Chaos-Protokoll: Münchens schlimmste Baustellen

An der Schwanthalerstraße und der Landwehrstraße bauen die Stadtwerke das Fernkältenetz aus. Die AZ protokolliert das Chaos - und hakt bei der Stadt nach, ob das wirklich nötig ist.
Fabian Dosch |
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Extreme Engstelle: Hier ist nicht viel Platz zum Durchkommen.
Fabian Dosch 6 Extreme Engstelle: Hier ist nicht viel Platz zum Durchkommen.
Während das Tor zur Einfahrt hochfährt, steht der Verkehr still.
Fabian Dosch 6 Während das Tor zur Einfahrt hochfährt, steht der Verkehr still.
Baustelle ist auch an der Schwanthalerstraße, Ecke Schillerstraße.
Fabian Dosch 6 Baustelle ist auch an der Schwanthalerstraße, Ecke Schillerstraße.
Wenigstens der Kopf ist geschützt.
Fabian Dosch 6 Wenigstens der Kopf ist geschützt.
Müllmänner, die ihre Arbeit verrichten. Ein Bus, der auf dem Radweg steht und dennoch nicht durchkommt. Ein verwunderter Fahrradfahrer, der nicht weiterkommt.
Fabian Dosch 6 Müllmänner, die ihre Arbeit verrichten. Ein Bus, der auf dem Radweg steht und dennoch nicht durchkommt. Ein verwunderter Fahrradfahrer, der nicht weiterkommt.
Auf dem Radweg und entgegen der Fahrtrichtung geht es klar schneller.
Fabian Dosch 6 Auf dem Radweg und entgegen der Fahrtrichtung geht es klar schneller.

München - Ein normaler Morgen in der Landwehrstraße und man muss keine zehn Minuten dort stehen, um zu sehen: Hier herrscht ein Verkehrschaos. Die Straße ist an einer Stelle zu zwei Dritteln gesperrt, die Stadtwerke werkeln am Fernkältenetz. Autofahrer müssen auf die Radlspur ausweichen. Wenn dann noch parkende Autos im Weg stehen, gibt es gar kein Durchkommen mehr.

Noch bis zum Sommer 2021 wird hier Baustelle sein. Der Grund: Die Stadtwerke bauen derzeit eine Fernkälteleitung von Sendling durch die Isarvorstadt bis in die Innenstadt. Dafür wird ganz schön viel aufgerissen. Und der Verkehr stockt, wie die AZ nun an einem Wochentag jetzt beobachtet hat.

Ein Lastwagenfahrer, der sich gegen 9.45 Uhr durch die Engstelle am Hotel Atlas drücken will, hat sichtliche Probleme damit, zwischen einem parkenden Mercedes und der Absperrung durchzukommen. Er rangiert, schwenkt ein, ein fünfminütiger Kampf, der letztlich doch noch glückt. Für den nachfolgenden Verkehr gibt es kein vor oder zurück.

Kurz danach, um 10.15 Uhr, will eine Anwohnerin mit dem Auto in den Innenhof ihrer Wohnung fahren. Während das in die Jahre gekommene Tor sich langsam öffnet, muss auch hier der nachfolgende Verkehr warten. Denn ein Vorbeikommen ist an dieser Engstelle nicht möglich, auch nicht für Radfahrer, die sonst auf den Gehweg ausweichen müssten. Eine gefährliche Stelle.

Wenige Meter weiter, auf der Schwanthalerstraße: Auch hier muss man als Fahrradfahrer aufpassen, nicht über den Haufen gefahren zu werden, denn dort ist es zum Teil noch enger.

Wenn Radwege Verwirrung stiften

Auf Höhe des Deutschen Theaters gibt es zwar beidseitig Radwege, aber es ist unübersichtlich. So rollen die meisten Radler - versehentlich oder absichtlich - in die entgegengesetzte Fahrtrichtung.

Weiter in Richtung DGB-Haus führt der Radlweg teilweise in die entgegengesetzte Richtung des rollenden Autoverkehrs.

Um Zeit zu sparen, kommt es auch mal vor, dass der ein oder andere Roller- oder Motorradfahrer eine Abkürzung über den Radlweg nimmt, gerne auch mal gegen die Fahrtrichtung. So eine Rollerfahrerin um 11 Uhr etwa auf der Höhe von Subway.

