Betrüger verspricht Gewinne mit angeblichem Ceausescu-Gold

München - In jeder Sprache gibt es Wörter, die eine gewisse Aura umgibt. "smecher" (sprich: "Schmecker") ist so eines. "Schlitzohr" lautet die Übersetzung für das rumänische Wort. Wird es benutzt, schwingt Ablehnung, aber auch immer etwas Bewunderung mit. Eben so ein Funken "a Hund is a scho".
Ein gehöriges Maß an "smecherie", also Schlitzohrigkeit, scheint Mihai P. (Namen geändert) mitzubringen. Laut Staatsanwaltschaft versprach er einem 52 Jahre alten Apotheker, ihm durch den Verkauf von Gold des Ex-Diktators Nicolae Ceausescu beträchtliche Gewinne zu verschaffen. Am Ende verlor der Münchner aber gut zwei Millionen Euro – und kann jetzt nicht einmal gegen seinen Betrüger aussagen.
Das Opfer wird zum Täter
Dieter M. hat sich durch das Geschäft nämlich selbst strafbar gemacht – offenbar unbewusst. Denn er lieh dem Angeklagten Mihai P. Geld und Gold, ganze 32 Mal. Das kann ihm als Finanzdienstleistung ausgelegt werden, für die M. jedoch keine Genehmigung besitzt. Darauf stehen bis zu drei Jahren Haft.
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Mihai P. hatte ihm vorgemacht, gute Kontakte in die rumänische Politik zu haben. Deshalb könne er Gold aus rumänischem Staatsbesitz auslösen, das während der Diktatur von Ceausescu eingefroren worden war. Um an das Gold zu kommen, brauche er aber Finanzmittel, erklärte der 36-jährige Dieter M. die Lage.
Im Gegenzug für ein Darlehen sollte der Apotheker beim Weiterverkauf des rumänischen Goldes eine 30-prozentige Gewinnbeteiligung erhalten. Er versprach ihm einen Gesamtgewinn von 15 Millionen Euro. Also lieh Dieter M. ihm Geld, vermittelte auch Geldleihgeschäfte zwischen Mihai P. und seinen Bekannten.
Schweigen auf beiden Seiten
Vom rumänischen Gold sah Dieter M. aber nichts, geschweige denn von fetten Gewinnen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Mihai P. niemals Zugriff auf derartige Schätze besessen hat. P. selbst schweigt dazu. Ob es seine Überredungskünste waren, die ihm ein derart effizientes Geldeinsammeln ermöglicht haben, lässt sich deshalb nicht beurteilen. Sein sonstiges Auftreten scheint es nicht zu sein. Der 36-Jährige sitzt mit hängenden Schultern wie ein Sack Kartoffeln auf der Anklagebank des Landgerichts. Das Hemd spannt, das Sakko sitzt nicht recht, die Geheimratsrecken sind dürftig mit dem restlichen Deckhaar überbürstet.
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Dieter M. wirkt mit seiner randlosen Brille etwas seriöser, vom Aussehen her ist er mehr Typ Beamter als Apotheker. Man wüsste gerne, warum er Mihai P. auch dann noch Geld lieh, als er von seinen ersten Darlehen schon keinen Cent zurückbekommen hatte. Aber M. verweigert die Aussage, um sich selbst nicht zu belasten. Seine Anzeige gegen P. hat er inzwischen zurückgezogen, aber wenn Justizias Mühlen erst mal mahlen, hilft das nichts mehr.
So schweigen sich vermeintliches Opfer und Täter an diesem ersten Verhandlungstag aus. Sollte sich Mihai P. dieses Szenario von vornherein so ausgedacht haben, wäre es freilich eine "smecherie" von besonderer Raffinesse. Qualitäten einer Posse hat das Verfahren in jedem Fall.