Berufspolitikerin mit 28: Jamila Schäfer geht fleißig an die Spitze

Mit 28 ist Jamila Schäfer Berufspolitikerin – allerdings noch ohne Mandat. Sie sitzt bei den Grünen im Parteivorstand und bald wohl im Bundestag.
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Jamila Schäfer ist für viele Wähler ein unbekanntes Gesicht, in ihrer Partei hat sie es schon nach oben geschafft.
Jamila Schäfer ist für viele Wähler ein unbekanntes Gesicht, in ihrer Partei hat sie es schon nach oben geschafft. © Bernd Wackerbauer

München - Nachdem ein Brand auf der Insel Lesbos Tausende Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen waren, ein zweites Mal obdachlos gemacht hatte, ging Jamila Schäfer vorbei an verbrannten Zelten, Decken, Planen. Zwischen all dem entdeckte sie ein dürres, getigertes Kätzchen.

Es war das einzige Lebewesen, das sie aus dem Lager mit nach Deutschland nehmen konnte, sagt Schäfer. "Die Papiere für eine Katze waren in ein paar Tagen fertig." Um Kinder nach Deutschland zu holen, habe die Regierung ein Jahr gebraucht.

Seit 2018 Mitglied des Bundesvorstands der Grünen

"Die größte Herausforderung in meinem Job ist, nicht zynisch zu werden", sagt Schäfer. Sie reiste nicht als Helferin nach Moria, die Decken und Wasserflaschen verteilte. Sie besuchte das Lager als Politikerin. Seit 2018 ist sie Mitglied des Bundesvorstands der Grünen. Im Herbst zieht sie voraussichtlich für ihre Partei in den Bundestag ein.

Zwar kandidiert sie als Direktkandidatin im Münchner Süden und diesen Wahlkreis hat seit 2002 immer die CSU gewonnen. Jedoch ergatterte sie auf der bayerischen Landesliste Platz sieben. Ihr Einzug in den Bundestag gilt damit als sicher.

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Schäfer ist erst 28 Jahre alt, studiert eigentlich noch Soziologie, und sagt trotzdem vieles das klingt, als mache sie schon seit Jahrzehnten Politik. Zum Beispiel, dass es ihr für das "Grounding" wichtig sei, auch mal Freunde außerhalb des politischen Betriebs zu treffen.

Zwar ist Schäfer der breiten Öffentlichkeit unbekannt, innerhalb der Partei hat sie jedoch bereits Karriere gemacht. Sie war Sprecherin der Grünen Jugend, seit drei Jahren ist sie im Bundesparteivorstand. Zuletzt arbeitete sie an der Kampagne mit, die Anna-Lena Baerbock zur Kanzlerin machen soll.

Bis jetzt ist diese erfolgreich: Inzwischen liegen die Grünen in den Umfragen sogar vor der Union. Es sei es dem Vorstand gelungen, die Partei, die sich einst zwischen Realo und Fundi-Flügel gespalten war, zusammenzubringen, sagt Schäfer.

Seit zehn Jahren Engagement für Asylpolitik

So, wie Anna-Lena Baerbock als eine gilt, die sich mit Fleiß und Fachwissen an die Spitze gekämpft hat, wirkt auch Jamila Schäfer nicht wie eine Person, die sich gerne über das Wetter unterhält. Lieber über Asylpolitik, Menschenrechte und die Frage, was sich an den EU-Außengrenzen ändern müsste.

Zum Beispiel würde Schäfer die Kommunen, die sich bereit erklärten, geflüchtete Menschen aufzunehmen, das auch tun lassen. Bis jetzt verhindere dies die Regierung.

Jamila Schäfer als Rednerin auf einem Parteitag.
Jamila Schäfer als Rednerin auf einem Parteitag. © Archiv

Schäfer engagiert sich seit fast zehn Jahren für Asylpolitik. In dieser Zeit hat sich kaum etwas verändert. Immer noch ertrinken jedes Jahr Hunderte Menschen im Mittelmeer. Trotzdem habe sie die Hoffnung, dass sie etwas bewirken kann, nicht verloren, sagt Schäfer. Wahrscheinlich, weil sie die Erfahrung, wie viel Protest bringen kann, schon früh gemacht hat: 2009, damals war Schäfer in der zehnten Klasse, beteiligte sie an den Bildungsstreiks gegen das achtjährige Gymnasium: Inzwischen ist das G8 Geschichte.

Den Glauben, dass sie etwas verändern können, würde Schäfer auch in den Menschen in ihrem Wahlkreis wecken. "Kaum jemand traut sich seinem Abgeordneten eine E-Mail zu schreiben", sagt sie. Das würde sie gerne ändern. Dafür hat sie ein Bürgertelefon eingerichtet. Unter Telefon: 015252331528 kann man sie jeden Freitag von 17 bis 20 Uhr anrufen.

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79 Kommentare
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  • Seniorlöwe am 14.05.2021 08:41 Uhr / Bewertung:

    doket auf Seniorlöew "Wieso machen Sie es dann nicht, wenn es so ein leicht verdientes Geld ist. Nur zu!". Gerne die Antwort: ich habe einen Berufabschluss und arbeite erfolgreich in meinem Beruf. Ich weiss was ich kann. Es muss auch Menschen geben, die aus normalem Arbeitseinkommen Steuern zahlen und den Staat damit am Laufen halten. Ich möchte nicht für den Bundestag kandidieren um mich wie Frau Schäfer um die Aussengrenezen kümmern zu wollen. Dies ist meiner Meinung nach eh Sache der EU und nicht einer Münchner Bundestagsabgeordneten. Allein aus München kandidieren jetzt schon 3 Frauen aus derselben Partei mit nahezu den identischen "Fachgebieten". Da frage ich mich wie der Bundestag denn besetzt sein soll und welche Schwerpunkte da gesetzt werden. Zu Tscharlie: ich verurteile was Herr Sauter und andere gemacht haben. Sofern sich rausstellen sollte, dass es strafrechtlich relevant ist, sollen die Herren auch juristisch bestraft werden, so wie alle, die unserem Staat schaden.

  • 1Muenchner am 11.05.2021 17:45 Uhr / Bewertung:

    Ein sooo schön geschriebener Werbeartikel #Ironie #Wer:bung

  • Seniorlöwe am 11.05.2021 12:51 Uhr / Bewertung:

    Frau Schäfer: Bereiche- Asyl, Menschenrechte, EU- Aussengrenzen. Frau Bause: Bereich-Menschenrechte. Frau Rashid: Bereiche- Integration, Menschenrechte, Rechtsextremismus. 3 Münchner Kandidatinnen der Grünen für den Bundestag. Ich bin Münchner. Wir sind eine 5-köpfige Familie. Ich zahle hier seit vielen Jahren Gewerbe- und Einkommensteuer. Ich gehöre zu keiner der obengenannten Kategorien. Wer kümmert sich eigentlich um meine Belange ?
    Übrigens allen 3 Damen winken monatl. 10.800 € Diäten, 4.400 € Aufwandsentschädigung steuerfrei, 50 % Zuschuss zur KV, bis 20.000 Brutto Vergütung für Mitarbeiter (Freunde) und jährlich 12.000 € für Büromaterial, sowie der Aufbau eines sehr guten Pensionsanpruchs und Übergangsgeld bei Mandatsverlust. Nicht schlecht für Berufseinsteiger, zum Teil ( Schäfer) sogar ohne Uni- oder sonstigen Berufsabschluss.

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