Gegen 11.15 Uhr dann: absolutes Verkehrschaos! Ein großer, orangener Müllwagen will in Richtung Sonnenstraße fahren, dazu kommt noch ein Omnibus mit Ziel Tegernsee. Beide blockieren sich - davor steht ein Radler, der vor dieser Szenerie steht und warten muss, weil der Tegernsee-Bus auf der Radspur steht.

Chaos wird bleiben - womöglich noch ein Jahr 

Hätte man das anders planen können, vielleicht sogar müssen? Johannes Mayer, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats sagt auf AZ-Anfrage, dass man das Thema Radverkehr bei der Planung der Fernkältebaustelle durchaus erörtert habe. "Der Radweg in Gegenrichtung in der Schwanthalerstraße konnte nur mit einem erheblichen Aufwand eingerichtet werden, da dieser das vorhandene Baufeld deutlich beschränkt."

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Wäre es dann sinnvoll gewesen, die Landwehr- und Schwanthalerstraße komplett zu sperren? Mayer sagt, das gehe nicht: "In beiden Straßen reihen sich Gewerbebetriebe, Hotels und Gaststätten aneinander. Das macht die Zufahrt von Lieferanten natürlich notwendig. Zudem hätten sich die Verkehrszahlen bei einer Sperrung in den umliegenden Straßen drastisch erhöht."

Das Chaos wird also bleiben. Wenn's blöd läuft, sogar noch ein ganzes Jahr.

Im ganzen Stadtgebiet werden Straßen aufgerissen

95 Baustellen listet die Übersicht des Baureferats derzeit in ihrem Bericht "Baustellen aktuell"auf, darunter auch viele größere Baufelder, die den Verkehr erheblich einschränken. Eine Auswahl...

  • Sendlinger Tor: München Riesen-Baustelle noch bis Mitte 2022. Die Fahrbahnen sind verschwenkt, es entfällt die Linksabbiegemöglichkeit in die Blumenstraße.
  • Blumenstraße: Hier entsteht der Altstadtradlring, bis Ende des Jahres verbleibt in der Blumenstraße zwischen Pestalozzistraße und Papa-Schmid-Straße eine Fahrspur je Fahrtrichtung.
  • Ludwigsbrücke: Sie wird instand gesetzt. Dafür entfallen Fahrspuren bis Dezember 2020.

  • Thomas-Wimmer-Ring: Bis Ende September entsteht hier ein neues Parkhaus, was zu immer wieder neuen Einschränkungen führt. Bis Ende November 2020 verbleibt auf dem Thomas-Wimmer-Ring in beiden Fahrtrichtungen eine Fahrspur neben der Baustelle.
  • Maximiliansbrücke: Der Straßenbelag wird erneuert. Noch bis 4. Oktober verbleibt zwischen 9 und 15 Uhr stadtauswärts eine Fahrspur. In den Nächten ist von 22 bis 7 Uhr die Maximiliansbrücke stadtauswärts zwischen Widenmayerstraße und Max-Planck-Straße für den Autoverkehr gesperrt.

  • Theresienstraße / Amalienstraße: Bis Ende Oktober wird Fernkälte verlegt, die Theresienstraße ist abschnittsweise Einbahnstraße, die Amalienstraße teilweise gesperrt.
  • Leonrodplatz/Schwere-Reiter-Straße: Wegen Fernkältearbeiten entfallen Spuren und Abbiegemöglichkeiten.
  • Kapuzinerstraße/Tumblingerstraße: Fernkältearbeiten - Bis Ende September 2020 ist die Kapuzinerstraße zwischen Lindwurmstraße und Tumblingerstraße in Fahrtrichtung Süd einbahn-geregelt.

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  • Guidomuc am 16.09.2020 18:49 Uhr / Bewertung:

    Nein, Fernkälte braucht kein normaler Münchner Bürger. Und Geld verdient wird damit auch nicht, im Gegenteil. Fragt sich tatsächlich, was das soll? Wer will sich da ein Denkmal setzen auf Kosten von Normalbürgern? Also bitte nochmal richtig nachhaken, liebe AZ.

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