Bauarbeiten auf der Stammstrecke in München verursachen Chaos am Hauptbahnhof

Als Bahnfahrer in München braucht's dieser Tage gute Nerven: Gedränge an den Bahnsteigen; Züge, die urplötzlich umgeleitet werden und sogar vergessene Fahrgäste.
Ralph Hub
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Von welchem Gleis fährt der Zug denn nun? Eine Mitarbeiterin im Zwischengeschoss beantwortet Fragen.
Von welchem Gleis fährt der Zug denn nun? Eine Mitarbeiterin im Zwischengeschoss beantwortet Fragen. © rah

München - Phasenweise geht es im Hauptbahnhof zu wie in einem Bienenstock. Im Zwischengeschoss irren Fahrgäste umher und im Starnberger Flügelbahnhof tritt man sich im Gedränge auf die Füße.

In der Nacht auf Dienstag blieben sogar Dutzende Fahrgäste zurück, nachdem die letzte Regiobahn kurz nach Mitternacht ohne sie abgefahren war – und alles wegen der Bauarbeiten auf der Stammstrecke, wegen denen noch bis zum 21. August keine S-Bahnen zwischen Pasing und Ostbahnhof fahren.

Bauarbeiten an der Stammstrecke: Im Berufsverkehr in München wird es eng

Passagiere, die Ersatz-S-Bahnen nach Pasing oder Freising nehmen wollen, müssen zum Starnberger Flügelbahnhof. "Im Berufsverkehr wird es bedrohlich eng", sagt AZ-Leserin Ulrike M. Aussteigende und abfahrende Passagiere kommen sich in die Quere. In der Mitte des Bahnsteigs ist eine Baustelle, die den Platz zusätzlich verengt, kritisiert die Münchnerin.

Vor allem ältere Menschen und Senioren auf Krücken oder mit Rollatoren, Fahrgäste mit Rädern oder Kinderwagen seien gefährdet, so Ulrike M.: "Ich fand es bedrohlich eng und habe Polizisten, Sicherheitspersonal am Bahnhof angesprochen und den Notruf der Polizei benachrichtigt. Keiner fühlte sich zuständig."

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Stammstrecke gesperrt: Fahrgäste in München werden allein gelassen

Und wie so oft hapert es bei der Deutschen Bahn auch diesmal wieder an notwendigen Informationen, kritisieren viele Fahrgäste. Kaum Hinweisschilder, spätabends zu wenige Durchsagen und kein Info-Personal werden zum Problem. Tagsüber stehen im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs am Abgang runter zur S-Bahn Mitarbeiter, die Reisenden Auskunft geben. Auch gibt es Durchsagen, die auf die Ersatzbusse hinweisen, die zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof pendeln.

Spätabends fühlt man sich im Chaos rund um die Stammstreckensperrung aber ziemlich alleine gelassen. So wie in der Nacht auf Dienstag passiert: Die letzte Regiobahn ins Oberland sollte laut Anzeige am Bahnsteig um 0.10 von Gleis 33 im Starnberger Flügelbahnhof abfahren. Tat sie aber nicht. Geschätzt rund 80 Fahrgäste standen am Bahnsteig. Die Zugzielanzeige blieb unkorrigiert, und verschwand schließlich. Davor gab es über eine halbe Stunde keine Durchsagen und kein Info-Personal.

Plötzlich fuhr der Zug woanders los: Zuständig ist die Deutsche Bahn

Tatsächlich stand der Zug in der Haupthalle, Gleis 9. Doch davon ahnte an Gleis 33 keiner etwas. Ein Mitarbeiter der Regiobahn rief Kollegen am Handy an und war offensichtlich selbst überrascht, dass der Zug in die Haupthalle umgeleitet worden war. Die Passagiere am Gleis 33 erfuhren nichts davon.

Der letzte Zug dieser Nacht fuhr daher ohne sie. Ein Reinigungsteam klärte die Leute am Bahnsteig gegen 0.30 Uhr auf, dass bis zum Morgen nichts mehr fährt. Für organisatorische Fragen und die Fahrgastinformation am Bahnsteig ist die Deutsche Bahn zuständig, sagt eine Sprecherin der Regiobahn. Sie könne sich für derartige Pannen nur entschuldigen.

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Die Anzeigetafel ist leicht zu übersehen

Auf Anfrage der AZ antwortete die S-Bahn München: "Ob und warum es in der Nacht zu einer fehlerhaften Anzeige kam und Fahrgäste auf Gleis 33 gelenkt wurden, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen."

Die S-Bahn weist auf einen Monitor an Gleis 27 hin, mit einer Übersicht der nächsten Abfahrten. Die Anzeigetafel können Fahrgäste, die über das Zwischengeschoss kommen oder die Treppe an der Arnulfstraße nehmen, ganz leicht übersehen.

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18 Kommentare
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  • AK1 am 18.08.2023 21:09 Uhr / Bewertung:

    An die Redaktion: die Haupthalle umfasst die Gleise 11 bis 26. Gleis 9 ist im Holzkirchner Bahnhof, das ist noch deutlich weiter weg von Gleis 33.
    Vom Holzkirchner Bahnhof fährt die BRB normal, wenn an der Donnersbergerbrücke gebaut wird. Aber das war diesmal nicht der Fall. Die Verwunderung des Mitarbeiters ist nachvollziehbar.

  • Monika1313 am 18.08.2023 20:19 Uhr / Bewertung:

    Typische Antwort der Bahn. Lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Tut uns leid.
    Ein normales Unternehmen mit Konkurrenz wäre längst pleite. Nicht die Bahn.
    Wie viele Manager hatte die S-Bahn München in den vergangenen 20 Jahren? Was hat sich geändert in den letzten 20 Jahren?

  • Geradeaus-Denker am 18.08.2023 21:22 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Monika1313

    Es ist ihnen offensichtlich entgangen, dass die Bayerische Eisenbahngesellschaft (gehört dem Freistaat mit AR Chef Bernreiter) die regionalen Nahverkehrsstrecken und so auch die Münchner S-Bahn an Eisenbahnverkehrsunternehmen ausschreibt. Deshalb gibt es inzwischen viele Zug-Verbindungen, die Wettbewerbern bedient werden. Die BEG hat auch eine eigene Webpage, wo man die Ausschreibungen ansehen kann.
    Die Bahn hat also Konkurrenz. Nur hilft das alles nichts, wenn die Infrastruktur jahrzehntelang unterfinanziert ist. Andere Länder geben dafür etwa 5 - 8 so viel pro Einwohner:in aus.

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