Bekommt München ein Tanzhaus?
München - Die Münchner Tanzszene wünscht sich schon seit Jahrzehnten eine eigene Produktions- und Aufführungsstätte. So lange, dass so mancher Künstler wohl gar nicht mehr daran glaubte, dass ein "Münchner Tanzhaus" eines Tages realisiert wird. Doch nun könnte dieser Wunsch etwas mehr Richtung Realität rücken.
Das sagt die Machbarkeitsstudie
Um auszuloten, wo das Tanzhaus stehen und wie es aussehen könnte, gab die Stadt vergangenes Jahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Der Bayerische Landesverband für zeitgenössischen Tanz und eine Architektin der Technischen Universität präsentierten die Ergebnisse gestern.
Von Ballett bis Performance
Ein Tanzhaus soll mehr sein, als eine Bühne, wo man Balletttänzern zusehen kann, wie sie ihre Pirouetten drehen. So konnte man Walter Heun, den Chef des Bayerischen Landesverbands für zeitgenössischen Tanz, verstehen.
Denn Tanz umfasst auch moderne Kunstformen wie Performance. Überhaupt sollen in dem Tanzhaus neben jenen Tänzern, die von ihrer Kunst leben wollen, auch Laien Studios mieten dürfen.
Ziel sei, einen lebendigen urbanen Ort zu schaffen, schilderte Katharina Voigt, die die Studie erstellte und die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Architektur-Fakultät der TU arbeitet.
Rund um die Uhr soll hier etwas los sein
Das Tanzhaus sollen die Münchner nicht nur abends zu den Vorstellungen besuchen, am besten soll dort rund um die Uhr etwas los sein. Tanzkurse, Proben, wissenschaftlicher Austausch, ein Kiosk, wo man bis spät in die Nacht was trinken kann. Doch wo bekommt man all das in München an einem Ort unter?
Ein Tanzhaus im neuen Kreativquartier?
Favorit ist ein Areal im Kreativquartier an der Dachauer Straße - nämlich die Jutier- und Tonnenhalle. Entscheidender Vorteil: An diesem Standort hat sich der Stadtrat ohnehin dazu entschlossen, fast 100 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Bis 2026 soll laut Kulturreferent Anton Biebl (parteilos) alles fertig sein.

Der Andrang ist groß
Der Nachteil: Eigentlich gibt es für die beiden Hallen schon eine Idee. Dort sollen neue Arbeits- und Aufführungsstätten entstehen - allerdings nicht nur für Tänzer. "Alle wollen ins Kreativquartier", sagt SPD-Stadträtin Julia Schönfeld-Knor, die im Kulturausschuss sitzt. Doch entschieden sei noch nicht, wer die Jutier- und Tonnenhalle am Ende nutzen soll.
Die potenziellen Standorte
Was dann aus dem Tanzhaus wird? "Ich bin zuversichtlich, dass wir für eine Lösung finden, und zwar nicht erst in 20 Jahren", sagt die Stadträtin. Noch zwei weitere potenzielle Standorte nennt die Studie: das Paketpostareal, wo sich der Investor ohnehin in der alten Halle eine kulturelle Nutzung vorstellen kann. Außerdem seien Flächen im Viehhof denkbar, wo auch der Nachtclub Bahnwärter Thiel liegt.
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