Bewegender Trauergottesdienst für Opfer des Amoklaufs

Gut eine Woche nach dem Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum wurde bei einer ökumenischen Trauerfeier der Opfer gedacht. Neben Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm sprach auch eine Vertreterin der muslimischen Gemeinde ein Gebet.
von  Sophie Anfang
Der Andrang war groß
Der Andrang war groß © dpa

Neun weiße Kerzen brennen, eine für jedes Opfer. Dazu leuten die Glocken des Liebfrauendoms. Es ist ein stiller Moment, der Abschluss einer Woche, in der München um neun Menschen getrauert hat, die durch Hass völlig sinnlos aus ihrem Leben gerissen wurden.

Bei einem ökomenischen Gottesdienst am Sonntag im Liebfrauendom hat die Stadt dieser Toten gedacht. Viele Bürger haben sich im Dom eingefunden, knapp 2000 Menschen drängen sich in der Kirche. Münchner, die ihre Anteilnahme ausdrücken wollten.

Viele kämpfen mit den Tränen

Oder Einsatzkräfte, die am 22. Juli geholfen haben. Viele kämpfen mit den Tränen. Aus Berlin sind die Würdenträger aus Politik und Gesellschaft angereist. Bundeskanzlerin Angela Merkel sitzt in der ersten Reihe, neben ihr Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Horst Seehofer ist mit zahlreichen Mitgliedern seines Kabinetts gekommen. Man sieht Oberbürgermeister Dieter Reiter und einige weitere Stadträte.

Die Angehörigen der Opfer sieht man nicht so einfach. Sie sitzen ein paar Reihen weiter hinten. Eine bewusste Entscheidung, um sie vor den Blicken der Kameras zu schützen. Es ist ein Gottesdienst, der ein Zeichen des Miteinanders setzen soll. Sieben der Opfer waren Muslime.

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Deswegen sind es nicht nur Christen, die an diesem Sonntag zu Wort kommen, sondern Vertreter der jüdischen, orthodoxen und eben der muslimischen Gemeinde. Dhahri Hajer vom Muslimrat spricht mit fester Stimme: „Allah, wir bitten dich, unsere Menschlichkeit nicht zu verlieren.“

"Beschütze diese wunderbare Stadt"

Im Koran hieße es, dass wer einen Menschen töte, alle Menschen tötet. Es ist das erste Mal, dass im Liebfrauendom der Koran zitiert wird. Hajer endet mit einem Appel an Gott: „Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner, beschütze Deutschland.“

Kurz vor ihr hatte Kardinal Reinhard Marx betont, dass man die Klage über die Toten in Mut verwandeln müsse. Dass man statt dem Trennenden das Verbindende sehen solle: „Das, was uns verbindet, ist das Menschsein.“ Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Viele Menschen hätten Sorgen, sagte er.

Da helfe es nicht, wenn statistisch gesehen ein Autounfall wahrscheinlicher ist. Statistiken erreichten den Kopf: „Bilder legen sich über die Seele.“ So sollen die Bilder aus der Frauenkirche auch ein Zeichen der Hoffnung senden. Bilder, die den verletzten Seelen vielleicht etwas Trost spenden können.

 

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