Big Brother München: Die Illusion von Sicherheit

Die CSU will München flächendeckend mit Videokameras überwachen lassen, die Grünen laufen dagegen Sturm und die SPD sitzt irgendwie zwischen den Stühlen. Der Wahlkampf hat begonnen und startet gleich mal mit blankem Aktionismus, meint AZ-Online-Vize Christoph Elzer.
von  Christoph Elzer
Kameras bringen keine zusätzliche Sicherheit in München, meint AZ-Online-Vize Christoph Elzer
Kameras bringen keine zusätzliche Sicherheit in München, meint AZ-Online-Vize Christoph Elzer © dpa

Derzeit wird die Stadt weihnachtlich geschmückt und bei der Gelegenheit könnte man neben die ganzen Engelchen und Sterne auch gleich noch ein paar Kameras hängen – so wünscht es sich jedenfalls die CSU-Fraktion der Landeshauptstadt. Sie verspricht sich davon mehr Sicherheit, doch da ist wohl der Wunsch Vater des Gedanken.

Dabei sind es doch genau die klassischen Vorfälle, die man mit so einer Überwachung einzudämmen versucht, welche die auf das Konto Unbelehrbarer gehen. Egal ob Diebstahl oder Körperverletzung, diese Personen lassen sich durch eine blinkende Halbkugel unter einem Laternenmast nicht einschüchtern oder von einer geplanten Tat abhalten. Das beweist der Brennpunkt Hauptbahnhof Tag für Tag.

Während also die CSU auf eine Illusion von Sicherheit setzt, probiert es die SPD mit dem Gefühl von Sicherheit: "Die Menschen wollen sich sicher fühlen. Deshalb müssen wir uns auch damit beschäftigen", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Und die Grünen wiederum verweisen mantra-artig darauf, dass München doch ohnehin schon die sicherste Großstadt Deutschlands sei. Doch weder eine Illusion noch ein Gefühl oder ein Mantra bringen wirklich Sicherheit.

Für tatsächliche Sicherheit braucht es mehr Personal, also eine deutliche Aufstockung bei der Polizei. Die ist ohnehin chronisch unterbesetzt, häuft massenhaft Überstunden an und muss seit Beginn der Flüchtlingskrise noch Aufgaben übernehmen, die eigentlich längst nicht mehr zu ihrem Tätigkeitsbereich gehören. Wenn man hier ansetzen würde, dann könnte man wirklich was in Sachen Sicherheit bewirken. Aber das ist einerseits deutlich teuer als ein paar Kameras und andererseits Landessache - also ein Thema für Innenminister und Ministerpräsident, nicht für die Münchner Fraktionen.

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