Besitzerin schockiert: Erpresser wollen Geld für entlaufenen Hund

Kurz vor dem Jahreswechsel entläuft eine Yorkshire-Hündin in der Lindwurmstraße. Nach knapp zwei Wochen taucht sie in acht Kilometern Entfernung wieder auf. Was ist passiert?
Niclas Vaccalluzzo
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Nach 13 Tagen in der Wildnis der Stadt kehrt Lily wohlauf zu ihrer Besitzerin Joelma Araujo zurück. Außer einem Kilo Gewicht fehlt ihr glücklicherweise nichts.
Nach 13 Tagen in der Wildnis der Stadt kehrt Lily wohlauf zu ihrer Besitzerin Joelma Araujo zurück. Außer einem Kilo Gewicht fehlt ihr glücklicherweise nichts. © Ben Sagmeister

München - Der 13-jährige Leonardo wollte mit seiner Hündin Lily am frühen Abend des 30. Dezembers nur kurz in Richtung Theresienwiese spazieren. Für gewöhnlich weicht die kleine Yorkshire-Terrier-Hündin nicht von seiner Seite – eine Leine ist also entsprechend nicht nötig. Das wird Leonardo zum Verhängnis: Ein lauter Knall – wohl der eines Böllers – verschreckt Lily so sehr, dass sie das Weite sucht und nicht mehr zurückkehrt.

Hündin Lily verschwindet nach Böller-Knall in München

"Ich habe sofort angefangen, überall zu suchen", erzählt Joelma Araujo, die Mutter von Leonardo und Besitzerin von Lily. Über 1000 Flyer habe sie Tag und Nacht in der ganzen Stadt verteilt und sich auf die Suche begeben. In den sozialen Medien verbreitet sich der Aufruf rasant. Die Polizei konnte ohne konkrete Hinweise auf den Aufenthalt der dreijährigen Hündin nicht wirklich helfen, erzählt Araujo. Zwei Anrufe habe sie am selben Abend noch erhalten.

Ein junger Mann habe Lily in der Maistraße unweit der Theresienwiese gesehen. Etwas später sei der Yorkshire Terrier von einer Dame auf der Theresienwiese gesichtet worden. Danach fehlt von Lily jede Spur – und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Die Silvesternacht und die Zeit danach wird die Hündin draußen verbringen.

Wird in München ein Böllerverbot kommen oder nicht?, fragt die Wahrsagerin Joelma Araujo ihre Muscheln.
Wird in München ein Böllerverbot kommen oder nicht?, fragt die Wahrsagerin Joelma Araujo ihre Muscheln. © Ben Sagmeister

Was die folgenden Tage passiert, ist unschön. Viele Leute hätten versucht, die verzweifelte Situation der gebürtigen Brasilianerin auszunutzen. "Ich habe viele verschiedene Geschichten gehört", sagt Araujo. Ungarische Gauner hätten Lily verschleppt, wird ihr erzählt. Andere sagen, sie wurde verkauft. Eine Frau, die laut Araujo vermutlich Teil der Bettel-Mafia sei, habe zunächst behauptet, ihr Boss hätte Lily bei sich. Später habe sie diese Aussage dann widerrufen.

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Besitzerin wird nach Verschwinden ihres Hundes erpresst

Der bittere Höhepunkt ist ein Erpresser-Anruf, den Araujo einige Tage nach dem Verschwinden erhält. "Die haben mir gesagt, sie hätten Lily und ich soll Geld überweisen, sonst wird der Hund verkauft", sagt sie. Freilich seien auch viele nett und hilfsbereit gewesen und hätten Araujo aktiv und mental bei der Suche unterstützt. Trotzdem hätten sie nur wenige Hinweise zum Verbleib von Lily erreicht. Aber: "Niemand hat sie gesehen!"

