Bits & Pretzels 2016: Der Präsident, die Löwen und Cinderella
München - Als sich die Gründer Andreas Bruckschlögl und Bernd Storm 2014 dazu entschlossen haben, ein paar andere Unternehmer aus der StartUp-Szene am Rande des Oktoberfests zu einem Frühstück einzuladen, haben sie wohl kaum damit gerechnet, dass nur drei Jahre später 5.000 Teilnehmer und internationale Hochkaräter wie Kevin Spacey und Sir Richard Branson Bits and Pretzels zu einem der wichtigsten Termine der Branche machen würden.
Auf der Gründerkonferenz herrscht ein ganz besonderer Geist: Da wird mit Ideen gespielt, die Zukunft skizziert und um Millionen-Investments gebuhlt. Wer einmal Die Höhle der Löwen auf Vox gesehen hat, kann sich vorstellen, wie es in der Münchner Messe die letzen zwei Tage zuging: Junge Gründer präsentieren sich und ihre Ideen, während sie von potentiellen Kapitalgebern umschwärmt werden.
Aber es geht natürlich nicht nur um das Sehen und Gesehenwerden, sondern auch ums Lernen. Deshalb erzählen erfolgreiche Gründer von ihren Erfahrungen, bieten große Unternehmen und Investmentfonds "Masterclasses" an, die die nächste Generation fit für die harte Businesswelt machen sollen. Und dann sind da noch die Stars, von denen man auch außerhalb der Szene schon gehört hat: Kevin Spacey, der nicht nur US-Präsident Frank Underwood in der Hitserie "House of Cards" ist, sondern auch mit seinem nicht unerheblichen Vermögen in StartUps investiert, zum Beispiel. Oder Sir Richard Branson, der in den letzten 40 Jahren geradezu wie am Fließband Unternehmen gründete, darunter die Fluglinie Virgin Atlantic, das Musik-Label Virgin Records oder die Raumfahrtfirma Virgin Galactic - und damit zum Milliardär wurde. Und selbstverständlich die "Löwen" aus der Vox-Höhle.
"Fire yourself!" - Wie ein Milliardär Gründer motiviert
Sie alle wollten die jungen Gründer mit ihren (Erfolgs-)Geschichten und Lebenserfahrungen inspirieren. Und wenn man die Reaktion des Publikums betrachtet, dürfte Ihnen das auch gelungen sein. Kevin Spacey riss die Menge gleich am ersten Tag mit Forderungen wie "lasst Euch keine Bullshit andrehen" und "stellt den Status Quo in Frage" mit. Was er damit meint, erklärt er an einem Beispiel: Noch vor fünf Jahren verschickte Netflix Leih-DVDs - jetzt produziert man eigene Shows und ist der erfolgreichste Video-Anbieter im Internet. Die meisten klassischen Videotheken hingegen hatten am Status Quo festgehalten und sind jetzt pleite.
Kevin Spacey: "Glaubt Trumps Bullshit nicht!"
Auch Richard Branson geizt nicht mit markigen Sprüchen und erklärt "feuert Euch selbst!" zu seinem wichtigsten Ratschlag für junge Unternehmensgründer. Denn wer zwei Jahre nach der Gründung immer noch das Tagesgeschäft leitet, hat seiner Meinung nach zu wenig Zeit, um an weiteren Innovationen zu arbeiten. Alle guten Gründer sollten sich daher mit Leuten umgeben, die besser als sie selbst sind - und die dann die Alltagsaufgaben übernehmen können.
Etwas weniger extravagant halten es da Judith Williams, Frank Thelen, Jochen Schweizer und Carsten Maschmeyer aus "Die Höhle der Löwen". Sie plaudern über Deals, die in der Sendung gemacht wurden und abseits der Kamera dann doch noch platzten. Häufigster Grund dafür: Unehrlichkeit. Wer mit einem Patent wirbt, sollte es auch haben. Klingt logisch, scheint aber durchaus eine Lektion zu sein, die junge Glücksritter auf der Jagd nach Investitionen nochmal eingebläut bekommen müssen.
Eine Cinderella-Story mit Happy End und Trauminsel
Nach all der Theorie endete der zweite Tag der "Bits and Pretzels" dann mit einem echten Wettstreit ums Geld: Beim StartUp-Pitch durften sich die sechs erfolgversprechendsten StartUps der Konferenz um ein reales Investment einiger der größten Funds der Branche bemühen. Dafür müssten sie den Geldgebern ihre Ideen in jeweils lediglich drei Minuten schmackhaft machen und dann noch zwei Minuten knallharte Nachfragen überstehen.
Bits & Pretzels: Sir Richard Branson bei Start-up-Festival
Am Ende gewann "Spottster", ein Unternehmen, das Schnäppchenjäger und Verkäufer zusammenbringen soll. Und dieses Finale hätte sich ein Drehbuchautor nicht schöner ausdenken können: Einerseits war das StartUp vor einem Jahr noch bei "Die Höhle der Löwen" spektakulär gescheitert und ohne Deal nach Hause gegangen. Nun sicherte man sich den Hauptpreis nur wenige Minuten nachdem die Löwen, die damals abgewunken hatten, die Bühne verlassen haben. Und andererseits hat Gründerin Freya ausgerechnet heute Geburtstag und fliegt jetzt unter anderem auf Richard Bransons Privatinsel.
Am morgigen Dienstag geht das Branchentreffen dann zu Ende - stilecht im Bierzelt auf der Wiesn. Und manch einer, der bislang ohne Investment blieb, hofft beim Oktoberfestbier dann noch auf die Gunst der Stunde.
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