Bettler-Banden in München: Zahlen und Fakten

Bis zu 60 zerlumpte Gestalten schnorren jeden Tag rund um den Hauptbahnhof auf den Straßen vor allem die Touristen an. Wo sie betteln, wie viele es sind.
Ralph Hub |
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Die Bettler-Banden sind zurück in München.
Daniel von Loeper Die Bettler-Banden sind zurück in München.

Bis zu 60 zerlumpte Gestalten schnorren jeden Tag rund um den Hauptbahnhof auf den Straßen vor allem die Touristen an. Wo sie betteln, wie viele es sind.

München – In der Stadt drängeln sich die Touristen aus allen Winkeln der Welt, in ein paar Wochen beginnt zudem das Oktoberfestfür die Bettlerbanden aus Osteuropa ein überaus lohnendes Geschäft. Sie zu vertreiben ist trotz der verschärften Stadtratsverordnung schier unmöglich.

Vor allem das Bahnhofsviertel wird von gut organisierten Banden jeden Tag aufs neue heimgesucht. „Wir zählen jeden Tag 50 bis 60 Personen, die klar zur Szene gehören“, sagt Polizeisprecher Werner Kraus.

Nahezu in allen Straßen lungern die zerlumpten Gestalten herum, sitzen vor den Geschäften oder schleppen sich auf Krücken über die Gehwege.

Die Bettler-Mafia arbeitet immer mit den selben Tricks

 

Junge Mädchen laufen mit traurigen Augen in Straßencafés an den Tischen vorbei, halten den Gästen die Hand hin.

Manche verteilen Blumen an Passanten. Wer annimmt, hat Pech. Dann fordern die Mädchen, meist sind es noch Kinder, Geld. Zwei bis drei Euro wollen sie pro Rose.

Einige der Frauen und Männer sind von schlimmen Krankheiten gezeichnet, haben deformierte Arme oder Beine. Manche haben Amputationen hinter sich und recken ihre Beinstümpfe demonstrativ über den Gehweg.

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An den Einfallstraßen lungern andere an roten Ampeln herum. Sie putzen ungebeten Scheiben und wollen dafür bezahlt werden. Viele Autofahrer haben Angst, dass ihnen der Lack zerkratzt wird, und geben deshalb ein paar Münzen. Im vergangenen Jahr trieben sich die Scheibenputzer sogar am Stachus auf der Sonnenstraße herum. Momentan findet man sie nur gelegentlich an den Einfallstraßen am Stadtrand.

Gerne fahren sie auch morgens mit den Pendlern in der S-Bahn mit. Junge Männer spielen traurige Lieder auf dem Akkordeon. Manchmal begleitet sie ein Kind, das den Passagieren einen Becher hinhält.

Verbreitet ist auch der Trick, im Zug ein Päckchen Papiertaschentücher und einen Zettel wortlos auf eine freien Platz neben einem Fahrgast zu legen. Wer die Taschentücher nimmt, soll zahlen.

Einige Bettler haben auch Welpen dabei, kaum zwei Monate alt. „Wenn sie nicht die nötigen Papiere dabei haben“, sagt KVR Sprecher Florian Schmelmer, „können wir ihnen die Tiere wegnehmen.“

In der Altstadt treiben sich auch etliche Bettler herum. Bis zu 30 Personen zählen Polizeistreifen täglich. In der Sendlinger Straße sind sie allerdings verschwunden. Sie zählt inzwischen zur Fußgängerzone. Betteln ist hier strickt verboten, wie auch auf der Neuhauser- und Kaufingerstraße. Wer hier von der Polizei erwischt wird, kassiert eine Anzeige und wird mitgenommen zur nächsten PI. „Die Bettler haben sich der verschärften Stadtratsverordnung angepasst“, sagt Florian Schmelmer. „Sie treten nicht mehr so aggressiv auf.“

Die Zahl ist etwas zurückgegangen

 

Die Zahl der organisierten Bettler ist in Folge der strengeren Vorschriften zurückgegangen. „Davor waren es bis zu 150 Bettler, die wir täglich gezählt haben“, erklärt Werner Kraus. Die neue Verordnung sei nicht wirkungslos geblieben.

An die Hintermänner kommt die Polizei nicht heran. Keiner wurde festgenommen. Auch die Aufpasser, die den Bettlern regelmäßig das Geld abknöpfen, erwischt die Polizei nicht.

Bettler, die gegen Auflagen verstoßen, erhalten einen Platzverweis. Einige wurden auch schon angezeigt und mussten das erschnorrte Geld abgeben. Abgeschreckt hat das die Banden bis heute nicht.

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