Ausstellung in der Staatsbibliothek: Im Zeitraffer durch München
250 Bilder aus Bayerns Geschichte - von der Erfindung der Fotografie bis heute - zeigt die Staatsbibliothek. Eine ergreifende Ausstellung.
München - Die Bayerische Staatsbibliothek zeigt von Freitag an eine Auswahl der 17 Millionen Fotografien ihres Archives. Sechs Themenschwerpunkte führen in 250 Bildern durch München und Bayern – von der Erfindung der Fotografie bis in die Gegenwart. "So etwas haben wir in dieser Form noch nie gemacht", sagt Kuratorin Cornelia Jahn.
1839 ist das Jahr, in dem die Fotografie erfunden wurde. In den beiden Schatzkammern der Bibliothek sind einige der ersten Fotos ausgestellt. "Das sind alles Unikate. Die gibt es definitiv nur einmal", sagt Jahn.
Vier Themenbereiche zeigen Kopien der Originalbilder
In der Mitte der ersten Schatzkammer ein hölzernes Gestell, auf dem ein Kasten sitzt, der einer Zieharmonika ähnelt. Eine Studiokamera. "Das war ganz mühsam", erklärt Jahn. "Erst vor Ort haben die eine Glasplatte beschichtet, darin eingesetzt, dann musste das Foto vor Ort noch entwickelt werden."
Die vier weiteren Themenbereiche der Ausstellung indes zeigen Kopien der Originalbilder. Da ist zum Beispiel die Touristen-Familie im Studio des Fotografen August Beckert. Im Hintergrund die Berge, "aber bei der Dame sitzt das Dirndl nicht, die Kette nicht, die Schürze passt nicht", sagt Jahn. Auch Fotos von Bergtouren sind zu sehen, der Fotograf Bernhard Johannes beispielsweise, selbst Bergsteiger, "der hat seine Kamera mit auf den Berg geschleppt, und damals gab’s keine Seilbahn", sagt Jahn.
Am beeindruckendsten ist wohl die Sammlung "1914 bis 1945 in München". Sie zeigt die Fotos des Hitler-Fotografen Heinrich Hoffmann und seiner 300 Mitarbeiter. Sie dokumentiert Georg Elsers versuchtes Attentat auf Hitler, oder ein Propagandabild des Hitler-Putsches auf dem Odeonsplatz: "Das ist ein ganz schwieriges Bild", sagt Jahn. Hitler wurde erst nachträglich als Anführer in das Bild montiert.
Foto vom brennenden München: "ein Irrsinnsbild"
Ergreifend sind die Bilder über Kriegszerstörung und Wiederaufbau: Ein Foto des Architekten Tino Walz zeigt die lodernde Stadt, "ein Irrsinnsbild", sagt Jahn, "es ist unter Lebensgefahr entstanden". Walz stand dafür auf einem der Türme der Frauenkirche, die ebenfalls zu brennen drohte, überdies waren Fotos der Kriegszerstörung unter Androhung der Todesstrafe verboten.
Ein anderes Bild dokumentiert die Suche nach Vermissten, "die Zettelbörse am Rotkreuzplatz", sagt Jahn. Auch der Treppenaufgang der Staatsbibliothek ist zu sehen: statt Treppenstufen eine Woge von Schutt, sie gleicht einer Gletscherzunge.
Die Bilder Georg Fruhstorfers bezeugen die Normalisierung des alltäglichen Lebens in den 50er- und 60er Jahren. "Der Stachus war einer der verkehrsreichsten Plätze Europas", sagt Jahn. Eines ihrer Lieblingsbilder: die Ankunft türkischer Gastarbeiter. "Mit wie viel Hoffnung, mit wie viel Freude, mit wie viel Zuversicht sie kommen."
Die Bilder Felicitas Timpes zeigen das kulturelle Leben Münchens von 1950 an. Am Ende der Ausstellung ein Ausblick: Der Stern hat der Staatsgalerie sein Archiv mit 15 Millionen Bildern überlassen. Im Jahr 2023 sollen sie ausgestellt werden.
Ludwigstraße 16, 6. März bis 21. Juni, Sonntag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, samstags und feiertags geschlossen. Kostenlose Führungen jeden Sonntag um 15 Uhr. Kostenlose Audioguides. Vortrag von Sebastian Peters über Hitler-Fotograf Heinrich Hoffmann am 28. April um 18.30 Uhr.
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