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Ausg'redt is? Warum Hubert Aiwanger noch Antworten schuldig ist

Reines Wahlkampfgetöse oder ernst gemeinte Debatte: Am Zwischenausschuss im Landtag zu Hubert Aiwanger scheiden sich die Geister.
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München - Es gibt zwei Versionen von Hubert Aiwanger. Jenen, der die Bierzelte in Wallung bringt. Und dann den, der still und mit entrücktem Blick dasitzt. Letzterer war am Donnerstag im Bayerischen Landtag. Für ihn ist offenbar alles gesagt. Markus Söder handhabt es ähnlich. Zwar ist sein Interesse an Landtagsdebatten ohnehin eher gering. Aber auch außerhalb des bayerischen Parlaments macht er weiter, als wäre nix gewesen.

Schon jetzt will Aiwanger aus der Angelegenheit Profit schlagen

Taktisch ist diese Haltung nachvollziehbar, ebenso wie die der Opposition, die Aiwangers Entlassung (Grüne und SPD) respektive mehr Antworten von Aiwanger (FDP) fordert. Dass die Motivation jener nicht nur hehre Grundwerte und Demokratieverständnis sind, dürfte auch klar sein - am 8. Oktober wird schließlich in Bayern gewählt.

Entscheidend sollte eigentlich Folgendes sein: Weder Charlotte Knobloch noch Josef Schuster sind von Aiwangers Einlassungen überzeugt. Für viele jüdische Menschen ist die Nonchalance, mit der Aiwanger mit der Angelegenheit umgeht, ein Affront. Hätte Söder ihn entlassen, hätte er mit der Affäre im Wahlkampf punkten wollen, sagt Knobloch. Sie hätte dies als größere Katastrophe empfunden.

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Schon jetzt will Aiwanger aus der Angelegenheit Profit schlagen, stilisiert sich zum Opfer. Wie mit einem lästigen Wimmerl geht er ansonsten mit der Thematik um. Ludwig Hartmann hat recht, wenn er sich fragt, ob so Reue und Demut aussehen. Für das fragile Verhältnis zwischen den Juden und dem Volk der Täter ist so ein Umgang fatal.

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  • lirumlarum am 10.09.2023 18:08 Uhr / Bewertung:

    Söder kann über die Koalition mit FW froh sein, sind CSU und FW werteähnlich. Mit Grünen hätte er keinen Koalitionär, sondern innerkoalitionäre Opposition und Konkurrenz; keine reibungsarme, effiziente Zusammenarbeit für Bayern. Grüne wollen nicht mitregieren, sie wollen regieren - allein - mit größerem Koalitionär als Trittbrett und Absegner. Mit Grünen würde ihm das laute Poltern sehr schnell vergehen: von Wüst, Günther, Scholz hört man weniger als erwartet; in bequemer, konfliktvermeidender Resignation läßt sich Regieren mit Grünen am streßärmsten ertragen.

  • lirumlarum am 09.09.2023 14:00 Uhr / Bewertung:

    Daß die CSU nach der Flugblattaffaire, in die auch Aiwanger mitverwickelt ist, leicht geschädigt wurde, die FW aber anscheinend nicht, mag meiner Ansicht auch daran liegen, daß Söder, trotz mancher betont bayerisch-markiger, medial wirksamer Sprache gegenüber Grünen, doch weiter eine gewisse Geschmeidigkeit in seiner Haltung auch weiter zu Grünen anhaftet. Aiwanger ist eher rustikal-derb, bierzelt- und dorfffest-konform, weniger opportunistisch-flexibel. Wirkt nicht unbedingt nett, aber irgendwie verläßlicher und somit durchaus sympathischer. Söder sollte vielleicht verbindliche Aussagen zum Koalitionsthema machen, damit man sich ausrechnen kann, was mit ihm zu erwarten ist, und ob man ihn weiter an der Führung haben will oder auch nicht.

  • lirumlarum am 09.09.2023 13:59 Uhr / Bewertung:

    Man läßt nichts aus, um gegen Aiwanger, damit auch gegen Söder, immer hysterischer um sich zu schlagen: Man bringt Aiwanger mit AfD in Verbindung, vergleicht ihn mit Trump, jetzt erklärt man ihn zum Hitlerfan. Nichts ist zu weit hergeholt, zu irreal konstruiert, um die inzwischen totgekochte Suppe am Dampfen zu halten. Söder hat man damit fast rumgekriegt - fast. Dieses "fast" bringt die CSU in Bedrängnis: haben die Freien Wähler, die nicht nur aus Aiwanger und Bruder bestehen, wegen Aiwangers klarer Analyse und Sprache zur gefährlich-bürgerfeindlichen fehlkoalitionären Tagespolitik im Bund, große Zustimmung, während pseudomoralisch dauerempörte Grüne weiter absacken. Die potentielle Aussicht, daß Söder dennoch trotz betont markiger Absage an Grüne diese doch als Koalitionäre nehmen könnte, ist genau das, weswegen man gegenüber der CSU, besser gegen Söder, mißtrauisch bleibt, so lange er sich nicht traut, verbindlich Schwaz-Grün eine Absage zu erteilen.

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