Böller-Boom trotz Verbots in München?

2,5 Millionen Euro geben die Münchner pro Jahr für Silvesterfeuerwerk aus. Ändert das Verbot etwas am Kaufverhalten? Und wer verkauft die Kracher überhaupt noch?
von  Victoria Kunzmann
Etliche Warnschilder weisen heuer auf die neue Regelung hin: Vom Marienplatz bis Stachus und am Viktualienmarkt ist Feuerwerk verboten
Etliche Warnschilder weisen heuer auf die neue Regelung hin: Vom Marienplatz bis Stachus und am Viktualienmarkt ist Feuerwerk verboten © imago

München - Die Stadt macht ernst und verbannt Silvesterkracher aus Teilen der Stadt: In der Fußgängerzone zwischen Marienplatz und Stachus, plus am Viktualienmarkt und Rindermarkt gilt heuer Feuerwerksverbot, hier dürfen weder Raketen noch Böller mitgeführt und gezündet werden.

Zusätzlich gilt in der Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings Böllerverbot – dort sind also zwar Raketen noch erlaubt, Kracher (mit "Knallfunktion") aber nicht.

Aber wie schaut es in den Münchner Supermärkten und Baumärkten aus? Während einige Rewe- und Edeka-Filialen in Dortmund, in der Eifel und Neumünster Silvesterfeuerwerk aus ihrem Sortiment genommen haben, gibt es in München durchaus noch viel zu kaufen. Die AZ hat nachgefragt.

Wer Silvesterkracher verkauft

Die Rewe-Supermärkte in der Münchner Innenstadt verkaufen weiterhin Silvesterfeuerwerk, etwa die Märkte am Rosenkavalierplatz und in der Werner-Schlierf-Straße in Giesing. "Es läuft gut. Wenn wir Silvesterkracher aus dem Sortiment nehmen würden, wäre der Aufschrei einfach zu groß", sagt Filialleiter Patrick Lukowsky. Das könne in anderen Märkten aber ganz anders sein.

Silvester: Wo die Stimmung kippt

Auch der V-Markt im Münchner Norden verkauft Silvesterfeuerwerk wie üblich. Das liege nicht in der Hand des einzelnen Marktes, sondern würde zentral gesteuert, sagt ein Verantwortlicher der Filialleitung. "Es wird jedes Jahr weniger gekauft. Ich glaube, dass die Leute langsam genug haben." Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Edeka an der Ickstattstraße im Glockenbachviertel ab. "Die Menge, die wir verkaufen, wird jedes Jahr weniger", sagt ein Mitarbeiter. "Der Trend geht klar zurück", sagt er, gerade im Hinblick auf das Böllerverbot in der Innenstadt.

Wer bald keine Böller mehr verkauft

Die Baumarktkette Hornbach verzichtet ab 2020 auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern. Dieses Jahr werde noch ganz normal verkauft, sagt ein Verkäufer des Markts in Fröttmaning. In der offiziellen Mitteilung des Unternehmens heißt es, Hornbach verzichte "insbesondere aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes" künftig auf den Böllerverkauf.

Das sagt der Handelsverband

Das meiste Feuerwerk wird in Discountern verkauft, so auch heuer. Lidl bietet sogar einen Vorbestell-Service an. Rund 30 Prozent werden im Lebensmittel-Einzelhandel verkauft, zehn Prozent in Bau- und Drogeriemärkten. In allen anderen Märkten lassen die Münchner rund 2,5 Millionen Euro pro Jahr für Silvesterfeuerwerk. Das Geschäft brummt. Aber wie lange noch?

"Wer ballern will, der lässt sich nicht davon abhalten", sagt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern. "Ich glaube nicht, dass es beim Umsatz dieses Jahr Ausreißer geben wird." Ein entscheidender Faktor, ob viel geknallt und gezündelt wird, sei stets das Wetter, Verbotszonen spielte eher eine untergeordnete Rolle. Ohlmann: "Die überzeugten Böllerfans gehen dann eben woanders hin."

Doch auch Ohlmann erkennt bei den Münchnern eine wachsende Sensibilisierung. Verletzungsgefahr für Mensch und Tier, tonnenweise Müll in den Straßen und Schäden für die Umwelt: Immer mehr Menschen erkennen die Nachteile von Silvesterfeuerwerk, aber viele handeln noch nicht entsprechend. "Das ist wie mit Bio-Lebensmitteln, das hat auch lange gedauert, heute liegen sie voll im Trend", sagt Ohlmann.

Vielleicht entwickeln sich Böller auch zum Luxusgut. Für den Handelsverbandssprecher ein mögliches Szenario: "Wenn das Angebot sinkt, steigt der Preis", sagt er. "Dann können sich irgendwann einige Menschen kein Feuerwerk mehr leisten."

Der Edeka am Stachus hat übrigens noch nie Silvesterfeuerwerk angeboten – wie alle Läden in Untergeschossen, das ist wegen erhöhter Unfallgefahr nicht erlaubt. Vielleicht ist es ja irgendwann überall so.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Böllerverbot: Eine Frage der Durchsetzbarkeit

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