AZ-Interview: Kommender Bürgermeister Manuel Pretzl im AZ-Interview
München - Manuel Pretzl (43) hat lange mit sich gerungen: Bürgermeister – soll er das machen oder nicht?
Seit Montag ist es nun raus: Ja, er macht's – und Fraktionschef bleibt er darüber hinaus auch. Im AZ-Interview erklärt der 43-Jährige diese ungewöhnliche Doppelrolle – und deutet an, wer die CSU 2020 als OB-Kandidat in die Kommunalwahl führen könnte. (Lesen Sie hier: Bürgermeister Josef Schmid - reif für ein Ministeramt?)
AZ: Herr Pretzl, wie war die erste Nacht als Bürgermeister?
Manuel Pretzl: Ich bin ja noch gar nicht Bürgermeister. Ich wurde von meiner Fraktion jetzt nominiert, aber die eigentliche Wahl durch den Stadtrat ist erst nächsten Dienstag.
Ja gut, aber das ist ja nur noch Formsache.
Ich habe großen Respekt vor dem Stadtrat. Deshalb freue ich mich erst einmal über die große Unterstützung, die ich aus der Fraktion erfahren haben. Und den Rest sehen wir dann.
Manuel Pretzl: Müssen im Rathaus unsere Kräfte bündeln
Sie haben lange mit sich gerungen, ob Sie überhaupt Bürgermeister werden wollen. Was hat denn am Ende den Ausschlag gegeben?
Naja, die Landtagswahl war schon ein Einschnitt. Nach dem schlechten Ergebnis haben wir in der CSU viele Gespräche geführt. Da haben wir festgestellt, dass wir im Rathaus unsere Kräfte bündeln müssen. Josef Schmid war ja auch eine starke Persönlichkeit. Deshalb haben wir beschlossen, den Fraktionsvorsitz und das Amt des Bürgermeisters zusammenzuführen.
Eine zweite starke Person, die eines der beiden Ämter hätte ausfüllen können, gibt es nicht in der CSU?
Doch, klar. Evelyne Menges und Hans Theiss hätten das auch gekonnt. Menges ist lange dabei, eine Politikerin von Format. Und Theiss hat sich im Stadtrat sehr schnell einen guten Namen erarbeitet. Die beiden hatten zu Recht auch Ambitionen. Aber letztlich war ein großer Rückhalt für die Lösung da, die beiden Ämter zusammenzuführen.
Manuel Pretzl: Keine Angst vor Zickenkrieg
Ist es aus Ihrer Sicht eine gute Entscheidung, gegen Reiter eine Frau ins Rennen zu schicken?
Auch das ist Sache der Partei.
Ach, kommen Sie! Sie werden zu einer solchen strategischen Entscheidung doch sicher eine Meinung haben.
Die habe ich mit Sicherheit. Aber ich bitte da um Nachsicht. Ich werde mich da erst zu gegebener Zeit dazu äußern.
Gut, dann versuchen wir's anders herum: Die Grünen haben mit Katrin Habenschaden schon eine Frau in Position gebracht. Eine gute Entscheidung?
Die Grünen sind auch bei der vergangenen Kommunalwahl schon mit einer Frau angetreten. Das beeinflusst aber in absolut keiner Weise, wen wir von der CSU als Kandidaten aufstellen.
Wirklich nicht? Im Rathaus hört man schon von einem Zickenkrieg, der im Wahlkampf ausbrechen könnte, wenn Katrin Habenschaden und Kristina Frank gegeneinander antreten.
(lacht) Ach, das glaube ich wirklich nicht. Von ihrer persönlichen Haltung her ist sicher keine dieser beiden Kolleginnen auch nur ansatzweise gefährdet, einen Zickenkrieg auszulösen.
Sie als Bürgermeister müssten dann einschreiten.
Ja, das wäre wohl so. Das Amt des Bürgermeisters ist überparteilich – und das werde auch ich so wahrnehmen.
Was können Sie als Bürgermeister eigentlich jetzt, was Sie als Fraktionschef davor nicht konnten?
Es ist das zweithöchste Amt der Stadt und natürlich mit einer ganzen Reihe Verpflichtungen verbunden. Ich werde den OB öfter vertreten und die Stadt repräsentieren. Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.