Brennpunkt-Park: Wie München Dealer und Junkies vertreiben will
München - Offener Drogenhandel, Raub, Diebstahl, sexuelle Übergriffe und sogar ein Toter im Herbst: Der Alte Botanische Garten nahe dem Hauptbahnhof ist seit Corona ein Kriminalitätsschwerpunkt in München. 2024 werden die Stimmen immer lauter, die fordern, dass Stadt und Polizei durchgreifen und das Sicherheitsgefühl der Bürger im Park wieder herstellen sollen.
Brennpunkt Alter Botanischer Garten München: Im Juni installiert die Polizei Kameras
Polizei und Kommunaler Außendienst (die Sicherheitswacht der Stadt) verstärken die Kontrollen massiv. Im Juni werden Überwachungskameras installiert. Erst an der Fassade des Justizpalasts, auf den Neptunbrunnen gerichtet, wo sich viele Trinker, Junkies und Dealer sammeln.
Später folgen mobile Kameras auf Anhängern mit 360-Grad-Optik. Sie stehen im Bereich um das Park Café, dessen Biergarten in den Park hineinreicht, und am Karl-Stützel-Platz, wo der riesige rote Ring als Kunstobjekt steht.

Der Alkfrei-Biergarten "Die Null" macht Schlagzeilen
Weil aber die Präsenz von Ordnungshütern allein nicht reicht für ein besseres Sicherheitsgefühl, startet im August am Karl-Stützel-Platz etwas, das bundesweit Schlagzeilen macht: der erste alkoholfreie Biergarten Münchens namens "Die Null".
Damit wollen die Wirte Florian Schönhofer (Café Kosmos), Peter Lehner (Park Café) und Kulturmacher David Boppert erreichen, dass sich Münchner den "Angstplatz" zurückerobern – bei Limo, Liegestühlen und kostenlosem Bühnenprogramm.

Auch am Neptunbrunnen stampft Lehner einen Spontan-Biergarten (diesmal mit Alkohol) und Kultur aus dem Boden. Zumindest teilweise verbessert das die Lage im Park. Derweil wird bis hinauf ins Innenministerium debattiert, wie sich ein Waffen- und Alkoholverbot im Park verhängen und auch Cannabis verbannen lässt.
Seit der Cannabis-Teillegalisierung am 1. April 2024 ist der Konsum und der Besitz von bis zu 25 Gramm in der Öffentlichkeit erlaubt – das macht ein "Durchgreifen" für die Polizei in der Drogenszene schwer.

Söder schaut im November selber vorbei
Öffentlichkeitswirksam nimmt im November CSU-Ministerpräsident Markus Söder den Alten Botanischen Garten persönlich in Augenschein. Flankiert vom Polizeipräsidenten Thomas Hampel, Innenminister Joachim Herrmann, Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) und SPD-OB Dieter Reiter.
Nach dem Jahreswechsel kommt das Cannabisverbot
Kurz vor Weihnachten schließlich beschließt der Stadtrat (mit den Stimmen von Grünen, SPD, CSU und ÖDP) nicht nur ein Messer- und Alkoholverbot. Sondern auch, dass ab 15. Januar 2025 im Park weder Cannabis geraucht werden, noch dass man die Droge in die Grünanlage mitnehmen darf. Obendrein sollen Streetworker sieben Tage die Woche vor Ort sein, auch ein Fußballplatz und eine Skateanlage sollen kommen.
60 Gewaltdelikte mehr als im Vorjahr im Park
734 Straftaten hat die Polizei von Januar bis September 2024 registriert, darunter 84 Gewaltdelikte (60 mehr als im Vorjahr). Nach dem Tod eines 57-jährigen Mannes, der im Herbst nach einer Prügelei im Park starb, sitzt ein Tatverdächtiger (30) in Untersuchungshaft und wartet auf den Prozess. Der Alte Botanische Garten wird auch nächstes Jahr so schnell nicht aus dem Blick geraten.