Brennpunkt-Park: Wie München Dealer und Junkies vertreiben will

Kameras, Kontrollen, Kulturbiergärten und Cannabis-Verbot: Münchner Polizei, Stadt und Wirte versuchen 2024 viel, um Trinker, Dealer und Junkies aus dem Brennpunkt-Park nahe dem Hauptbahnhof zu vertreiben.
Ralph Hub
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Irene Kleber |
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Die Polizeikontrollen im Alten Botanischen Garten werden 2024 stark erhöht, um die Sicherheit im Park zu verbessern.
Die Polizeikontrollen im Alten Botanischen Garten werden 2024 stark erhöht, um die Sicherheit im Park zu verbessern. © Ralph Hub

München - Offener Drogenhandel, Raub, Diebstahl, sexuelle Übergriffe und sogar ein Toter im Herbst: Der Alte Botanische Garten nahe dem Hauptbahnhof ist seit Corona ein Kriminalitätsschwerpunkt in München. 2024 werden die Stimmen immer lauter, die fordern, dass Stadt und Polizei durchgreifen und das Sicherheitsgefühl der Bürger im Park wieder herstellen sollen.

Brennpunkt Alter Botanischer Garten München: Im Juni installiert die Polizei Kameras

Polizei und Kommunaler Außendienst (die Sicherheitswacht der Stadt) verstärken die Kontrollen massiv. Im Juni werden Überwachungskameras installiert. Erst an der Fassade des Justizpalasts, auf den Neptunbrunnen gerichtet, wo sich viele Trinker, Junkies und Dealer sammeln.

Später folgen mobile Kameras auf Anhängern mit 360-Grad-Optik. Sie stehen im Bereich um das Park Café, dessen Biergarten in den Park hineinreicht, und am Karl-Stützel-Platz, wo der riesige rote Ring als Kunstobjekt steht.

Der alkoholfreie Biergarten "Die Null" macht bundesweit Schlagzeilen.
Der alkoholfreie Biergarten "Die Null" macht bundesweit Schlagzeilen. © Sigi Müller

Der Alkfrei-Biergarten "Die Null" macht Schlagzeilen

Weil aber die Präsenz von Ordnungshütern allein nicht reicht für ein besseres Sicherheitsgefühl, startet im August am Karl-Stützel-Platz etwas, das bundesweit Schlagzeilen macht: der erste alkoholfreie Biergarten Münchens namens "Die Null".

Damit wollen die Wirte Florian Schönhofer (Café Kosmos), Peter Lehner (Park Café) und Kulturmacher David Boppert erreichen, dass sich Münchner den "Angstplatz" zurückerobern – bei Limo, Liegestühlen und kostenlosem Bühnenprogramm.

Sogar mitten im Brennpunkt eröffnet Parkcafé-Wirt Christian Lehner einen Biergarten.
Sogar mitten im Brennpunkt eröffnet Parkcafé-Wirt Christian Lehner einen Biergarten. © imago

Auch am Neptunbrunnen stampft Lehner einen Spontan-Biergarten (diesmal mit Alkohol) und Kultur aus dem Boden. Zumindest teilweise verbessert das die Lage im Park. Derweil wird bis hinauf ins Innenministerium debattiert, wie sich ein Waffen- und Alkoholverbot im Park verhängen und auch Cannabis verbannen lässt.

Seit der Cannabis-Teillegalisierung am 1. April 2024 ist der Konsum und der Besitz von bis zu 25 Gramm in der Öffentlichkeit erlaubt – das macht ein "Durchgreifen" für die Polizei in der Drogenszene schwer.

Ortsbesuch: CSU-Ministerpräsident Markus Söder (M.), Justizminister Georg Eisenreich (l.) und Innenminister Joachim Herrmann lassen sich im November 2024 vom Polizeipräsidenten Thomas Hampel die Zustände im Alten Botanischen Garten zeigen.
Ortsbesuch: CSU-Ministerpräsident Markus Söder (M.), Justizminister Georg Eisenreich (l.) und Innenminister Joachim Herrmann lassen sich im November 2024 vom Polizeipräsidenten Thomas Hampel die Zustände im Alten Botanischen Garten zeigen. © imago

Söder schaut im November selber vorbei

Öffentlichkeitswirksam nimmt im November CSU-Ministerpräsident Markus Söder den Alten Botanischen Garten persönlich in Augenschein. Flankiert vom Polizeipräsidenten Thomas Hampel, Innenminister Joachim Herrmann, Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU) und SPD-OB Dieter Reiter.

Nach dem Jahreswechsel kommt das Cannabisverbot

Kurz vor Weihnachten schließlich beschließt der Stadtrat (mit den Stimmen von Grünen, SPD, CSU und ÖDP) nicht nur ein Messer- und Alkoholverbot. Sondern auch, dass ab 15. Januar 2025 im Park weder Cannabis geraucht werden, noch dass man die Droge in die Grünanlage mitnehmen darf. Obendrein sollen Streetworker sieben Tage die Woche vor Ort sein, auch ein Fußballplatz und eine Skateanlage sollen kommen.

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60 Gewaltdelikte mehr als im Vorjahr im Park

734 Straftaten hat die Polizei von Januar bis September 2024 registriert, darunter 84 Gewaltdelikte (60 mehr als im Vorjahr). Nach dem Tod eines 57-jährigen Mannes, der im Herbst nach einer Prügelei im Park starb, sitzt ein Tatverdächtiger (30) in Untersuchungshaft und wartet auf den Prozess. Der Alte Botanische Garten wird auch nächstes Jahr so schnell nicht aus dem Blick geraten.

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9 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • FRUSTI13 am 30.12.2024 22:12 Uhr / Bewertung:

    Irgendwie ist Corona an allem Schuld! Auch in Zuständen die es schon lange vor Corona gab!

  • AK1 am 30.12.2024 20:37 Uhr / Bewertung:

    Seit Corona? Die Theorie ist immerhin neu, wie soll das passiert sein?

  • Koala2018 am 30.12.2024 16:06 Uhr / Bewertung:

    Es ist immer problematisch, wenn man als "Ordnungs-Hueter" den Anfängen nicht wehrt sondern Leute, die telefonisch mehrfach auf ein heftiges Problem, wie hier im Alten Botanischen Garten auf den bereits 2019 stattfindenden Drogenhandel hinweisen, sogar als Querulanten abqualifiziert. Bereits damals wurden Kinder als "Kuriere" eingesetzt.

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