Bahn, Bus und Tram: Arbeitslose helfen Senioren bei der Fahrt

Wer sich nicht mehr traut, alleine Bus oder Bahn zu fahren, bekommt ab Montag Unterstützung von geschulten Helfern.
von  Sophie Anfang
Gut erkennbar in roten Jacken unterstützen ab Montag Mobilitätshelfer Menschen mit Behinderung bei ihrem Weg durch die Stadt.
Gut erkennbar in roten Jacken unterstützen ab Montag Mobilitätshelfer Menschen mit Behinderung bei ihrem Weg durch die Stadt. © Katholischer Männerfürsorgeverein

München - Ein Besuch beim Arzt, Kaffee und Kuchen mit der besten Freundin, alles Dinge, die wichtig sind oder Freude machen – und für Senioren und Menschen mit Behinderung oft unwägbare Hindernisse mit sich bringen: Treppen zur U-Bahn, fehlende Aufzüge oder Trambahnen, die nicht barrierefrei sind. Der Begleitservice Bus und Bahn will das ändern. Ab Montag bringen Helfer Menschen, die nicht mehr so mobil sind, mit den Öffentlichen an ihr Wunschziel.

Der Service richtet sich an diejenigen, die es sich nicht mehr zutrauen, allein mit Bus, Bahn oder Tram unterwegs zu sein. Etwa, weil sie schlecht sehen oder hören, im Rollstuhl sitzen oder einen Rollator brauchen. Ab Montag können sie den Begleitservice bestellen, der sie an ihrer Haustür abholt und mit ihnen bis zu ihrem Zielort fährt. Auf Wunsch wird man nach seinem Termin auch wieder abgeholt.

Die Helfer unterstützen beim Fahrkartenkauf, schieben den Rollstuhl oder führen Blinde. Gefahren werden Strecken im Münchner Stadtgebiet. Pflegerische Tätigkeiten oder Unterstützung beim Einkaufen deckt der Service nicht ab.

Bestellt wird die Begleitung per Telefon (Telefon 54 49 18 92 0), die Mitarbeiter im Servicezentrum an der Luisenstraße nehmen die Wunschstrecke, Namen und Adresse des Bestellers auf. Anrufen kann man frühestens eine Woche, spätestens zwei Werktage vor dem gewünschten Termin. Im Servicezentrum erstellen die Mitarbeiter einen Routenplan und teilen Begleiter ein.

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Spätestens einen Werktag vorher bekommt der Fahrgast Bescheid, ob und wann er abgeholt wird. Die Begleitung übernehmen ein bis zwei Mitarbeiter in gut sichtbaren roten Anoraks.

Durchgeführt wird das Projekt vom Katholischen Männerfürsorgeverein. Das Wirtschaftsreferat stellt eine Million Euro zu Verfügung. Als Betreuer wurden Langzeitarbeitslose engagiert und mehrere Wochen geschult. „So haben wir einen doppelten Effekt“, sagt Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU). Menschen, die sonst nicht mobil wären, bekommen durch den Service Flexibilität zurück, Arbeitslose eine versicherungspflichtige Beschäftigung – und eine Aufgabe, die erfüllt.

„Das ist für mich etwas, was ich immer gesucht habe“, sagt Harald Korber (56), der sich lange mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen hat. Im Juli wurden er geschult, danach gab es eine Testphase, um die Abläufe zu verbessern.

Wenn es jetzt am Montag losgeht, wird es für Korber viel zu tun geben. Acht Kollegen hat er, bei einer 1,5 Millionenstadt ist das nicht viel – aber zumindest ein Anfang.

Wenn der Service gut läuft, kann sich die Stadt vorstellen, personell noch einmal aufzustocken.

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