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Autos hinter Zäunen: Die IAA in der Innenstadt

Eine Messe zwischen Euphorie und Enttäuschung - die AZ hat sich einen Tag lang auf der IAA in der Innenstadt umgeschaut.
Paul Nöllke, Andre Spannl |
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Am Odeonsplatz ist viel los. Wer die Stände besichtigen will, braucht aber ein Ticket.
Andre Spannl 6 Am Odeonsplatz ist viel los. Wer die Stände besichtigen will, braucht aber ein Ticket.
Die Münchnerin Barbara freut sich über die Messe.
Andre Spannl 6 Die Münchnerin Barbara freut sich über die Messe.
Rallyefahrerin Jutta Kleinschmidt vor ihrem Wagen.
Andre Spannl 6 Rallyefahrerin Jutta Kleinschmidt vor ihrem Wagen.
Die Studenten der Technischen Hochschule Aachen.
Andre Spannl 6 Die Studenten der Technischen Hochschule Aachen.
Joachim Schwidder mag keine SUVs.
Andre Spannl 6 Joachim Schwidder mag keine SUVs.
Annika Nohe und Melanie Guffler vor ihrem Stand.
Andre Spannl 6 Annika Nohe und Melanie Guffler vor ihrem Stand.

München - Es ist doch toll, dass endlich mal wieder etwas Leben in der Bude ist", sagt Barbara. Die Münchnerin schiebt am Dienstagvormittag ihr Fahrrad über den Odeonsplatz

Königsplatz komplett gesperrt: Einlass nur mit Ticket

Natürlich habe sie sich ein Ticket zur IAA gekauft, sagt sie, und zeigt stolz das Eintrittsband an ihrem Arm. "Ich finde es toll, dass die Messe so mitten in der Stadt ist." Vorhin habe sie sogar einen Gegendemonstranten getroffen, "der fand das natürlich nicht so toll." Sie sei aber begeistert und mache sich jetzt auf den Weg, die E-Fahrräder anzuschauen.

Nicht so begeistert sind die Leute, die am Dienstagmorgen vor dem Königsplatz stehen. Der gesamte Platz ist gesperrt, wer kein Ticket hat (Tagesticket unter der Woche 20 Euro), darf nur durch die Lücken im Bauzaun lugen. Erst später dürfen auch Leute ohne Tickets an die Stände am Odeonsplatz und Königsplatz. Nur der 3G-Nachweis wird kontrolliert. "Darf man nicht mal ein bisschen schauen?", fragt ein Vater, der mit seinem Sohn enttäuscht vor dem Sichtschutzzaun steht. "Ne, nur mit Ticket und erst ab 14 Uhr", erwidert der Ordner genervt. "Wie schade!"

"So SUVs und protzige Autos mag ich ja gar nicht"

Andere sind da weniger diplomatisch. "Was soll denn das? Alles gesperrt? Mobilitätsmesse, dass ich nicht lache", ruft ein Radfahrer dem Ordner entgegen, bevor er wütend Richtung Pinakotheken weiterradelt.

Doch auch auf der Messe findet sich so mancher skeptische Besucher. Auf dem Königsplatz steht Joachim Schwidder vor einem Messestand und isst ein Eis. "Ich bin neugierig, ich hab mir ein Ticket gekauft, weil ich mir das mal anschauen wollte", sagt er. "So SUVs und protzige Autos mag ich ja gar nicht." Er sei aber dennoch gekommen, weil ihn die Stimmung interessiere, "und die Elektroautos. Aber die kann sich ja keiner leisten."

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An den Messeständen ist die Stimmung hingegen fast euphorisch. Auch die Cafés in der Innenstadt sind mit Gästen der IAA gefüllt. "Es ist toll, dass die IAA so mitten in der Stadt ist", meint Annika Nohe von der ADAC-Stiftung. Zusammen mit ihrer Kollegin Melanie Guffler zeigt sie auf dem Königsplatz, wie sich ihre Stiftung für Verkehrssicherheit einsetzt. Hier können Kinder Verkehrswesten bemalen, während ihre Eltern einen Fahrtest machen.

