Bei Flug aus Flitterwochen: Ehepaar aus München rettet Mann das Leben

Während eines elfstündigen Flugs kollabiert ein Mann. Die Crew ist hilflos. Doch dann greifen zwei tapfere Münchner ein.
Julia Sextl |
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Monika Turba und Eik Böning an ihrem Hochzeitstag im April dieses Jahres. Sie flogen gerade aus ihren vorgezogenen Flitterwochen nach Hause, als es an Bord der Maschine zu einem Notfall kam.
privat Monika Turba und Eik Böning an ihrem Hochzeitstag im April dieses Jahres. Sie flogen gerade aus ihren vorgezogenen Flitterwochen nach Hause, als es an Bord der Maschine zu einem Notfall kam.

München - Es hätte böse enden können für Kurt Friedl aus Salzburg. Elf Stunden Flugzeit lagen vor ihm und den anderen Passagieren der Maschine, die sie vom thailändischen Bangkok nach München bringen sollte. Neben Friedl und seiner Frau Dagmar saßen auch Monika Turba und Eik Böning aus Schwabing im Flugzeug.

"Es sah schon ganz schön kritisch aus. Er hätte sterben können"

Die beiden wollten bald heiraten und hatten ihre Flitterwochen vorgezogen. Am Ende retteten sie möglicherweise ein Leben. "Es sah schon ganz schön kritisch aus. Der Mann hätte sterben oder ziemlich sicher bleibende Schäden davontragen können", sagt Eik Böning im Nachhinein.

Es war bereits Mitternacht, als die Maschine Ende Februar in Bangkok abhob. "Wir hatten gerade alle gegessen, das Dämmerlicht zum Schlafen wurde eingeschaltet, als plötzlich ein Hilferuf der Crew durchgesagt wurde", erzählt Böning der AZ. Auf Thai und Englisch. Ein Arzt werde gebraucht, ob zufällig einer an Bord sei. "Es meldete sich aber niemand. Deshalb sind wir rüber", so Böning.

Der 43 Jahre alte Berufsfeuerwehrmann und seine Frau (33), eine Krankenschwester, überlegen nicht lange. Sie kämpfen sich zu der Sitzreihe durch, aus der im Vorfeld schon Stöhnen, Wimmern und Spucken zu hören war. Dort sitzt ein knapp 60 Jahre alter Mann, es ist Kurt Friedl. Er ist kaum ansprechbar. Zwar reagiert er auf Fragen, dämmert aber sofort wieder weg.

Der erste Verdacht: Unterzucker. Weil Monika Turba schwanger ist, hat sie Traubenzucker dabei. Einen einzigen hat sie noch. Dieser, zusammen mit Wasser, hilft Friedl zunächst, es scheint ihm besser zu gehen.

Der Pilot bietet eine Notlandung an – im Kriegsgebiet

Doch dann, rund eine Stunde später, steht Friedls Frau plötzlich vor den Münchnern. Er ist ein zweites Mal kollabiert – und die Flugzeugbesatzung fühlte sich für den Kranken offenbar nicht zuständig. Beim 59-Jährigen ist kein Puls mehr fühlbar, er ist bewusstlos.

Böning packt den rund 100 Kilogramm schweren Mann, schleift ihn durchs Flugzeug vors Cockpit. "In dem schmalen Gang hätten wir ihn nicht reanimieren können", sagt er.

Dann die Entwarnung. Durch die unsanfte Behandlung kommt Friedl wieder zu sich. Böning flößt ihm nach und nach drei Liter Wasser ein, lagert die Beine hoch und spricht beruhigend auf ihn ein. Der Pilot bietet eine Notlandung an – in Kabul in Afghanistan. "Aber das wäre eher kontraproduktiv gewesen", sagt Böning. Zudem hatte sich Friedels Zustand etwas stabilisiert. Ursache für den Zusammenbruch war offenbar ein Flüssigkeitsmangel – und in der Folge zu wenig Blut im Körper. "Wäre er auf seinem Platz sitzengeblieben, wäre er krepiert", sagt Böning.

Kurt Friedl, so stellte es sich nach dem Flug im Krankenhaus Freising heraus, hatte sich in Thailand eine schwere Salmonellenvergiftung mit heftigen Koliken zugezogen. Jetzt ist er wieder gesund – und wandte sich mit seiner Geschichte an die AZ. "Ich möchte mich nochmal öffentlich bei den zwei 'Münchnern im Himmel' bedanken. Jeder soll wissen, dass sie mich gerettet haben."

Kurt Friedl aus Salzburg reiste Ende Februar mit seiner Frau Dagmar von Bangkok nach München. Dabei wäre er beinahe gestorben. Foto: privat

Lesen Sie hier: Kein Flug mit Transavia - Mitarbeiterin lässt Familie nicht in Flugzeug

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