Britisches Konsulat in München: Blumen werden immer wieder weggeschafft
München - "Thank You Ma'am for everything", hat jemand in Großbuchstaben neben ein ausgedrucktes Porträt von Elizabeth II. geschrieben. Der letzte Gruß ist eine Reminiszenz an den Fernsehspot von ihr mit dem Paddington-Bär. Wasserdicht eingeschweißt klemmt er zwischen den dicken Gitterstäben vor dem Britischen Konsulat in Bogenhausen. Rosen, Astern und Lilien in Zellophan lehnen daneben an der Mauer. Seit Tagen kommen immer wieder Menschen vorbei und bringen letzte Grüße für die verstorbene Königin vorbei.

Ein bisschen lieblos wirkt der Ort trotzdem. Die Mitarbeiter des Konsulats nehmen die letzten Grüße immer wieder weg – aus Sicherheitsgründen, wie es heißt. Man bringe die Sträuße ins Gebäude, das aber für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Teilweise werden sie auch hinter dem massiven Zaun, der das Gebäude schützt, ins Gras gelegt.
Britisches Konsulat in München: Flagge zeitweise nicht mehr auf halbmast
Manch einer, der am Samstag oder Sonntagvormittag hier vorbeikam, wunderte sich zudem, dass der Union Jack, die Nationalflagge Großbritanniens, gar nicht mehr auf halbmast hing. Doch auch dafür gibt es einen Grund: Das Protokoll des britischen Königshauses gilt nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern in allen Botschaften weltweit. Und dies gibt vor: Am D-Day 1 nach dem Tod der Queen, wird mit der Proklamation des neuen Königs die britische Nationalflagge wieder auf Vollmast gehisst. Seit Sonntag, dem D-Day 2, bestimmt die offizielle Trauerphase das Protokoll: Der Union Jack weht bis zum Begräbnis der Queen weltweit wieder auf halbmast.
Kondolenzbuch in der Residenz
Ein würdevoller Ort in München zu trauern und persönliche Abschiedsworte zu hinterlassen, besteht seit Freitagnachmittag in der Residenz. Dort hat das Britische Konsulat ein Kondolenzbuch in der Alten Hofkapelle ausgelegt. Darin kann sich jeder vor einem großen Foto, das Elizabeth II. mit königsblauer Schärpe zeigt, eintragen.
Bis Sonntag nutzten schon mehrere Hundert Menschen die Möglichkeit: Ur-Münchner, Touristen und viele Briten, die zum Teil seit langem in München leben. "Es kommt eigentlich jede Minute jemand", berichtet ein Residenz-Mitarbeiter der AZ. Im schwarzen Anzug mit gelber Krawatte – den München-Farben – reicht er den Besuchern einen Stift, den er nach jedem Eintrag desinfiziert hat.
Die Schwabingerin Gabriele Wagner (61) ist mit einer Bekannten gekommen. Zufällig hat sie die Klapptafeln, die in der Residenzstraße den Weg zum Buch weisen, gesehen. Sie hat die Gelegenheit dankbar angenommen. "Die Queen ist ein Vorbild für mich", sagt sie. "Ihr Leben war eine gewaltige Leistung, ihre Disziplin fast schon übermenschlich." Dass sie Frieden und Liebe weiter empfange, habe sie der verstorbenen Königin ins Buch geschrieben.

Noch bis 19. September, täglich von 9 bis 18 Uhr, liegt das Kondolenzbuch aus. Jeden Abend wird es abgeholt und über Nacht im Konsulat in der Möhlstraße eingeschlossen. Später soll es ins königliche Außenministerium nach London geschickt werden.
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