AZ-Report: Wo der Döner in München noch bezahlbar ist

Münchens Kebabhäuser ächzen unter gestiegenen Kosten – und geben sie an die Kunden weiter. Die Preise für Döner sind teilweise explodiert. Ein AZ-Streifzug durch die Viertel.
Jakob Mainz |
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Wenn er kein Taschengeld mehr für Döner hat, hält er besser die Luft an, um nicht in Versuchung zu geraten: Schüler Paris mit einem Kebab beim Fotototermin mit der AZ vor seinem Lieblingsladen, dem Chicco´s auf der Schwanthalerhöhe.
Wenn er kein Taschengeld mehr für Döner hat, hält er besser die Luft an, um nicht in Versuchung zu geraten: Schüler Paris mit einem Kebab beim Fotototermin mit der AZ vor seinem Lieblingsladen, dem Chicco´s auf der Schwanthalerhöhe. © Foto: Bernd Wackerbauer

München – Manchmal müssen sich Münchens junge Döner-Freunde mit einem kleinen Trick behelfen. Zum Beispiel Paris. Der 16-Jährige geht regelmäßig an der Ganghoferstraße einen Kebab holen. Wenn, ja wenn es sich der Schüler leisten kann. Manchmal aber kann er es nicht. Und dann? "Halte ich die Luft an, wenn ich hier vorbeilaufe, damit ich nicht vom leckeren Duft in Versuchung gerate."

Döner im Westend: Preis bei Chicco's bleibt stabil

Dabei ist sein Stammladen, der Chicco's auf der Schwanthalerhöhe, einer der ganz wenigen Münchner Döner-Läden, in denen der Preis im letzten Jahr stabil geblieben ist.  Zum Glück, findet Mischa, ein Freund von Paris. Der Dönerpreis sei ein wichtiges Thema unter den Freunden, betont er.

Wird er erhöht, trifft das gerade Schüler hart, die sehr oft in die Buden kommen – und oft aufs Geld schauen müssen. Chicco, der Inhaber, hat das so gelöst: Der Standard-Dönerpreis wurde von 5,50 Euro auf 6 Euro erhöht. Der Schüler-Preis aber ist stabil. Sie zahlen weiter nur fünf Euro.

Best-Döner im Westend moderat teurer

Ein paar Straßen weiter, beim Best-Döner an der Trappentreustraße, wurde der Preis ebenfalls eher moderat erhöht. Von 6,50 Euro auf 7 Euro ist er gestiegen.

Best Döner im Westend, hinterm Tresen (v.l.) die Mitarbeiter Deniz, Ibrahim, Dizgün und Okan.
Best Döner im Westend, hinterm Tresen (v.l.) die Mitarbeiter Deniz, Ibrahim, Dizgün und Okan. © Foto: Jakob Mainz

Okan, einer der Mitarbeiter, sagt: "Die Leute kommen trotzdem, die müssen ja was essen." Insgesamt hätten die Kunden Verständnis. Mehl zum Beispiel sei zuletzt deutlich teurer geworden.

Döner im Glockenbachviertel: Alpenimbiss hofft auf Verständnis

Der Alpenimbiss am Sendlinger Tor ist vielleicht nicht ganz so bekannt wie der Bergwolf. Eine Legende unter Münchner Nachtschwärmern, die noch der schnelle Hunger packt, aber ist der 365-Nächte-im-Jahr-offene-Laden aber allemal. Fatih, der Chef, sagt der AZ, etwa die Hälfte der Kunden habe Verständnis. Die andere Hälfte aber nicht. Um 20 Prozent hat man hier im letzten Jahr angezogen: Der Döner kostet nun 6 Euro statt 5 Euro.

Untergiesing: Heftige Döner-Preiserhöhung bei Türkitch

Besonders heftig fiel die Preiserhöhung bei Türkitch aus – den langen Schlangen vor dem weitbekannten Laden tut das aber keinen Abbruch.

Mitarbeiter Kahlil Soleymani im angesagten Türkitch in Untergiesing mit einem Kunden.
Mitarbeiter Kahlil Soleymani im angesagten Türkitch in Untergiesing mit einem Kunden. © Foto: Jakob Mainz

"Kein Problem, viel Stammkundschaft", sagt Mitarbeiter Kahlil Soleymani. Um mehr als ein Drittel ist der Dönerpreis hier gestiegen – vor einem Jahr lag er noch bei 5,50 Euro, nun muss man stolze 7,50 Euro berappen. Den Türkitch-Fans ist es das aber offenbar wert.

Haidhausen: Erbils veganer Döner wurde nicht teurer, aber kleiner

Bei Erbils veganem Döner in der Breisacher Straße hat man eine andere Strategie gewählt, um den gestiegenen Kosten zu begegnen. Der Preis für den Seitandöner ist mit 5,90 Euro stabil geblieben – aber Mitarbeiterin Isik Wieczocek sagt, man habe die Portionen verkleinert.

