, der aufgesprüht wird (eventuell mit Netz). Zudem eine Boulderwand auf Kies mit zehn Quadratmeter Kletterfläche, und auch diverse Sportgeräte werden aufgestellt – wie ein Stangengerüst, mobile Basketballkörbe, ein Riesentrampolin, Parkour-Hindernisse und Angebote für Skater- und BMX-Fahrer.
- Schließlich darf auch das Radlfahren trainiert werden auf der Theresienwiese – auf einem Radl-Übungsplatz, für den das Kreisverwaltungsreferat (KVR) die Federführung hat. Wer mag, darf dann – auch hier kostenlos – Balanceübungen machen, ein Gefahrentraining oder einen Workshop für Kinder, Senioren oder künftige E-Rollerfahrer.
Kein Kommerz: Was die Stadt wohl ablehnen wird
Auch einige kommerzielle Anbieter jenseits von Schaustellern und Zirkus haben Ideen eingebracht – die will der Wirtschaftsreferent aber ablehnen, vor allem weil die Angebote für die Münchner kostenlos sein sollen. Etwa...
- ...ein Autokino. Baumgärtner zur AZ: "Dass auf der Theresienwiese Autos in Massen stehen, finde ich grauslig. Lärm und Abgase wollen wir auch nicht."
- ...ein Open-Air-Fitnessstudio mit Eintritt.
- ...eine künstliche Surfwelle mit Strandbar.
- ...Auch aus dem Gemeinschaftsgewächshaus wird wohl nichts. "Dafür haben wir das Geld nicht", sagt Baumgärtner.
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