Bestechung beim KJR: Putzfirma zahlt für Aufträge

Angestellte (61) ließ sich von Unternehmerin bezahlen. Beide Frauen bekommen Bewährungsstrafen.
von  John Schneider
Ließ sich bestechen: Lisa G.
Ließ sich bestechen: Lisa G. © jot

München Zwanzig Jahre hatte Lisa G. (61, Namen geändert) brav ihren Dienst beim Kreisjugendring (KJR) versehen. Auch sonst war sie nie in Erscheinung getreten. Ihr Vorstrafenregister weist keinerlei Eintragungen auf. Doch im Jahre 2009 geriet die Frau in finanzielle Nöte. Da verfiel sie auf eine kriminelle Idee.

Lisa G. war beim KJR für die Auftragsvergabe für Reinigungsarbeiten in verschiedenen Münchner Jugendtreffs verantwortlich. Diese Machtstellung wollte sie ausnutzen, um schnell zu Geld zu kommen.
So lief der Betrug: Lisa G. erklärte Julia C. (54), Inhaberin einer Reinigungsfirma, dass sie Rechnungen ihrer Firma manipulieren und absegnen werde.

Dafür wurden zusätzliche Arbeitsstunden des Reinigungspersonals aufgelistet. Für Arbeiten, die nie geleistet wurden. Die Unternehmerin hob dann das zu Unrecht kassierte Geld teilweise von ihrem Konto wieder ab, um Lisa G. auszuzahlen. Zwei Drittel der Betrugsbeute blieben bei ihr hängen. Bei monatlichen Treffen wurde das Schmiergeld ganz klassisch im Umschlag übergeben. Dem KJR entstand dadurch im Juni und September 2009 ein Schaden von 9328 Euro.

Die Unternehmerin ließ sich darauf ein. Weil sie naiv war und gedacht habe, dass es damit schon seine Richtigkeit haben werde, erklärte sie vor Gericht. „Schutzbehauptung“, kommentierte die Staatsanwältin diese Aussage.

Die Vorgesetzten von Lisa G. kamen ihr zunächst nicht auf die Spur. Stellten dann aber doch Strafanzeige. Die Frau musste gehen. Seitdem lebe sie von Kranken- und Arbeitslosengeld. Ihre Schulden liegen inzwischen bei 20 000 Euro. Zum Motiv erklärte die 61-Jährige, dass sie damals vor allem der Dispo bei ihrer Bank in die Bredouille gebracht habe.

Falsche Wasserwerker treiben in München ihr Unwesen

Beiden Frauen ging beziehungsweise geht es gesundheitlich nicht gut. Lisa G. hatte einen Herzinfarkt. Petra C., die inzwischen Insolvenz angemeldet hat, leidet seit der Sache mit den gefälschten Rechnungen unter starken Depressionen. Sie schlucke zwölf Tabletten am Tag. Eine für die Schilddrüse und elf (!) gegen ihre Depressionen.

Amtsrichter Frank Schaulies beließ es bei Bewährungsstrafen wegen Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung, Betrug und Urkundenfälschung für das kriminelle Duo. Die KVR-Angestellte, von der die Initiative ausging, kassierte elf Monate auf Bewährung. Ihre Komplizin wurde zu zehn Monaten, ebenfalls auf Bewährung verurteilt.   

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.