Benko-Firma in München meldet Insolvenz an: Alte Akademie ist pleite

Die Gesellschaft, die die Alte Akademie in München erworben hat, meldet Insolvenz an – und in Innsbruck wird die Privatvilla von René Benko gepfändet.
Nina Job
Nina Job
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
22  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Negativnachrichten um René Benko reißen nicht ab.
Die Negativnachrichten um René Benko reißen nicht ab. © Marcel Kusch/dpa

München - Die Insolvenzwelle in Benkos Immobilien- und Handelsimperium hat nun auch die Gesellschaft in den Abwärtssog gerissen, die die Alten Akademie in der Neuhauser Straße zu neuem Leben erwecken wollte. Kurz vor dem Jahreswechsel hat die Alte Akademie Immobilien GmbH und Co. KG beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg Insolvenzantrag gestellt.

Seit November wird auf der Großbaustelle zwischen Oberpollinger und St. Michael in der Neuhauser Straße schon nicht mehr gearbeitet. Nur ein einsamer Kran steht noch herum.

Ursprünglich war mal geplant, dass das frühere Jesuitenkolleg Ende 2023 fertig saniert sein wird. Hinter der Renaissancefassade sollten moderne Büros, Flächen für Geschäfte und Gastro sowie feine Stadtwohnungen in den oberen Etagen am sogenannten Schmuckhof entstehen. Dazu eine große Tiefgarage. Fertig ist das alles noch lange nicht.

Nun muss sich ein Insolvenzverwalter aus Berlin mit der Alten Akademie befassen. Seit November steht die Baustelle still. Jemand hat ein Sterbekreuz auf den Bauzaun gesprüht.
Nun muss sich ein Insolvenzverwalter aus Berlin mit der Alten Akademie befassen. Seit November steht die Baustelle still. Jemand hat ein Sterbekreuz auf den Bauzaun gesprüht. © IMAGO/Fritsch

Wie es mit der Alten Akademie in München weitergeht? Alles ist offen

Dabei hatte die Signa die gesamte Bürofläche von 9.350 Quadratmetern bereits komplett vermietet: an den Schweizer Pharmakonzern Novartis. Auch das japanische Unternehmen Uniqlo hatte angekündigt, dass es vier Etagen mietet, um dort seine Mode anzubieten. Die Bauarbeiten hatten sich bereits vor dem Baustopp in die Länge gezogen. Wann und wie es nun weitergeht – alles noch offen. Wird ein anderer Investor übernehmen? Nun muss sich erst mal der vorläufige Insolvenzverwalter, Anwalt Torsten Martini aus Berlin (Kanzlei Görg), einen Überblick verschaffen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die Alte Akademie war vor zehn Jahren von der Signa-Tochtergesellschaft im Erbbaurecht vom Freistaat erworben worden. Der Kaufpreis von 230 Millionen Euro floss als Einmalzahlung. Der Freistaat bzw. der für die Immobilien zuständige Staatsbetrieb hat nun Kontakt zum Insolvenzverwalter aufgenommen, teilte Gerhard Reichel, Geschäftsführer der Immobilien Freistaat Bayern (Imby) der AZ auf Anfrage mit. Die Imby prüfe zudem "die möglichen Optionen des Freistaats, auch etwaige Heimfallrechte". Es gelte, "eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu entwickeln, die eine Weiterführung des Bauprojekts ermöglicht".

Gerhard Reichel ist Chef der Immobilien Freistaat Bayern (200 Mitarbeiter).
Gerhard Reichel ist Chef der Immobilien Freistaat Bayern (200 Mitarbeiter). © Imby

Die Aussichten seien "sehr gut" aufgrund der "hervorragenden Lage" und der "ausgezeichneten Vermarktbarkeit". Ob bereits neue Investoren auf der Matte stehen, dazu möchte der Imby-Chef nichts sagen.

Ex-Vizekanzler Joschka Fischer steht auf Gläubigerliste von René Benko

Während sich der Freistaat also optimistisch gibt, überschlagen sich die Nachrichten aus dem bröckelnden Benko-Reich weiter – und wer alles irgendwie mit drinhängt: Joschka Fischer, Ex-Galionsfigur der Grünen, Ex-Außenminister und Ex-Vizekanzler steht mit seiner Beraterfirma auf der Signa-Gläubigerliste. Außerdem deutsche Versicherer mit rund drei Milliarden Euro. Zudem steckten Genossenschaftsbanken und Sparkassen Millionen in Benkos riskante Finanzierungskonstrukte.

Auch der grüne Ex-Vizekanzler Joschka Fischer gehört mit seiner Beraterfirma zu den Gläubigern der Signa Geld.
Auch der grüne Ex-Vizekanzler Joschka Fischer gehört mit seiner Beraterfirma zu den Gläubigern der Signa Geld. © IMAGO/Bernd Elmenthaler

Derweil scheint es jetzt aber auch an das Privatvermögen des Selfmade-Milliardärs zu gehen: Die österreichische Finanzverwaltung hat Benkos schneeweiße Luxusvilla in Igls oberhalb von Innsbruck gepfändet. Er soll zwölf Millionen Euro Umsatzsteuer schuldig geblieben sein.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
22 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Guidomuc am 05.01.2024 17:19 Uhr / Bewertung:

    Wir kann fas eigentlich sein? Die Immobilien haben einen Wert und den kann man am Markt irgendwie platzieren und zu Geld machen? Wer kennt sich aus? Oder sind etwa die Verbindlichkeiten höher als eben diese Werte? Wenn ja wie kann das sein? Sind die Investoren zu dumm oder die Gerichte/Gesetze zu wirkungslos?

  • am 05.01.2024 22:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Guidomuc

    Die Verbindlichkeiten sind wesentlich höher (2-3 Fach) weil die Immobilien bereits vor Fertigstellung bewertet wurden und in die Bilanzierung einflossen. Inflation und wirtschaftliche Entwicklungen taten ihr Übriges dazu.

  • AllesBesser am 05.01.2024 15:28 Uhr / Bewertung:

    Wie immer wenn ein großer Finanzskandal publik wird, wundert man sich wie offensichtlich die Gefahren waren, die angeblich niemand gesehen haben will. Man könnte glauben, es gibt eine Korrelation zwischen Größe der Investition und der Due Dilligence: Je astronomischer der Betrag, desto weniger wird in die Bücher geschaut. Bei jedem kleinen Häuslebauer stecken die Banken scheinbar mehr Energie in die sorgsame Prüfung der finanziellen Verhältnisse.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.