Brennpunkt Alter Botanischer Garten: So handelt und plant die Münchner Polizei
München - Wenn bei der Münchner Polizei Notrufe eingehen, ist Zeit bekanntlich ziemlich wertvoll. Ob Unfall, Gewalt, Raub oder Bedrohung: Besonders schnell muss dann alles gehen, damit die Beamten zügig vor Ort sind. An manchen Orten der Stadt muss die Polizei ziemlich oft auftauchen. Abkürzungen und Codewörter gibt es dafür, damit eben Zeit gespart wird.
Alter Botanischen Garten: Beim Stichwort ABG geht's bei der Polizei so richtig schnell
Einer dieser Orte, für den Beamte inzwischen eine eigene Abkürzung geschaffen haben, ist der Alte Botanische Garten. ABG wird der polizeiintern genannt. Nicht selten hört man hier schließlich von Drogen-, Sexual- oder Gewaltdelikten. Zuletzt ist ein Mann nach einer Gewalttat gestorben, am 25. September.
Wenn also gefunkt wird "Drei Streifen zum ABG", weiß in der Regel jeder Polizist, wo man schnellstmöglich auftauchen sollte. Hier spricht schon lange keiner mehr die Bezeichnung der Grünanlage in Gänze aus, weil mitten in der Stadt zu regelmäßig Blaulicht zu sehen und Sirenen zu hören sind.
Alter Botanischer Garten: Einige Drogendealer bewaffnen sich
Die Münchner Polizei entschloss sich daher zu einer Art Schwerpunkteinsatz. Innerhalb der letzten Wochen tauchten hier Beamte regelmäßiger auf und kontrollierten intensiv. Zusätzlich ist seit Juni eine Videoüberwachung in Betrieb. Laut Polizei war sie entscheidend für die Identifizierung und Festnahme des Tatverdächtigen nach der tödlichen Gewalt vom 25. September.
Für manche Polizisten ist ein Einsatz in der Grünanlage bestimmt beklemmend, besonders nachts, in einer an sich ziemlich sicheren Stadt. Im August stellten Münchner Sicherheitskräfte fest, dass einige Drogendealer, die im ABG ihr Revier haben, sich bewaffneten. Wenn also zu einem "ABG-Einsatz" gerufen wird, zuckt der ein oder andere Beamte sicher ein wenig zusammen.
Konzepteinsatz der Polizei: 14 Mal kam eine Person nach Festnahme in Untersuchungshaft
Die Bilanz der vergangenen Wochen: 18 Kontrolltage hat es laut Polizei im ABG gegeben. 14 Mal kam eine Person nach Festnahme in Untersuchungshaft. Meist handelte es sich dabei um Drogenhandel. Zusätzlich zu den Münchner Beamten der Inspektionen Maxvorstadt sowie Westend waren 30 Bereitschaftspolizisten im Einsatz.
Die Beamten dokumentierten offenbar ihre Kontrollen und Streifengänge zeitweise mit offener Videotechnik. Insgesamt 550 Personenkontrollen seien durchgeführt worden, bilanziert die Münchner Polizei . 170 Personen haben Platzverweise bekommen, oft wegen Cannabiskonsum. Schließlich sei es verboten, in der Nähe von Spielplätzen die an sich legale Droge zu inhalieren. In vielen Fällen sei auch der Handel mit Betäubungsmitteln verhindert worden.
Polizeipräsident Hampel: "Wir brauchen Geduld und einen langen Atem"
Die Polizei berichtet in ihrer Bilanz auch, im Umfeld des ABG positives Feedback auf die erhöhte Schlagzahl der Einsätze bekommen zu haben. "So langsam ändert sich etwas im Alten Botanischen Garten", sagte ein Sprecher. Der Konzepteinsatz, wie es die Polizei nennt, scheint einen so messbaren Effekt gehabt zu haben, dass man sich entschieden hat, einen neuen Konzepteinsatz zu beginnen, nämlich über vier Wochen, ab dem Mittwoch, den 9. Oktober.

Doch bis sich hier einmal sichtbar etwas ändert, wird es wohl noch dauern. Der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel sagt dazu: "Räume, an denen man sich unwohl fühlt, darf es in München nicht geben! Hier brauchen wir Geduld und einen langen Atem."
Doch was, wenn das ABG-Milieu lediglich an einen anderen Münchner Ort verdrängt wird, der auch irgendwann eine eigene Abkürzung bekommt? Die Polizei weicht der Frage ein wenig aus. Viel wichtiger sei der Aspekt, dass der Alte Botanische Garten nicht nur einem kriminellen Milieu, "sondern der breiten Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird", sagt ein Polizeisprecher.