Selbst höhere Kräfte hat Araujo bemüht. Im Univiertel arbeitet sie seit Jahren als Wahrsagerin und ist für ihr Muschelorakel bekannt. In einem AZ-Interview hat Araujo vor einigen Jahren über ihre Tätigkeit gesprochen. Viele hätten sie gefragt, wieso sie nicht einfach selbst ihre Kräfte bemüht. "Ich habe es versucht, aber es hat nicht funktioniert", erzählt Araujo. Durch ihre Verzweiflung und Sorgen hätte sie eine Blockade gehabt.

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Nach Opfergabe kehrt Hündin aus acht Kilometern Entfernung zurück

Sie zweifelt an ihren Kräften und gibt die Hoffnung fast schon auf. Ihre Gurus und Wahrsager-Kollegen aus Brasilien konnten ihr auch nicht wirklich weiterhelfen. Sie waren sich lediglich sicher, dass Lily zurückkehrt. Dann habe sie einen Korb mit Opfergaben – reichlich Obst – befüllt und Geister um Lilys Rückkehr gebeten. Eine halbe Stunde später sei dann der entscheidende Anruf gekommen: Lily lebt.

Ein Korb mit Früchten als Opfergabe habe ihre Hündin zurückgebracht, behauptet Joelma Araujo.
Ein Korb mit Früchten als Opfergabe habe ihre Hündin zurückgebracht, behauptet Joelma Araujo. © Ben Sagmeister

Acht Kilometer entfernt, im Garten einer Familie in Forstenried, ist die Hündin nach 13 Tagen wieder aufgetaucht. Sie ist wohlauf. Ein Kilo hat der Yorkshire Terrier abgespeckt, traumatisiert wirkt er trotz Kälte und Silvesterchaos nicht. Für Araujo unfassbar: "Ich kenne Lily, alleine hätte sie das niemals überlebt." Sie ist daher fest davon überzeugt, dass Lily in der Zeit bei jemandem war. Was in den 13 Tagen wirklich passiert ist, weiß aber nur die Hündin selbst.

In Zukunft wird Araujo Lily eher an die Leine nehmen. Mit knallenden Silvesterkrachern wird sich die Yorkshire-Terrier-Dame wohl arrangieren müssen. Die AZ fragt Joelma Araujo nach der Debatte um ein Böllerverbot in München. Ihre Muscheln zeigen: "Ein schwieriges Thema."

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18 Kommentare
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  • Chablis64 am 16.01.2025 14:35 Uhr / Bewertung:

    Tatsächlich; ein schwieriges Thema. Gut gewillten, die paar Raketen hoch schießen, das neue Jahr begrüßen, Spaß haben, fern jeglicher Fenster oder ganzer Wohngebiete, die sich an die Zeiten halten, sich schlichtweg benehmen, auch auf andere Lebewesen achten, sprich; auf Abstand gehen (um auch was zu sehen), denen sei es vergönnt - wenn es unbedingt sein "muss". Die anderen, die drei Tage vorher schon ihr Pulver verballern, sich an nichts halten, Raketen auf Häuser und Menschen, Autos oder oder oder richten, denen gehört ein Verbot vermittelt. Am besten gehören sie einfach weg für diese Zeit. Es gehört solchen Leuten verboten. Machen sie es dennoch; direkt eine Strafanzeige durch knattern lassen. Manchen ist einfach nicht bewusst, welche Privilegien sie hier genießen dürfen.. ohne wenn und aber. Sofern sie sich gut und richtig benehmen.. nehmt denen das mal alles weg was denen wichtig und heilig ist, was glaubt ihr wie die betteln, jammern, flennen. Wertschätzung neu definiert.

  • Wickie712 am 15.01.2025 17:36 Uhr / Bewertung:

    Leinenpflicht für alle Hunde im ganzen Stadtgebiet, konsequent.

  • Gustl1328 am 15.01.2025 12:21 Uhr / Bewertung:

    Man benötigt kein Muschelorakel, um zu wissen, dass spätestens mit dem Verkaufsstart pyrotechnischer Gegenstände der Kategorie F 2 die Knallerei losgeht.
    Spätestens ab diesem Zeitpunkt gehören Hunde definitiv an die Leine.
    Hoffentlich aus der Geschichte gelernt...

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