Bagida: Rechte Schläger jagen Münchner

Bekannte Rechtsextremisten marschierten mit Bagida durch München. Die einen machen Jagd auf Demonstranten, andere sind bekannte Rechtsradikale – und einer sitzt als Angeklagter im NSU-Prozess.
von  Natalie Kettinger, Ralph Hub
Wegen Körperverletzung vorübergehend festgenommen: Karl-Heinz S. (l.) bei Bagida. Rechtes Bild: Von der Anklagebank im NSU-Prozess direkt zur Demo: André E (r.).
Wegen Körperverletzung vorübergehend festgenommen: Karl-Heinz S. (l.) bei Bagida. Rechtes Bild: Von der Anklagebank im NSU-Prozess direkt zur Demo: André E (r.). © Robert Andreasch

München -Manche waren bis aus Jena angereist, um als „Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ zu protestieren – und einige machten nach der Kundgebung Jagd auf Gegendemonstranten: Rechtsradikale Teilnehmer der „Bagida“-Demonstration, darunter der vorbestrafte Karl-Heinz S., haben am Montagabend versucht, einen jungen Mann zusammenzuschlagen. Nur die Polizei verhinderte, dass der Angegriffene ernsthaft verletzt wurde.

Hauptbahnhof-Zwischengeschoss, kurz vor 21 Uhr: Rund ein Dutzend Islamgegner trifft auf fünf Gegendemonstranten. Es wird gepöbelt und geschubst. Karl-Heinz S. stößt einen der Münchner zu Boden. Er versucht, ihn zu treten – trifft aber nicht. Bevor sich der Neonazi erneut auf sein Opfer stürzen kann, greift die Polizei ein und nimmt S. vorübergehend fest. Der Vorwurf: Körperverletzung.

Am Stachus spielen sich etwa zur selben Zeit ähnliche Szenen ab. Doch hier stoppen Bagida-Anhänger die Aggressoren aus den eigenen Reihen.

Für Polizei und Justiz ist Karl-Heinz S. ein alter Bekannter. 2005 war der Neonazi zu vier Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er mit Gesinnungsgenossen einen Rohrbomben-Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum am St.-Jakobs-Platz geplant hatte.

Karl-Heinz S. ist nicht der einzige Ultra-Rechte, den die Beamten am Montagabend festnehmen. Zwei Männer werden aus dem Verkehr gezogen, weil sie Messer dabei haben; einer wegen Beleidigung; einer, weil er den Arm zum Hitlergruß reckt und einer, weil er Quarzsandhandschuhe trug. Diese, auch bei Hooligans sehr beliebten, gefüllten Fingerlinge, werden im Internet als „schlagkraftverstärkend“ angepriesen.

Unter die Deutschlandfahnen gemischt hat sich beim bayerischen Pegida-Ableger auch einer, der seit Mai 2013 einen Großteil seiner Zeit im Justizgebäude an der Nymphenburger Straße verbringt. Als Angeklagter im NSU-Prozess. André E. werden Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum versuchten Mord vorgeworfen.

Lesen Sie hier: Die Köpfe hinter Pegida in München

Am Montag marschierte er direkt vom Gerichtssaal zum Hauptbahnhof, traf sich dort mit mehreren Dutzend Rechtsradikalen und folgte ihnen zur Kundgebung vor der – von der evangelischen Gemeinde verdunkelten – Matthäuskirche. Beobachter machten dort noch mehr zweifelhafte Prominenz vom äußersten rechten Rand aus: Philipp Hasselbach („Die Rechte“), Roland Wuttke (NPD), Renate Werlberger (NPD) sowie Michael Stürzenberger von der islamfeindlichen „Freiheit“.

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