Champs Élysées statt "Central Park": Das sagen die Münchner Innenstadthändler zur Idee

Die Idee eines grünen Gürtels vom Sendlinger Tor bis zur Brienner Straße hallt nach. Die Münchner Innenstadthändler finden, dass sie zwar nicht durchdacht, aber eine Diskussionsbasis ist.
von  Hüseyin Ince
So stellt sich das der BUND Naturschutz die Sonnenstraße ab 2035 vor. Links: Einfahrt zur Landwehrstraße.
So stellt sich das der BUND Naturschutz die Sonnenstraße ab 2035 vor. Links: Einfahrt zur Landwehrstraße. © FairFleet

München - Wie immer man die Idee des "Munich Central Park" auch finden mag: Offenbar hat der BUND Naturschutz in Bayern einen Nerv getroffen. Noch am gleichen Tag, als der BUND die Idee einer grünen Lunge vom Sendlinger Tor bis zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus öffentlich machte, hatten sogar die Stadtratsfraktionen Stellungnahmen dazu verfasst.

Citypartner: Auf der Sonnenstraße besteht Handlungsbedarf

Auch Citypartner, der Verband der Innenstadthändler, hatte sehr schnell eine Meinung zum Vorschlag. Deren Sprecher und Geschäftsführer Wolfgang Fischer sagt: "Es ist eine Wunschvorstellung, die man aus der Perspektive des BUND nachvollziehen kann. Die Details müssten aber diskutiert und nachgeschärft werden."

Wolfgang Fischer.
Wolfgang Fischer. © Archiv

Abgeneigt scheinen die Geschäftsleut' also nicht zu sein. "Allen ist klar, dass auf der Sonnenstraße Handlungsbedarf besteht", sagt Fischer. Man müsse dort die Aufenthaltsqualität vergrößern, "gerne mit viel mehr Grün".

Was wird mit dem Autoverkehr auf der Münchner Sonnenstraße?

Größter Kritikpunkt von Citypartner ist die angedachte Reduktion der Fahrbahn in beide Richtungen auf je eine Spur. Bis zu fünf Spuren sind es derzeit. "Die Idee dahinter ist ja, den motorisierten Verkehr auf ein Mindestmaß zurückzufahren, damit diejenigen auf das Auto verzichten, die das auch können", sagt Fischer.

Aber da gehe man von falschen Annahmen aus. "Unserer Erkenntnis nach besteht der Verkehr auf der Sonnenstraße zu 60 Prozent aus Lieferungen", sagt der Citypartner-Sprecher. Er befürchtet einen Kollaps. "Vereinfacht gesagt: Eine Verkehrswende kann man nicht herbeiführen, indem man einfach so viele Spuren wie möglich streicht", sagt er. Die Sonnenstraße sei eine Pulsader der Münchner Wirtschaft. "Da sollte man gut überlegen, wie weit man diese Ader verengen will."

Vorschlag: Zwei Grünstreifen entlang der Fassaden

Dass man den mittleren Bereich der Sonnenstraße begrünen wolle, findet Fischer für die Geschäftsleute weniger hilfreich. Sein Argument: "So entstehen breite Betonstreifen direkt vor den Geschäften. Ich glaube, da würde kaum jemand entlanglaufen. Die Grünanlage in der Mitte wäre viel attraktiver", erklärt Fischer. Er befürchtet, dass sich die Zahl der Laufkunden verringern würde.

Warum nicht zwei Grünstreifen entlang der Gebäudefassaden und Straßen- sowie Tramverkehr, der in der Mitte verlaufe, schlägt Fischer vor. Er nennt das Prinzip "Champs Élysées statt Central Park" und geht noch weiter. Er greift das Klimaargument des BUND auf: "Auf den Grünstreifen könnte man einen Stadtbach oberirdisch umleiten. Wasser hat ja einen Kühlungseffekt."

Blick in Richtung Sendlinger Tor.
Blick in Richtung Sendlinger Tor. © Visualisierung: FairFleet

Fischer: "Warum kein kostenloser ÖPNV innerhalb des Altstadtrings?"

Fischer spricht auch über den ÖPNV und findet, dass hier in falscher Reihenfolge gedacht werde: "Der Nahverkehr müsste erst mal so funktionieren, dass ihn die Leute gerne nutzen, ohne Unterbrechungen, ohne Schienenersatzverkehr und ohne Totalsperren". Erst dann könne man seiner Meinung nach darüber nachdenken, so viele Fahrspuren zurückzubauen.

Und: "Warum kein kostenloser Nahverkehr innerhalb des Altstadtrings? Das würde den Autoverkehr sofort verringern. Augsburg macht das vor, warum nicht hier?", fragt Fischer.

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