IAA in der City: Solarauto in der Sonne

"Es ist doch gut, dass das Thema Mobilität so zentral in die Stadt kommt, und dann auch noch bei diesem tollen Münchner Wetter!", sagt sie. Das finden auch die Studenten der Technischen Hochschule Aachen, die ihr Solarauto direkt neben dem ADAC-Stand präsentieren. "Das ist schon toll, unser Solarauto so in der Sonne zeigen zu können!"

IAA in der City: DJ sorgt am Cupra-Stand für Stimmung

Allgemein wollen sie die Aussteller dieses Jahr besonders umweltfreundlich und nachhaltig präsentieren. Am Stand des spanischen Elektro-Autoherstellers "Cupra" bemüht man sich sehr, das Image einer grünen Marke zu vermitteln. "Recycelte Stoffe, ein Elektromotor", schwärmt Carlos Galinda, Chef des Produktmarketings. Eine DJ sorgt am Stand für Stimmung und spielt Technomusik.

Auch Rallyefahrerin Jutta Kleinschmidt zeigt begeistert ihren Wagen. "Vor der Rallye haben wir in Grönland Proben von schmelzenden Gletschern genommen. Wir versuchen da, sehr öffentlichkeitswirksam auf die Klimakrise aufmerksam zu machen."

Ob man der IAA im Herzen Münchens das neue grüne Image abkauft? Zumindest eines kann man jetzt schon sicher sagen. Die umstrittene Messe bringt "Leben in die Bude".

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4 Kommentare
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  • huraxdax am 08.09.2021 10:24 Uhr / Bewertung:

    Die Frage "Ob man der IAA im Herzen Münchens das neue grüne Image abkauft?" stellt sich mir nicht. Eine Messe ist (egal welches Thema) immer nur ein Schaufenster für aktuelle Produkte und Innovationen im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen. Dass die Veranstaltung IAA nun so in die Klima"killer"-Ecke gedrängt wird, verstehe ich daher nicht.

    Wahrscheinich hat das nur mir der derzeit allgemeinen Verteufelung der Verbrennungsmotoren zu tun. Eines muss aber auch allen vernünftig denkenden Menschen klar sein: Wir werden noch lange auf treibstoffbetriebene Fahrzeuge angewiesen sein, alles auf Elektro umzustellen ist nun mal nicht von heute auf morgen möglich. (Wenn überhaupt, da diese Rohstoffe für Batterien auch endlich sind).
    Also stehen wir noch am Anfang einer Entwicklung, die man hier zum Teil auch anschauen kann.

    Und nicht vergessen - der Individualverkehr ist nicht der größte Klimakiller! Reden wir doch mal über Energieversorgung, Industrie und Schifffahrt usw....

  • DunjaHayali am 08.09.2021 09:36 Uhr / Bewertung:

    Es gibt viel für und wieder bei E-Autos. Ein für mich entscheidender Punkt, ist die Aussage im Artikel "...aber die kann sich ja keiner leisten". Das ist der für mich die Gretchenfrage wie sich der E-Markt weiterentwickeln wird. Ich bin den Q4 e-tron von Audi zur Probe gefahren. Zweifelsohne ein cooler Wagen. Problem hier sind die 50.000€ für ein Auto das eine Reichweite von 300km hat. Ich fahre Langstrecke, allein zu Schwiegereltern in Süd-Osteuropa 800km. Dafür brauche ich stand heute 3 Tage und hinter der Österreichischen Grenze gibt es so gut wie keine Ladesäulen mehr. Ich warte auf die Brennstoffzelle, Toyota und Hyundai drängen langsam auf den Markt.

  • Der Münchner am 08.09.2021 07:55 Uhr / Bewertung:

    So ein schmarrn! Odeonssplatz, Wittelsbacherplatz, Lunwigstraße, dort IAA umsonst! 3G Regel gilt! Wer die erfüllt kriegt Eintrittsband umsonst!

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