AZ-Tipps fürs Schmuddelwetter: Raus aus der Kälte! Rein ins Vergnügen!
München - Die Temperaturen sind ein Graus - und so bleibt es auch. Wer sich vor die Tür wagt, geht schnell wieder durch eine andere hindurch ins Warme hinein.
Die AZ-Redaktion hat für Sie Tipps zusammengestellt, wo man an diesem Wochenende Schönes und Interessantes ansehen kann. Aber auch für diejenigen, die ihre Wohnung gar nicht verlassen wollen, ist etwas dabei. Viel Spaß beim warm bleiben oder warm werden!
Sammlung Luitpold: Tortenguss mit Geschichte

Im Café Luitpold, hinten links im Palmengarten, hinter einer kleinen Tür, führt eine schmale Treppe hinauf. Hier versteckt sich Münchens, nach eigenen Angaben, kleinstes Museum, vor allem aber eines der interessantesten - die Sammlung Luitpold. Sie zeigt die Historie der Kaffeehauskultur im Café Luitpold von 1888 bis heute, berichtet vom Aufstieg des Münchner Palastcafés in der Belle Epoque bis zur nahezu kompletten Zerstörung 1944 über die stylishen 60er bis in die Gegenwart.
Die Schau basiert auf dem von Paul Buchner gegründeten Hausarchiv, für das er über 50 Jahre lang Erinnerungen, Zeitungsartikel, Originalfotos und Dokumente sammelte, und ist ausgestattet mit Hörstationen und anderen multimedialen Angeboten. Die "Raumwunder der Palast-Architektur" sind in Großfotos zu sehen und als Wand füllende Impressionen zu erleben. Ein spannendes Stück Stadt- und Zeitgeschichte. Hernach fühlt man sich bei einem Stück Prinzregententorte so richtig ein ins Kaffeehaus von einst und lässt es sich gut gehen. Die Sammlung ist täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr, der Besuch ohne Führung ist kostenlos.
Kunsthalle München: Polnische Wahrheiten

Wer an Franz von Lenbachs "Hirtenknaben" denkt, liegt in gewisser Weise richtig. Denn tatsächlich hat Jozef Chelmonski (1849- 1914), von dem das Mädchen oben stammt, in München studiert, und sicher kannte er den Hüterbuben aus der Sammlung Schack. Chelmonski gehört zu den vielen famosen polnischen Malern, die jetzt in der Kunsthalle München zu entdecken sind.
Dass diese Ausstellung einmal so sehr an Aktualität gewinnen würde, war bei der Planung noch lange nicht abzusehen. Zumal sich die Künstler auch mit den russischen Machthabern - bis 1918 - auseinandersetzen, die Hoffnung auf Freiheit ist allgegenwärtig. Die Tracht, die Chelmonskis junge Bäuerin trägt, verweist übrigens auf die Ukraine als mythologischen Ort, an dem sich alte polnische Traditionen bewahrt haben. Es gibt also tiefe Verbindungen - das ist bis 7. August täglich von 10 bis 20 Uhr zu studieren.
Ab ins Bad: Sich einfach mal erfrischen

An der Isar zu liegen oder in den Starnberger See zu hüpfen - das ist bei diesen Temperaturen eine sehr theoretische Vorstellung. Warum also nicht in die Hallenbäder oder Saunen der Stadt gehen, und dort ein bisserl relaxen oder plantschen? Im Müllerschen Volksbad besticht allein schon das Ambiente, im Dante- oder Südbad kann man im beheizten Außenbecken baden und gleichzeitig die Schneeflocken auf dem Kopf spüren.
Oder vielleicht doch etwas Action im Whirlpool im Michaelibad? Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu erfrischen. Am Samstag gilt in den Bädern und Saunen der Stadtwerke noch die 2G-Regel, ab Sonntag sind die medizinische Maske und Abstand nurmehr Empfehlungen und keine Pflicht mehr. Außerdem wird der Impfstatus am Eingang nicht mehr kontrolliert. Wer eine Bäderkarte hat, kann dann einfach wieder durchs Drehkreuz gehen.
Liebfrauendom: Benefizkonzert für die Ukraine

