Ausstellung "Olympia 72": Innehalten neben der Toilette

Die Ausstellung "Olympia 72" lagert die Erinnerung an das Attentat aus.
Robert Braunmüller
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Hinter dem Durchgang geht's weiter: Die Erinnerung an den Terroranschlag von 1972 ist in einen Nebenraum ausgelagert.
Hinter dem Durchgang geht's weiter: Die Erinnerung an den Terroranschlag von 1972 ist in einen Nebenraum ausgelagert. © RBR

München - Die Erinnerung an die Olympischen Spiele von 1972 ist nicht ganz einfach. Im Moment dominiert - auch nach dem Erfolg der European Championships - das Bild der "heiteren Spiele" und des Aufbruchs der Stadt. Anfang September wird wieder öfter vom palästinensischen Attentat auf die israelische Nationalmannschaft die Rede sein, auch wegen mutmaßlich zurückgehaltener Akten und des anhaltenden Streits um die Gedenkfeier wegen der bis heute verschleppten Entschädigung für die elf getöteten Geiseln.

Ausstellungsräume sind eigentlich nicht ideal

Das Problem demonstriert - vermutlich ungewollt - derzeit die Ausstellung "Olympia 72 in Bildern" in der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Besucher begrüßt eine riesige Fahne aus dem Jahr 1972 im Treppenhaus. Den Schwerpunkt bilden Fotografien aus der Sammlung der Bibliothek, aber auch Devotionalien wie ein Siegertreppchen sind zu sehen. Die Räume sind für Ausstellungen eher ungeeignet, und es war für die Macher sicher kein Vergnügen, sie zu bespielen.

Trotzdem wirkt der Umgang mit dem Attentat symptomatisch: Es wurde in einen Gang ausgelagert, den man - trotz einer Besucherführung durch Linien am Boden - leicht übersieht. Und ehe man in diesen Bereich gelangt, passiert man Toiletten und einen Kassenautomaten.

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Erinnerung an Olympia 1972 bleibt schwierig 

Die Bibliothek erklärt dazu, man habe einen "angemessenen Raum zum Innehalten und zur Reflektion" schaffen wollen. Die gute Absicht dieser durchwegs gut gemachten Ausstellung soll keineswegs bestritten werden. Aber der Ansatz, den Hauptteil attentatsfrei und sauber zu halten, schmeckt nach Verdrängung. Es ist ein Beispiel dafür, wie schwierig die Erinnerung an 1972 in München insgesamt bleibt.


Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstraße 16, noch bis 4.9., So - Fr, 10 - 18 Uhr, Eintritt frei.

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1 Kommentar
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  • Bluto am 25.08.2022 13:59 Uhr / Bewertung:

    Selbst 50 Jahre später finden sich immer noch Helfer der terroristischen Idee, mit geringsmöglichen Aufwand größtmögliche Aufmerksamkeit zu erzeugen.
    Nur als Gedankenspiel: Wie groß wäre wohl die Erinnerungskultur, wenn ein Flugzeug mit Sportlern auf der Heimreise abgestürzt wäre?

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