Axt-Räuber sind erst 14, 15 und 16
Sieben Festnahmen nach dem Raubüberfall auf die Chopard-Filiale. Vier der Haupttäter sind Jugendliche – da staunt auch die Polizei.
München - Der spektakuläre Raubüberfall auf die Chopard-Filiale in der Maximilianstraße vom Mittwoch ist offenbar weitgehend geklärt. Sieben Tatverdächtige, darunter vier Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren, hat die Polizei geschnappt, der größte Teil der Beute ist sichergestellt.
Und doch bleiben reihenweise Fragen offen. Die AZ dokumentiert den derzeitigen Ermittlungsstand.
Wie lief der Überfall ab?
Fünf maskierte Täter schlugen am Mittwoch gegen 11 Uhr die Glas-Eingangstür des Schmuckgeschäfts mit einem Vorschlaghammer ein, dann droschen sie mit dem Hammer und einer langstieligen Axt auf Vitrinen ein, rafften Schmuck – vor allem Uhren – in einen Rucksack und rannten davon.
Wie waren die Täter bewaffnet?
Sie hatten nur Axt, Hammer und einen Schraubenzieher dabei. Damit bedrohten sie den Security-Mitarbeiter. Verletzt wurde niemand, zwei Mitarbeiter erlitten einen Schock.
Wie hoch ist der Wert der Beute?
Die Polizei konnte „einen halben Rucksack voll Schmuck“ sicherstellen. Bei Chopard wird noch Inventur gemacht, bei der Polizei wird fleißig katalogisiert und gezählt. Kriminaldirektor Clemens Merkl geht derzeit von einem „niedrigen sechsstelligen Betrag“ aus.
Was weiß die Polizei bisher über die Täter?
Noch nicht sehr viel – sie sind bei den Vernehmungen eher schweigsam. Angeblich ist einer erst 14 Jahre alt und stammt aus der Ukraine, zwei 15-Jährige und ein 16-Jähriger sollen aus Moldavien kommen. Die Polizei will aber noch medizinische Altersgutachten anfertigen lassen. Die jungen Männer sind zwischen 1,65 und 1,80 Meter groß – „das passt ins Bild, aber wissen tut man’s nicht“, so die Polizei zu den Altersangaben.
Die Männer im schwarzen Miet-BMW, der am Isartor gestellt worden war, sind 27 und 32 Jahre alt und stammen angeblich aus Serbien, genauso wie ein mutmaßlicher Komplize (25), der am Mittwochabend in Sendling festgenommen wurde. Keiner aus dem Septett hat nach bisherigen Erkenntnissen einen festen Wohnsitz in Deutschland. Allerdings hat die Polizei bisher nur bei einem der Festgenommenen einen Ausweis entdeckt – und der ist gefälscht.
Wie ist das jugendliche Alter der Haupttäter einzuschätzen?
„Das ist ungewöhnlich, wir waren auch überrascht“, heißt es bei der Polizei. „Wir hatten bisher noch keine so jungen Täter.“ Sollten sich die Altersangaben bewahrheiten, könnte es sich auch um „Räuber-Azubis“ handeln, die in München ihr Gesellenstück abliefern oder ihre Aufnahmeprüfung in die Bande absolvieren sollten.
Gibt es Verbindungen zur Pink-Panther-Bande?
Die Pink Panther sind in rund 20 Ländern aktiv und zählen etwa 220 Mitglieder, meist aus dem früheren Jugoslawien. Die Bande hat laut Interpol seit 1999 Schmuck im Wert von 330 Millionen Euro erbeutet. Vieles deutet beim Chopard-Überfall auf die Panther hin – etwa die Tageszeit und der Ablauf, also die brachiale Gewalt, die schnelle Flucht (AZ berichtete). Allerdings passt einiges auch gar nicht zur „Arbeitsweise“ der Bande – etwa das Alter der mutmaßlichen Haupttäter und die Tatsache, dass die Pink Panther fast immer bewaffnet sind. „Aber das könnte auch ein Strategiewechsel sein“, sagt Merkl.
Was sagt die Polizei zum schnellen Fahndungs-Erfolg?
„Hervorragende Team-Arbeit“ bei den Beamten und Augenzeugen, die die flüchtenden Täter fast hautnah verfolgten, ermöglichten der Polizei den schnellen Zugriff. Kriminaldirektor Merkl hat dabei trotzdem „gemischte Gefühle“, weil eine zu hautnahe Verfolgung sehr gefährlich werden kann. Polizeisprecher Wolfgang Wenger: „Unser Tipp lautet: Dranbleiben – aber nicht zu nah!“
Sitzen die Verdächtigen schon in U-Haft?
Die Kripo beantragte noch am Donnerstag beim Untersuchungsrichter Haftbefehle. Mit Erfolg: „Gegen alle sieben Verdächtigen wurde Haftbefehl erlassen“, hieß es um 16.05 Uhr.
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