Um 18.30 Uhr findet im Liebfrauendom am heutigen Samstag ein Benefizkonzert für die Ukraine statt (Einlass 18 Uhr). Zu hören sind der Chor Pokrow der ukrainischen griechisch-katholischen Kathedrale in München, außerdem der Domchor, die Junge Domkantorei, der Chor des Bayerischen Rundfunks und der Tölzer Knabenchor. Auch Kardinal Reinhard Marx und der ukrainische Bischof Bohdan Dzyurakh werden da sein.
Das Programm umfasst Werke von Heinrich Schütz, Arvo Pärt, Johannes Brahms, Kyrolo Stezenko und Mykola Leontowytsch. Das Konzert (2 G, FFP2-Maske) wird online übertragen (www.erzbistum-muenchen.de/stream). Der Eintritt ist kostenlos. Es werden Spenden erbeten, der Erlös geht an Sternstunden - Wir helfen Kindern. IBAN: DE08 7005 0000 0007 0510 00, Betreff "Münchner Chöre".
Daheim: Angarteln - jetzt!

Das Wetter ist, nun ja, bescheiden - da hilft es, sich den Frühling nach Hause zu holen und dabei vom Sommer (und der satten Ernte) zu träumen. Also: Indoor-Garteln! Lenkt besser ab als Yoga und Meditation zusammen, macht Spaß und nach wenigen Tagen passiert in den kleinen Töpfchen so viel Spannendes, dass Sie kein Netflix mehr brauchen. Wer das für übertrieben hält, sollte einfach mal loslegen.
Alte Eierschalen oder Joghurtbecher tun's auch (Löcher reinstechen!), aber ich schwöre auf Anzuchtschalen (siehe Foto) mit Tablett drunter (für insgesamt 10 Euro), dazu Anzuchterde und Samen - die das Herz und später der Magen begehren. Mein Hobbygärtnerinnen-Tipp: Tomaten wie Ravello und Matina wachsen schneller, als Sie schauen können und schmecken mit Ihrer Liebe himmlisch.
Altstadt: Gruft-Tour

Grüfte in Kirchen - immer ein Erlebnis. In der Altstadt gibt's davon gleich drei: Leider ist die Gruft in der Theatinerkirche noch bis 30. April geschlossen. Die in der Frauenkirche aber hat auf - wenig duster ist es hier, die Ziegelwände und Betondecke zeugen vom Umbau 1972. Stimmungsvoll ist sie dennoch. Und ein echter bayerischer Kaiser ist hier auch begraben. Gruftiger wird's da schon in der Michaelskirche. Vorne rechts geht's runter (Do bis Sa, 10-16.30 Uhr). Hauptanziehungspunkt der Wittelsbacher-Gruft ist sicherlich der (eingefriedete) Prunk-Sarg vom Märchen-Kini Ludwig II. - auch sind in einer Nebenkammer einige kunstvolle Herzurnen zu sehen.
Daheim: Mehr als Beilage zum Braten

