Bahn reagiert auf Gewalt in Zügen: S-Bahn und Hauptbahnhof - Hunde für mehr Sicherheit
Fahrkartenkontrolle! Der Mann in der S-Bahn wirkt nervös. Er hat sein Ticket nicht abgestempelt. Er bleibt stur, gibt keine Personalien an. Wütend spuckt er der Kontrolleurin ins Gesicht. Ihr bleibt der Klassiker – nach der Polizei zu rufen. Nach dem üblen Vorfall wird sie von einem DB-internen Psychologen wieder aufgebaut. Kein Einzelfall.
Die Deutsche Bahn hat ihr Sicheheitskonzept überarbeitet – nicht nur wegen der Terrorgefahr. Auch weil sich Fälle wie diese mehren: Fahrgäste die ausrasten – und eine Grenze überschreiten. Gerade alkoholisiert, zur Wiesnzeit und bei Fußballspielen. Darum will die DB in Zukunft auch Hunde einsetzen.
Vandalismus geht zurück – wegen der Videokameras
Die Zerstörung von Sitzen und anderer Vandalismus, Gewalt und Kriminalität – in den Bahnhöfen, auch in der S-Bahn, gehen diese Delikte neuerdings insgesamt zurück. Den Grund dafür nennt Bahn-Sprecher Bernd Honerkamp: "Das liegt an der Videoüberwachung und daran, dass immer mehr von unserer Bahn-Security unterwegs ist."
4000 Kameras sind allein in der Münchner S-Bahn verbaut. Und die Videotechnik soll noch ausgebaut werden. Die Deutsche Bahn rüstet mit allen Mitteln auf: Die größte Sorge bereiten der DB aktuell aggressive Kunden: 420 Mal sind Bahn-Mitarbeiter 2016 in Bayern angegriffen worden, 60 Mal mehr als im Jahr davor.
"Die meisten Angriffe ereignen sich bei Fahrkartenkontrollen", weiß der Bahn-Sprecher. Insider erzählen: "Bei der höflichen Frage nach dem Fahrschein kommt es vor, dass Kollegen Kaffee ins Gesicht gekippt wird. Sogar Geschäftsleute in Anzügen drehen immer öfter durch, wenn sie beim Schwarzfahren erwischt werden."
Petra Höll, Leiterin der Münchner Lage- und Einsatzzentrale ergänzt: "Bei Fußballspielen beantragen Zugbegleiter eine Streife, damit sie sich sicherer fühlen". Denn: Die Uniform, die Bahn-Mitarbeitern früher Status und Respekt verschafft habe, gelte kaum noch was. "Der Respekt ist weg!", bedauert Höll.
Beim Schwarzfahren erwischt – Geschäftsleute drehen durch
Zum Schutz ihrer Leute vor Eskalationen sucht die Deutsche Bahn jetzt Mitarbeiter mit eigenen Hunden: "Die Hunde sollten kniehoch sein", so Höll.
Diese Tiere würden in Sondersituationen helfen: In der Nacht, während des Oktoberfests oder in Zügen voller Fußballfans. Die Hunde werden alle einen Maukorb tragen. Für ihre Aufgabe würden sie extra ausgebildet. In Nürnberg gibt es bereits einen Einsatzhund – und auch in München: Mit seinem Belgischen Schäferhund etwa ist am Hauptbahnhof derzeit schon ein DB-Mann unterwegs.
220 Security-Leute hat die Bahn in München. Jetzt sucht sie 40 Azubis: Für eine intensive Ausbildung zur "Fachkraft für Schutz und Sicherheit". Psychologie, Konfliktbewältigung und ein Deeskalations-Training spielen hier die Hauptrolle.