Veganer Döner, stabile Preise – und das in Haidhausen: Isik Wieczocek setzt drauf, die Portionen zu verkleinern, um ihre Kosten abzufangen.
Veganer Döner, stabile Preise – und das in Haidhausen: Isik Wieczocek setzt drauf, die Portionen zu verkleinern, um ihre Kosten abzufangen. © Foto: Jakob Mainz

Manche Kunden aber fragten nach, warum der Preis nicht wie bei vielen anderen gestiegen sei. Und noch etwas fällt ihr auf: Die Leute müssen offenbar mehr aufs Geld schauen, überlegen länger vor der Speisekarte, was sie denn nun nehmen wollen.

Schwabing: "Zum neuen Hut" erinnert sich an goldene Döner-Zeiten

Die Zeiten haben sich geändert. Auch an der Münchner Freiheit. Im "Zum neuen Hut" erinnert sich Mitarbeiter Singh Lala: "2007, da hieß es noch: Döner 2,50 Euro, mit Cola 2,60 Euro, mit Bier 2,90 Euro." Vorbei. Vor einem Jahr hat der Döner ohne Getränk hier schon 5,50 Euro gekostet, nun sind es 6,50 Euro.

20 Prozent plus – auch in Schwabing liegt die Döner-Inflation weit über der allgemeinen Teuerungsrate. Lala sagt, man merke schon, dass weniger Leute kommen – und verweist neben den gestiegenen Lebensmittelpreisen noch auf einen weiteren Aspekt. "Ein Dönerspieß wird immer mit Gas betrieben – klar, dass auch das viel teurer geworden ist."

Döner im Bahnhofsviertel: Altin Dilim macht sich Sorgen

Wenn es sowas wie ein Münchner Döner-Epizentrum gibt, dann liegt es in den Straßen südlich des Hauptbahnhofs. Immer noch gibt es hier etliche Kebabhäuser.

Von 6 auf 7 Euro ist hier der Dönerpreis gestiegen: Hasan Güvendiren im Altin Dilim an der Goethestraße im Bahnhofsviertel.
Von 6 auf 7 Euro ist hier der Dönerpreis gestiegen: Hasan Güvendiren im Altin Dilim an der Goethestraße im Bahnhofsviertel. © Foto: Jakob Mainz

Zum Beispiel das Altin Dilim in der Goethestraße 17. Von 6 auf 7 Euro hat sich der Dönerpreis hier im vergangenen Jahr erhöht. Und das Geschäft ist viel mühsamer geworden, wie Personalchef Hasan Güvendiren der AZ erklärt. "Die goldene Zeit ist vorbei", stellt er fest. "Die Kundschaft ist weniger geworden." Er mache sich Sorgen. Auch er verweist auf den Mehlpreis. Ein Sack habe vor einem Jahr noch 11,50 Euro gekostet, nun liege der Preis bei 19,50 Euro.

Döner in München: Läden stehen unter Druck

Unter Druck stehen sie alle, die Münchner Döner-Läden. Das hat der Rundgang der AZ gezeigt. Sie reagieren unterschiedlich – und versuchen, die treue Stammkundschaft nicht zu vergrätzen. Denn klar ist auch, irgendwann könnte eine Schmerzgrenze erreicht sein. Auch das ist Thema unter den jugendlichen Freunden an der Ganghoferstraße.

"7 Euro ist die Schmerzgrenze", sagt Schüler Mischa bestimmt. "Döner ist Essengehen für arme Leute", so drückt es sein Freund Paris aus. Für ihn ist Döner gar eine Art Währung. "Ich rechne alles in Döner um." Und dabei dürfte ihm zuletzt oft etwas schwindelig geworden sein, in Anbetracht der Döner-Inflation in der Stadt.

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Schwere Zeiten für Münchens Döner-Freunde also. Mancher aber hilft sich auch ganz pragmatisch. Wie Julian, ein 14-jähriger Schüler, den die AZ vor Alis Gemüsedöner am Rotkreuzplatz trifft. Döner-Preisschock? Ihm egal. Julian isst hier einfach immer Pommes. Und die sind stabil bei 3,50 Euro.

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38 Kommentare
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  • Zwackelschaf am 20.01.2023 21:13 Uhr / Bewertung:

    Besser knausern als Geld rausschmeißen.

  • Zwackelschaf am 20.01.2023 21:11 Uhr / Bewertung:

    Ich warte immer noch auf die Info, wo der Döner in München noch bezahlbar ist. Und dafür, dass der Dönerpreis sich in weniger als zwei Jahren verdoppelt hat, muss man als Verbraucher keine Verständnis haben.
    Für bezahlbaren Döner empfehle ich den Istanbul Imbiss in der Arnulfstraße 16, direkt am Hauptbahnhof. Döner Kebab oder Falafel Sandwich €5. Ich war hier öfter und kann den Laden empfehlen.

  • MadridistaMUC am 20.01.2023 17:06 Uhr / Bewertung:

    Ja, moderat erhöht, trotzdem für 7 Euro noch das gleiche Billgfleisch mit nem bissel Gemüse und nen Mehlprodukt drumrum. Die reiben sich doch die Hände, und er hat es já treffend gesagt die Leute müssen ja essen. Nur ich esse nichts mehr wo Fleisch drin ist, von dem ich gar nichts weiss. Preiserhöhung ohne Zugewinn an Qualität ist Abzocke. Der gestiegene Strompreis rechtfertigt das niemals. Viel Spass, aber ohne mich. Selber gemacht schmeckt besser, ist billiger und ich kaufe gutes Fleisch ein.

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