Einkochen ist ja eine Herbst-Beschäftigung. Doch weil gerade November-Stimmung aufkommt, haben wir einen Tipp, wie Sie Rotkohl so zubereiten, dass Sie vergessen, dass er sonst bloß als Beilage zum Braten gilt: Einen halben Kopf Rotkohl in dünne Streifen schneiden, mit 2-3 Esslöffeln Salz vermischen und im Sieb ziehenlassen, dass das Wasser abtropft. Dann eine Tasse Essig aufkochen, 2-3 Esslöffel Zucker und lange Ingwerstreifen dazu. Alles verrühren. Sesamöl und Sesam darüber. Über Nacht ziehen lassen.
Pinakothek der Moderne: Noldes Farbenpracht
Bunte Farben heben die Stimmung, grad wenn es draußen schneit und saut. "Meine Art zu malen ist ohne alle Kunststücke …". Wie das Zitat des bekannten Expressionisten Emil Nolde im Hinblick auf seine Maltechnik zu verstehen ist, beleuchtet eine kunsttechnologische Präsentation in der Pinakothek der Moderne. So setzt Nolde farbige Grundierungen nuanciert ein oder trägt leuchtkräftige Malfarben oft unvermischt und üppig auf. Der Münchner Gemäldebestand präsentiert den Werkprozess Noldes - vom Aufspannen der Leinwand bis zur Pinselschrift - und den Besonderheiten seiner Arbeitsweise. Wer mag, kann sich im Museumsshop ein Poster für Zuhause mitnehmen. Termine für Führungen auf der Webseite: u.a. Sa 2. April, 15 Uhr. Pinakothek der Moderne, Kunst Sammlung, Saal 34 bis 28. Februar 2023.
Pasinger Fabrik: Queen in München
Wer Queen bisher nur aus dem Radio kennt, der kann in der Pasinger Fabrik noch etwas dazulernen. Denn dort gibt es viel zu erfahren rund um die Rockband, ihre Einflüsse, ihre Zeit in München und natürlich den charismatischen Sänger Freddie Mercury. Die Ausstellung "Queen - A Bohemian Rhapsody" präsentiert Fotos, Platten, Kleidungsstücke und viele Geschichten. Auf jeden Fall sollte man eine Führung dazu buchen. Dienstag bis Sonntag von 16 bis 20 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro.
Einkaufen: Nach Platten stöbern
Online einkaufen ist praktisch. Und doch fehlt so viel. Ich finde: Das gilt für Bücher, aber auch und ganz besonders für Schallplatten. Wenig passt zu einem miesewettrigen Samstag besser als Plattenregale durchzusehen, hier und da reinzuhören - und dann die neuen Schätze am Sonntag daheim auf dem Sofa zu genießen. Ein paar Plattenläden gibt es zum Glück ja noch. Zum Beispiel Optimal, Kolosseumstraße 6, Sa 11 Uhr bis 18 Uhr, Best Records, Theresienstraße 46, Sa 11 Uhr bis 14 Uhr.
Frühling im Treibhaus: Pflanzen schauen im Warmen

Ein Ausflug in den Botanischen Garten hat zwei Vorteile: Man kann sich eine Menge schöner Pflanzen ansehen und gleichzeitig ist es in den beheizten Treibhäusern kuschelig warm, was einen zumindest für ein paar Stunden draußen den gruselig kalten Aprilwinter vergessen lässt. Führung am Sonntag: "Dem Frühling auf der Spur". Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren mit Dipl.-Biol. Gertraud Beck. Treffpunkt: 10 Uhr vor dem Gewächshauseingang. Teilnehmer: max. 20 Personen, Anmeldung nur telefonisch unter % 17861-321. Der Garten ist täglich geöffnet. Freiland 9 bis 18 Uhr. Die Gewächshäuser sind von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet. Haupteingang, Menzinger Straße 65, Südeingang geschlossen.
Deutsches Museum: Zu den Sternen!
Lange war das Planetarium im Deutschen Museum wegen Corona geschlossen, seit einigen Wochen kann man wieder die Nase in den Weltraum halten. (Tipp: Vor der Schau von der Dachterrasse aus den Blick genießen.) Zwei Vorführungen laufen: "Sternenhimmel über München" (Montag bis Freitag 14 Uhr, Samstag/Sonntag 12 Uhr) und "Ausgerechnet - Unser Universum" (Samstag und Sonntag 14 Uhr). Man braucht eine Extrakarte (3 Euro, Info/Eingangshalle).
Glyptothek: Ein Ausflug in die Antike
Was macht der kleine Kerl mit der armen Gans? Spiel, Liebkosung oder doch der Versuch, einen Festtagsbraten für die Familie zu organisieren? Das lässt sich an einem verregneten Wochenende aufs Beste überprüfen.

Der "Ganswürger" ist wohl die bekannteste Figur des Bildhauers Boethos, einem Griechen des 2. Jahrhunderts vor Christus. München kann sich zwar nicht brüsten, im Besitz des Bronze-Originals zu sein, nennt dafür aber die wohl bekannteste Marmorkopie ihr Eigen. Zu sehen neben vielen anderen faszinierenden Kunstschätzen der Antike in der Glyptothek am Königsplatz (geöffnet Samstag, Sonntag von 10 bis 17 Uhr).